Autorin: Susanne Schönmetz  • Lesezeit 3 Minuten

Ausserhalb der Matte •

Oft beschränken wir die Yogapraxis auf die Zeit auf der Matte. Oder wir finden erst gar keine Zeit zu üben, weil immer irgendetwas wichtiger ist. Doch es gibt keine Ausreden nicht Yoga zu üben, denn üben kann man zu jeder Zeit. Ob wir Asanas praktizieren, abspülen, arbeiten, essen oder spazieren gehen – durch eine bestimmte innere Haltung wird aus jeder Tätigkeit eine Übung im Sinne des Yoga.

Ankommen wann? Ankommen wo?

Wenn wir uns auf die Matte begeben, dann sind wir ganz im gegenwärtigen Moment. Wir sind ganz präsent bei dem was wir tun, was wir spüren, was wir empfinden und fühlen. Wir sind bei angespannten Muskeln, unseren überreizten Nerven, einer Dehnung, einem Kribbeln, einem Brennen, einem Knacken und einem Knirschen in den Gelenken. Und wir sind bei unserem Atem und unserem Herzschlag.

Luft-Kontakt

Wir spüren den Druck der Sitzknochen gegen den Boden und unsere Füße verwurzelt mit der Erde. Wir spüren unsere Hände, wenn sie sich durch die Luft bewegen, die Berührung der Kleidung und die Luft auf unserer Haut. Wir nehmen bewusst den Weg in und aus der Haltung wahr. Wir spüren den Fluss unseres tiefen Atems und der Energie sowie die Bewegung des Atems im Körper.

Forscher

Wir erforschen unsere Gefühle. In unseren Lieblingshaltungen empfinden wir Freude und Wohlgefühl. Haltungen, die unsere schwachen und verspannten Körperstellen erreichen, lösen vielleicht unangenehme Gefühle in uns aus und wir fühlen Wut, Widerstände, Ungeduld und Angst. Wir nehmen unseren unruhigen Geist wahr, wenn wir unseren Atem beobachten. In Shavasana scannen wir unseren ganzen Körper und lassen Körper, Geist und Atem ganz zur Ruhe kommen.

Bewusstes Lächeln

Wenn wir die Matte verlassen, können wir versuchen dem nächsten Schritten genauso viel Aufmerksamkeit zu schenken und gegenwärtig zu bleiben. Wir können die Hände spüren, wenn wir sie waschen oder im Garten graben – oder wir spüren die Füße, während wir gehen. Wir können uns unsere Haltung, unsere Mimik und Anspannung bewusst machen und diese bewusst korrigieren. Wir richten unseren Rücken wieder auf, entspannen unsere Schultern, unseren Nacken und unseren Kiefer. Oder wir entspannen unsere Mundwinkel zu einem Lächeln und lösen so ein Gefühl der Freude und Entspannung aus.

Startup: der Tag beginnt

Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf den Beginn eines neuen Tages, auf die Körperhaltung, darauf wie wir gehen und stehen. Wir achten darauf wie wir essen, wie wir atmen oder wie wir unseren Mitmenschen begegnen. Wir können uns selbst beim Leben beobachten und wahrnehmen, was wir denken und was wir fühlen. Wir lernen uns selbst zu verstehen. Wir erkennen schädliche Gewohnheiten im Denken und Handeln. Wenn wir intensiv in Kontakt mit uns sind, erkennen wir was das Richtige für uns ist. Vielleicht können wir Unheilsames lassen und Heilsames tun.

Wo atmet es denn?

Wir können uns immer wieder Zeit für ein paar bewusste Atemzüge nehmen, dies bringt uns sofort in den gegenwärtigen Moment und zu uns selbst. Wir können immer mal wieder unsere Alltagsroutine unterbrechen und uns fragen: „Was ist jetzt?“ Wie fühlt sich mein Körper gerade an? Wo im Körper spüre ich meinen Atem am deutlichsten? Wie empfinde ich den Atem? Wie fühle ich mich im Moment? Gelingt es mir einfach nur meine Gedanken zu beobachten, ohne mich in Geschichten zu verstricken? Wie fühlt es sich an „ganz gegenwärtig“ zu sein?

Da bin ich!

Wir schaffen uns kleine Pausen, um ganz bei uns selbst anzukommen. Dazu haben wir immer und überall Gelegenheit. Wenn wir im Bett liegen und gerade die Augen öffnen oder bevor wir sie abends schließen. Oder wenn wir am PC sitzen, als Beifahrer im Auto oder in der Sonne auf einer Gartenbank; wenn wir in der Küche stehen oder in einer Warteschlange.

Wenn wir auf diese achtsame Weise mit uns umgehen wird das ganze Leben zur Yogapraxis. Wir sind mehr und mehr in unserem Leben anwesend. Der Yoga verlässt die Matte und wird Bestandteil eines achtsamen und bewussten Lebens. So treten wie von selbst Bereiche wie Gesundheit, Ernährung, gute Beziehungen in den Fokus des Interesses. Wir werden feststellen, dass unser Leben positiver, kraftvoller und energiereicher wird. Wir spüren mehr und mehr unseren Körper, so wie er ist und fühlen uns mit ihm verbunden. Wir können mit unseren Gefühlen und Gedanken verbunden sein und sie vollständig wahrnehmen und reflektieren und wir können uns auch mit allem was ist, mit den Menschen, der Gesellschaft und der Natur verbinden.

YOGA ist immer

Susanne Schönmetz