Autor: Thomas B. Schönmetz •
Erfunden wurde „es“ vor vielen vielen Jahren – damals nannte man es noch liebevoll „Handy“. Es war zum „Telefonieren“ da. Man war damit – unter Business-Aspekten – weniger gehetzt. Man konnte endlich auf der geschäftlichen Reise viele Telefonate erledigen, wofür man sonst eben einen Festnetzanschluss suchen musste. Es war damals ein gutes Werkzeug für wichtige Dinge – und das Werkzeug funktionierte gut.
„Smartphone-Effizienz-Infarkt“ Kommunikation (ein Gespräch führen – miteinander reden)
Was ebenfalls schön war … man telefonierte … statt zu schreiben. Am anderen Ende war ein lebendiges Wesen, welches man als solches wahrnehmen konnte. Vielleicht war es ein wichtiges Gespräch mit einem Kunden hinsichtlich diesem „sehr speziellen Auftrag“. Man konnte gut einschätzen, wie der Kunde aufgelegt war, ob die Reklamation zu seiner Zufriedenheit erledigt wurde, wie es ihm persönlich ging, seiner Familie, den Kindern und dem Pferd. Ja, das war in einem Telefonat möglich – auch heute noch. Ein Telefonat war und ist schlichtweg effektiv und auch effizient. Man kam seinem Ziel schnell und einfach näher. Ich glaube das geht heute auch noch.
Pass auf – ich schreib dir gleich
Doch das Drama nahm seinen Lauf. Aus diesen schicken und sehr design-orientierten „Handys“ wurden plattgedrückte Smartphones. Einhergehend mit dieser technischen Evolutionsphase kam es auch zu einem Kulturwechsel. Ein Kulturwechsel in der Kommunikation. Man begann, immer mehr zu schreiben. Ob SMS, Whatsapp oder irgendein Messenger-Dienst – es gibt zwischenzeitlich eine fast unüberschaubare Anzahl an Möglichkeiten um Texte und Bilder zu versenden. Doch nun muss man aufpassen:
In manchen Fällen ist so eine Textnachricht äußerst sinnvoll! In vielen Fällen ist sie es jedoch nicht!
Der Checker – 88 mal checken
Hier möchte ich auf einen speziellen Punkt zu sprechen kommen, der durchaus zum Nachdenken anregen darf. Es gibt Untersuchungen, die nachweisen, dass wir – während eines Tages – unser Smartphone „durchschnittlich“ 88 mal checken. Daraus resultieren rund 56 Aktivitäten – ebenfalls „durchschnittlich“ gesehen.
Doch jetzt lassen sie uns mal rechnen.
1 Stunde & 20 Minuten ohne Kontrolle?
Nehmen wir an, dass wir 40 Checks während der Arbeit vornehmen – pro Check nehmen wir 1 Minute. So können wir von einer Ablenkung von 40 Minuten sprechen.
Aus den zuvor genannten Checks resultieren ca. 20 Aktivitäten – wir reagieren – pro Reaktion nehmen wir ca. 2 Minuten. So reden wir auch hier von einem zeitlichen Aufwand von ebenfalls 40 Minuten.
Fazit: Wenn wir einen Arbeitstag mit 8 Stunden zu Grunde legen, so darf man von einer Ablenkung von 1 Stunde und 20 Minuten ausgehen.
OK, OK, … ich höre schon Stimmen die sagen. Ja, aber da kann ja auch viel geschäftliches dabei sein. Stimmt, es kann auch geschäftliches dabei sein. Die neue Frage heißt nun: bringt mich diese geschäftliche Info „JETZT“ wirklich weiter.
Achtsamkeit – das Gegenteil von Multitasking
In der Achtsamkeit ist eines ganz wichtig: dass man sich einer Sache in vollem Umfang widmet – dass man voll und ganz bei der Sache ist – bei dieser EINEN Sache! Und nicht im Multitasking-Modus bei 3 verschiedenen Aktivitäten und Gedankenbaustellen gleichzeitig. Multitasking ist im Übrigen Mist – dies lässt sich durch einfachste Übungen nachweisen. Alles dauert wesentlich länger.
Statt eine Sache gut zu Ende zu bringen, lassen wir uns vom Smartphone x-mal aus der Konzentration und dem Flow reißen, wir lassen uns ablenken, wir geben die Kontrolle ab. Es dauert dann auch seine Zeit, bis man wieder im Ursprungsprozess ist. Und ist man wieder gut im Prozess angekommen … piept wieder dieses Ding und man muss nachsehen … könnte ja doch auch der Chef sein … oder, oder, oder … Sie können nun ihre eigene Kalkulation aufmachen. Sie können es für sich auch schön rechnen – das bleibt ganz alleine ihnen überlassen.
Auch mir geht es oft so: ich warte auf eine wichtige Nachricht – das Smartphone piept – es ist nicht die erwartete Nachricht, doch ich fange an zu scrollen, zu lesen, dann kommen Gedanken, dann scrolle und lese ich wieder, usw. … und nach einigen Sekunden weiss ich garnicht mehr so richtig was ich wollte und wo ich bin.
Weniger kann mehr sein
Doch eines ist sicher und mittlerweile entlang einigen Beispielen und Untersuchungen auch nachweisbar: es gibt bspw. Firmen, die ihre Arbeitszeit von 8 Stunden auf 5 Stunden reduziert haben … bei gleicher Entlohnung … natürlich sind die „Ablenkungs-Spielregeln“ geändert worden … bspw. Meetings im Stehen und nur bei Notwendigkeit. Man kann sich kaum vorstellen welche Effizienzsteigerung das ergibt.
Und natürlich der Umgang und der Einsatz des Smartphones ist neu geregelt … auch hier … Einsatz wo es hilft und Sinn macht – PUNKT.
So, ich mach jetzt Schluss, denn mein Smartphone zeigt 23 neue Nachrichten. Auch ich muss jetzt …
Thomas Schönmetz
Ja das Smartphone hat uns nicht kommunikativer sondern eher schon einsamer gemacht. Freunde in Facebook oder WhatsApp-gruppen sind kein Ersatz für Freundschaften mit intensiven Gesprächen. Genau so verhält es sich mit Mails und geschriebenen Kurznachrichten. Sie ersetzen Gespräche nicht. Wichtig ist, dass wir diejenigen bleiben die die Technik beherrschen und nicht umgekehrt. Deshalb Handy am Arbeitsplatz aus oder zumindest lautlos. Wer mit mir sprechen will soll anrufen oder noch besser kommt vorbei. Denkt Mal drüber nach….
Mittlerweile gibt es diese Apps, die sich mit dem Thema ‚Digital Wellbeing‘ auseinandersetzen. Ganz schön interessant. Oder man schaltet die Notifikationen auf dem Telefon einfach aus und ruft Nachrichten manuell ab. Für mich funktioniert das wunderbar und meine Kunden haben gelernt, damit zu leben. Das gilt im Übrigen auch für meine Emails oder KommunikationsApps (Slack, Trello, etc) auf dem Laptop. Zusammen mit der ‚digitalen Wellbeing‘ Erfahrung bin ich mittlerweile privat als auch beruflich auf unter eine Stunde ‚Smartphone‘ gekommen. Meine Aktionen aus Benachrichtigungen passieren bewußter und sind in aller Regel zielführender als zerstreuender :-).