Autorin: Susanne Holst-FrankeLesezeit 4 Minuten

Vipassana – der Tsunami-Teil 1

Als ich mich vor ein paar Jahren zu meinem ersten Schweige-Retreat anmeldete, hatte ich überhaupt keine Ahnung was mich erwarten würde und das war auch erstmal gut so. Vipassana, das wusste ich bereits, gehört zu den ältesten Meditationsmethoden. Das klang gut für mich und da ich sehr begeisterungsfähig bin, meldete ich mich unverzüglich zu einer „Schweigewoche“ an.

In der Info-Broschüre hieß es vielversprechend: Durch die wachsende Achtsamkeit kommen wir in einen tiefen, bedingungslosen Kontakt mit dem Sein. Der Gedanke gefiel mir. Kontakt mit dem Sein – super. Daraus erwächst eine Form von Freiheit (Freiheit klang noch besser, ja schon fast nach Abenteuer), die real und erlebbar und damit jenseits unseres alltäglichen Reiz-Reaktionsmusters liegt. Reaktionsmuster überwinden hörte sich auch sehr verlockend an.

Schweigen

Wir verbringen die Tage in durchgängigem Schweigen und Eigenwahrnehmung: Beobachtung von Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen … und das war die Krönung. Arbeitsüberlastet und durch meine psychotherapeutische Tätigkeit ständig in Kontakt mit anderen und auch am Reden, verhieß dies doch eine super Zeit im Kloster zu werden. Endlich Ruhe und Schweigen – Hurra. Und schon war die Tasche zu meinem spontanen Abenteuer gepackt.

Sitzen

Tag 1: Sitzen auf einem Meditationskissen – nur Sitzen von morgens bis abends. Nichts tun. Einfach nur Sein und Sitzen. So sollte meine Woche aussehen. Meine Vorstellung war ruhig, entspannt und wohltuend. Es war nur meine Vorstellung, aber eben nicht die ganze Wahrheit.

Wie hieß es noch mal in der Info-Broschüre… Beobachten von Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen. Das ließ dann ja auch nicht lange auf sich warten und war auch keine Meisterleistung meinerseits. Körperempfindungen – die waren nicht zu überspüren! Klar, ich spürte plötzlich, dass ich Knie habe, Waden, einen Fußrücken, einen Rücken und so weiter und so weiter.

Mit den Körperempfindungen kamen dann auch die Gedanken. Ich fragte mich zum Beispiel: was tust du dir da an? Du bist ein freier Mensch, du kannst jetzt einfach aufstehen und gehen! Warum bist du immer so spontan?

Feuerwerk im Kopf

Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass meine Gedanken nur so schossen – ein wahres Feuerwerk in meinem Kopf. Erschreckend. Die Gefühle ließen nicht lange auf sich warten. All meine Zweifel, mein Hadern und meine Selbstbeschimpfungen führten natürlich zu einem schlechten Gefühl. Meine innere Unruhe wuchs von Minute zu Minute. Da saß ich nun. Ich verharrte und beobachtete mich selbst, beobachtete, was so los war in dieser in Stille. Äußerliche Stille ja, innerlich waren da neben feuerwerkartigen Explosionen auch tsunamiähnliche Wellen. Super Abenteuer, Susanne! Tag 2 gestaltete sich weder abwechslungsreicher noch schöner. Wieder Sitzen – einfach nur Sitzen in Stille – ein Tsunami inklusive Feuerwerk.

Ich will es nicht hören

Tag 3 bescherte mir dann noch eine Mittelohrentzündung. Ich war bedient und wollte nichts mehr hören! Aber ich verharrte und beobachtete. Ich beobachtete nun auch den Schmerz… wie er kam – und dann machte ich eine überraschende Entdeckung.

Zu dieser überraschenden Entdeckung erzähle ich Dir im nächsten Teil gerne mehr … in ca. 4 Wochen … bis dann.

Susanne Holst-Franke