Autor: Thomas B. Schönmetz  •  Lesezeit 6 min. 

Fast jeder zweite Arbeitnehmer traut seinem Vorgesetzten nicht! Wahnsinn – oder?

Ungerechte Entlohnung, sehr geringe Entwicklungschancen und Mängel bei der Führung. Mehr als 50% der Beschäftigten sind mit ihrem Unternehmen unzufrieden – mit fatalen Folgen – sie arbeiten mit gedrosselter Leistung – wachsende Resignation! Befragt wurden hierzu mehr als 10.000 Arbeitnehmer.

Die Mehrheit

In Deutschland fühlen sich mehr als 50% der Arbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber enttäuscht und unfair behandelt – sie sind unzufrieden im Job und resignieren deshalb.

Mehr als jeder zweite Arbeitnehmer hat das Vertrauen und den Glauben in sein Unternehmen verloren. Dies zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Diese Studie zeigt, dass nur 44 Prozent der Mitarbeiter ihrem Unternehmen vertrauen und nur 47 Prozent ihrem Vorgesetzten/Chef.

Dies heißt nichts anderes als: die Mehrheit aller Arbeitnehmer ist gegenüber ihrem Unternehmen kritisch,skeptisch oder gar misstrauisch eingestellt. Dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Mitarbeiter ziehen sich zurück, arbeiten nur noch im sicheren Bereich, was heißt: sie resignieren und machen Dienst nach Vorschrift. Sie bringen sich nur noch wenig ein, präsentieren keine eigenen Ideen mehr … eine Art „gedrosselte Leistungsbereitschaft“. Technisch betrachtet könnte man es wie folgt beschreiben: Mitarbeiter, die auf Halbgas arbeiten.

Einer der Hauptgründe für dieses Misstrauen ist vor allem die Thematik „Ungerechtigkeit“.

Die Mehrheit der befragten Mitarbeiter störte vor allem, dass das Personal im Unternehmen unfair entlohnt werde, 48 Prozent kritisieren eine fehlende Chancengleichheit (bei Vergütung und Beförderungen). Sehr hoch ist auch der Anteil derjenigen Mitarbeiter, die beim Management Defizite bei der Führung anprangern. Als Führungsmangel wird hier bspw. eine hohe Fluktuation bei den Beschäftigten im Unternehmen gesehen.

Weitere Auswirkungen von Job-Frust & Resignation:

  • rund 42 % denken intensiv über einen Jobwechsel nach
  • ca. 30 % tun eben nur noch dass, was von ihnen verlangt wird
  • die restliche, zur Verfügung stehende Leistung, wird „eingefroren“ und bspw. im Freizeitbereich ausgelebt
  • für rund ein Viertel der Mitarbeiter wird Qualität zur Nebensache
  • ein weiteres Viertel redet schlecht über das Unternehmen
  • die Produktivität des Unternehmens sinkt in einem gewaltigen Umfang

Kontraproduktiv für den digitalen Wandel

Gerade im digitalen Wandel ist eine Verringerung der Leistungsbereitschaft seitens der Mitarbeiter höchst problematisch für ein Unternehmen. In einer unübersichtlichen Arbeitswelt, mit wachsendem globalem Wettbewerb sowie wachsender Dynamik, sind Unternehmen mehr denn je auf gute Mitarbeiter und deren Leistung angewiesen. Unternehmen brauchen leistungsbereite, kreative und loyale Mitarbeiter. Menschen die ihre Ideen einbringen – die ihre ganzes Potential einbringen!

Gerade diese Studie zeigt einmal mehr wie wichtig die Thematik „Achtsamkeit in der Führung“ von Mitarbeitern ist. Menschen zu führen ist eine Fähigkeit die mehr und mehr gebraucht wird. Achtsamkeit wird dabei „unverzichtbar“!

Achtsamkeit zur Optimierung?

Und hier kommt ein NEIN. Ein klares NEIN, wenn Achtsamkeit als „Optimierungstool“ missbraucht wird. Wer Achtsamkeit zur Optimierung verwendet, ist auf dem falschen Weg. Wer es dennoch tut, dem wird der Weg zeigen, dass es dauerhaft und nachhaltig NICHT funktioniert! Doch genau „die“ werden dann sagen und schreiben, dass Achtsamkeit nur ein „Hype“ ist und dass Achtsamkeit völlig überschätzt wird.

Achtsamkeit richtig angewandt, entfesselt gigantische Kräfte, gigantische Leistung. Achtsamkeit kann verändern – zum Optimieren ist sie nicht geeignet. Eigentlich, ja eigentlich ist es garnicht so schwer – oder ich sage es mal so: „es ist einfach, aber nicht leicht“ achtsam zu führen. Die Aussage“es ist einfach, aber nicht leicht“ habe ich von Andrea Weber ausgeliehen.

Doch irgendetwas hindert viele Führungskräfte daran, mit diesem „Fingerspitzengefühl“ zu führen. Gründe dafür gibt es zuhauf: die falschen Leute auf dem falschen Stuhl, Inkompetenz, krankhafter Egoismus, Angst als Führungskraft zu versagen, Narzissmus, der Genuss Macht auszuüben, die Gier nach höher, schneller und weiter, etc..

Achtsam zu führen fällt nicht vom Himmel. Doch man kann es lernen. Man kann jeden Moment damit beginnen, Dinge anders zu machen, sich als Führungskraft zu ändern. Es ist auch durchaus legitim und zielführend, sich für seinen Veränderungsprozess externe Hilfe zu holen.

Doch wer glaubt, dass man Mängel in der Führung gänzlich outsourcen kann, der begeht einen fatalen Fehler. Oft entstehen dann unter dem Deckmantel der Gesundheitsfürsorge Motivationsprogramme wie:

  • wer weniger krank ist, bekommt einen Bonus
  • wer dem Idealgewicht am nächsten kommt, bekommt eine Prämie (wer am nächsten am BMI ist)

Leider gibt es genau diese Ansätze in deutschen Unternehmen – leider! Wer glaubt, damit Führungsqualitäten zu beweisen, der erreicht genau das Gegenteil.

Die eingangs genannte Studie zeigt in erschreckender Weise, dass in vielen Unternehmen die Leistung der Gesamtorganisation gravierend nachlässt. Auch wenn vieles digitaler wird, so kommt mehr und mehr die Zeit, wo wahre menschliche und achtsame Führung gefragt ist um diese anstehenden Herausforderungen „achtsam“ zu bewältigen.

Achtsamkeit ist nicht alles – aber ohne Achtsamkeit wird es nichts.

Thomas B. Schönmetz