Autor: Thomas B. Schönmetz  •  Lesezeit 5 min. 

Über den Klimawandel wird viel gesprochen und geschrieben. Ja genau! Das Wetter und so … denken sie gerade daran?

Aber heute meine ich ein anderes Klima – das Betriebsklima. Auch hier muss dringend etwas getan werden. Das Betriebsklima ist in vielen Unternehmen in einer gleichen Schieflage, wie auf unserem Planeten die Natur und deren Gleichgewicht.

Bei uns ist es oft „bewölkt“

Man spricht gerne „so nebenher“ über das „Betriebsklima“, als sei es nicht gar so wichtig. Ist ja auch nicht Teil des Arbeitsvertrages. „Bei uns ist es halt nicht sooo toll“ hört man oft. „Da kann man NIX machen“ sagen viele.  So oder so ähnlich denken viele Arbeitnehmer/innen in Deutschland und über die deutschen Grenzen hinaus.

Klima wirkt

Das Betriebsklima hat gravierende Auswirkungen. Man kann getrost sagen, dass es von der Eingangstüre des Unternehmens bis hin zur Bilanz wirkt. Ja, sie hören richtig … bis hin zu finanziellen Auswirkungen!

In meiner bisherigen Arbeit durfte ich selbst Zeuge von klimatischen Auswirkungen in verschiedensten Unternehmen und Gross-Projekten werden. Und ich durfte auch eigene Erfahrungen machen. Ich bekam klimatische Auswirkungen zu spüren und ich durfte auch als Klimagestalter tätig sein.

Ein paar Fakten und Zahlen zu betriebsklimatischen Auswirkungen in Unternehmen:

1. ein schlechtes Betriebsklima wirkt auf die Stimmung und senkt die Motivation
2. ein schlechtes Betriebsklima wirkt auf die Gesundheit und senkt die Leistungsbereitschaft
3. ein schlechtes Betriebsklima wirkt somit auch auf die betriebswirtschaftliche Situation (gerade wegen Punkt 1 & 2)

Und noch ein paar Zahlen zur aktuellen Situation:

Eine Umfrage der AOK 2018 zeigt u.a. folgendes:
– 98,4 % der Befragten ist im Job am wichtigsten, sich am Arbeitsplatz wohl zufühlen
– 97,8 % wünschen sich eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen
– 96,8 % wünschen sich ein gutes Betriebsklima (harmonischer und offener Umgang mit Kollegen/Kolleginnen)
– 92,4 % wünschen sich ein gutes Verhältnis zu Vorgesetzten

Diese Wünsche sind ja ganz nett zu lesen, doch nun auch noch ein paar Zahlen dazu, die bis auf den Nerv gehen:
– laut einer Studie von Roland Berger können u.a. Krankheitstage um 30-40 % reduziert werden!
– bei 300 Mitarbeitern sprechen wir hier grob über eine Summe von rund 1.000.000 Euro, die das Betriebsergebnis steigern können
– andere Faktoren wie Motivation, Leistungsbereitschaft, Leistung an sich und die Kreativität sind hier noch nicht einmal ansatzmäßig berücksichtigt (diese Faktoren sind um eine vielfaches höher als die zuvor genannte Zahl).

Doch wie kommt es zu einem schlechten oder guten Betriebsklima? Was ist gut und was ist schlecht? Wer ist verantwortlich? Wer trägt dazu bei?

Wie ein Tornado zustande kommt

Lange Jahre zurück durfte ich als externer Berater eines Projektes zu Qualitätsstandards an einem Meeting teilnehmen, dass ich bis heute nicht vergessen habe. Es sassen rund 15 Personen am Tisch und der Grund des Zusammentreffens war der Austausch zum Projekt-Status. Des Chef des Unternehmens sass am Tisch sowie seine Abteilungsleiter. Ein Abteilungsleiter hatte sich etwas verspätet, hastete in den Raum, nahm Platz und prüfte kritisch seinen Stuhl, an welchem ein Stuhlbein verbogen war. Ich fragte Ihn, was denn mit seinem Stuhl los sei. Er antworte mir: „mein Stuhl wackelt“ … worauf der Chef des Unternehmens anmerkte „diese Situation dürfte ja nicht fremd für sie sein“. Dies geschah während 13 Kolleginnen und Kollegen zugegen waren!

Dies wäre ein Beispiel für ein „äußerst schlechtes Betriebsklima“ … befeuert durch den Chef selbst. Der Rest des Unternehmens zeigte sich in entsprechendem Zustand, über das hohe Maß an Reklamationen, eine exorbitant hohe Fluktuation, bis hin zu einer überdurchschnittlichen Höhe an Krankheitstagen und einer entsprechenden Bilanz!

Wer so handelt und in dieser Art „den menschlichen Umgang“ vorlebt, muss sich nicht wundern, wenn es die Abteilungsleiter in ihren Abteilungen dann genau so tun. So einfach ist das erklärt.

Führungs-Persönlichkeit

Somit kommt der Firmenleitung eine immens wichtige Rolle zu! Achtsam zu handeln und zu führen ist eine Kunst, eine immense Herausforderung und letztlich einer der wichtigsten Faktoren, welcher eine „wirkliche Führungspersönlichkeit“ auszeichnet.

Ich breche es mal auf einfache Worte herunter:
Zynismus ausleben, wutentbrannt herumschreien, Konsequenzen androhen, Menschen drängen und hetzen … das kann jeder! Fein zu führen, Vertrauen aufbauen, für das Ziel begeistern, Motivation wecken, der Kreativität des Individuums Raum lassen, Menschen mit Spaß und Freude mitnehmen und natürlich auch entsprechend zu handeln bei Fehlern oder Missgeschicken … das kann nicht jeder!

Eine Führungspersönlichkeit besteht aus einer wertvollen Mischung an achtsamen Bausteinen. Wer „achtsamen“ Umgang vorlebt … der profitiert letztlich von seinem Einsatz als verantwortungsvolle Führungskraft. Abteilungsleiter werden sich entsprechend verhalten und letztlich jeder einzelne Mitarbeiter des Unternehmens.

Vorgelebt-belebt

Das ist wie mit der Getränkedose auf dem Firmenhof. Hebt der Chef sie auf und wirft sie in den Mülleimer, werden einige diesem Beispiel folgen – sicher nicht alle – doch letztlich immer mehr. Und andere werden vielleicht erst gar keine Dose mehr wegwerfen.

Gelebte Achtsamkeit nimmt bei der Gestaltung und der Pflege des Betriebsklimas eine Schlüsselrolle ein – in jeden Bereich – auch im Umgang mit den Kunden.

Und letztlich wird sich „gelebte Achtsamkeit“ auch im Unternehmensergebnis niederschlagen – und zwar gewaltig.

Thomas B. Schönmetz