Autor: Thomas B. Schönmetz  •

Waschen ja – nass nein. Wer den Pelz gewaschen haben möchte, ohne dabei nass zu werden, der will aus einer Sache nur Vorteile ziehen – so definiert das Wikipedia.

Manchmal habe ich genau diesen Eindruck, wenn ich mich mit Unternehmern und Führungskräften über das Thema Achtsamkeit austausche. Generell ja, doch so richtig eintauchen, so mit Anlauf vom 3 Meter Brett … besser nicht. Lieber am Beckenrand und Füße reinhängen, das muss erst mal reichen. Nein, ich habe keine negativen Gedanken zu Unternehmern oder Führungskräften. Ich wundere mich eben – andererseits wundere ich mich nicht.

Generell darf man ein Unternehmen oder eine Organisation als einen lebendigen Organismus ansehen. Und dass gute (gesunde) wirtschaftliche Ergebnisse von den Menschen erarbeitet werden, ist sicher auch keine verwegene Behauptung. Und als Krönung behaupte ich, dass es langfristig nur funktioniert, wenn gesunde Ergebnisse von gesunden Menschen kommen – also wenn auf beide Faktoren geachtet wird – auf den Menschen und auf das Ergebnis.

Optimierung: höher-schneller-weiter

In den letzten 20-30 Jahren wurde in vielen Unternehmen optimiert, verbessert und strukturiert. Der Strauß an Beratungsstrategien und Tools war und ist immer noch immens groß. Angefangen bei der Einführung der DIN ISO, der Mutter der QM Systeme, über KVP, Potentialanalysen bis hin zu SixSigma. Alles machte bislang Sinn – im einen Unternehmen mehr, im anderen etwas weniger.

Manches Unternehmen gestaltete Arbeitsprozesse, ein anderes Unternehmen optimierte oder adaptierte – entlang den neuen Anforderungen. Alles lief schneller, alles funktionierte effizienter. Doch bei all den wertvollen Anstrengungen haben wir eines aus dem Blick verloren – „den Menschen der das alles geschaffen und umgesetzt hat“. Vielleicht haben wir den Menschen an sich nicht aus dem Blick verloren, aber auf alle Fälle seine Verfassung.

Ausgebrannt

Wie kann es sonst sein, dass Kranken-/Gesundheitskassen einen derart gravierenden Anstieg bei Burnout und Depression haben. Weitere Krankheitsbilder sind Herz-Kreislauf-, Atmung- & Rückenbeschwerden. Und all die genannten Beschwerden sind eben Krankheitsbilder die eine enorme Zeit zur Heilung beanspruchen und somit auch das Ergebnis der Betriebe gravierend belasten.

Alles ist ersetzbar – nein, ist es nicht!

Natürlich zahlt irgendwann die Krankenkasse Lohn oder Gehalt weiter, doch der oder die Mitarbeiterin fehlen trotzdem und müssen – zumindest temporär – ersetzt werden. Vielleicht war dieser Mitarbeiter Bindeglied in wichtigen Kundenbeziehungen, die über Jahre gewachsen sind und wo viel Vertrauen mitspielt. Vielleicht gehen genau während der Abwesenheit dieses Mitarbeiters Kunden verloren, die sonst nicht verloren gegangen wären. Das sind eben Dinge, die man nicht messen kann.

Höher schneller und weiter – das sind messbare Faktoren. Aber all das andere dazwischen? Man kann es nur wenig greifen, aber es wirkt lautlos und kostenintensiv.

Weiter geht es im nächsten Teil. Dann gibt es ein paar Zahlen, die zu denken geben.

Thomas B. Schönmetz