Autorin: Dr. Kathrin BrodowskiLesezeit 3 Minuten

Ich weiß nicht, ob Sie das auch kennen – diese E-Mailflut. Dieses nicht enden wollen von Informationen, die ich nur teilweise brauche oder auch nur teilweise verstehe. Manche noch mit Druck geschrieben, wenn Zeiten nicht eingehalten werden oder wenn selber eine E-Mail verschlampt wurde und andere die Zeit jetzt wieder aufholen sollen.

Email-Flut – Naturgewalten. Hilfe – ich ertrinke

Es ist dieses schwarz auf weiß, welches uns glauben lässt wir haben informiert, sind abgesichert, haben delegiert und sind etwas losgeworden. Oder ganz einfach wir haben etwas geschafft, am Tag alle Emails abzuarbeiten gibt uns das Gefühl erfolgreich zu sein. Oder wenn man es nicht schafft, das Gefühl zu ermüden, einem immerwährendem Strom zu erliegen – wie ein Schwimmer der irgendwann abdriftet.

WhatsApp & Twitter – der Strudel der dich mitreisst

Für manche gibt es Emails auch nicht nur auf dem Laptop/Computer sondern weil die Zeit gar so langweilig zu sein scheint, diese auch noch auf dem I-Pad oder Handy. Und wenn auch das nicht mehr reicht, dann gibt es weitere Texte auf Twitter oder WhatsApp. Auf diesen ist es sogar noch schwieriger den Gesamt-Kontext zu verstehen, da Anhänge nicht immer geöffnet oder gelesen werden können oder es auch schwierig zu sehen ist, ob man in cc war oder vielleicht der direkte Adressat. Wichtig zu sein scheint, man antwortet sofort. Das ist die unausgesprochene Regel bei der Mehrheit der Menschen. Ob die Antwort inhaltlich nützlich ist, scheint eher eine untergeordnete Priorität zu haben, es ist die Zeit, die den Unterschied macht.

Es scheint, dass die Zeit, welche wir im letzten Jahrzehnt durch neue Medien eingespart haben um Längen in mangelnde E-Mail Kommunikation umgewandelt wurde, anstelle Sie in Freunde, Familie oder – welch waghalsige Idee – in unser selber zu stecken. In unser Leben im Hier und Jetzt. Genau das ist aber die Chance, die in dem ganzen steckt und bei der uns Achtsamkeit helfen kann.

Passende Werkzeuge

Haben Sie jemals über achtsame Kommunikation nachgedacht. Und ob Email das richtige Werkzeug ist und wenn dem so ist, wann und wie sie antworten werden. Jetzt werden Sie vielleicht antworten: „schön, wenn ich mehr telefoniere, mehr zu den Kollegen laufe und bewusst kommuniziere, die E-Mail-Flut bleibt doch die gleiche“.

Schmetterling – der Rettungsschwimmer

Denn meine Umwelt ändert sich nicht. Ja, und Nein. Es stimmt, dass wir nicht die Welt retten können, sondern nur unser eigenes Verhalten, aber auch der Flügelschlag eines Schmetterlings hat eine Wirkung und die haben wir auch. Achtsam NEIN zu sagen oder abzuwarten, zweimal zu lesen, oder erst einmal zu schlafen und sich dann den idealen Kommunikationskanal sowie Inhalt zu überlegen ist mindestens ein Flügelschlag.

ACC (Adaptive Communication Control) – die Abstands-Kommunikations-Kontrolle

Ein- und auszuatmen und Abstand zu gewinnen (nicht nur zu Emails, sondern bei jeglicher Kommunikation), das alles erreichen wir durch Achtsamkeit, eine Distanz die uns präsenter werden lässt und fokussierter. Wir werden ruhiger, entspannter und zufriedener. Denn wir entscheiden, wir sind die einzigen die entscheiden können, in jedem Moment! Es ist unser Leben und unsere Zeit. Und wenn wir uns ändern, dann ändert sich auch unsere Umwelt, so einfach ist das. Wir haben einen durchsichtigen Mantel an, der vieles abhält und uns Schutz bietet. Schutz, der es uns ermöglicht in Situationen ruhiger, gelassener und durchdachter zu reagieren.

Wann fangen sie mit Achtsamkeit an?

Dr. Kathrin Brodowski