Autorin: Antje Künstle  •  Lesezeit 5 min. 

Positiv denken, sich selbst gegenüber liebevoll und wertschätzend sein. Das versuche ich u.a. in meinem Yoga-Kursen zu vermitteln. Da dies wiederum auch bei mir selbst nicht immer funktioniert, ist mir erst letztens wieder einmal bewusst geworden.

Die Einsicht kam mir während eines Gesprächs mit einem Freund, der meinte, man soll sich die brisanten Themen im Leben anschauen und nicht ausweichen. Daraufhin meinte ich, dass ich wohl anders gestrickt sei wie er. Ich war der Auffassung, dass ich keine Konfrontation mit unangenehmen Themen möge und oft den Weg der Vermeidung wählte.

Ängsten stellen

Seine Antwort hat mich überrascht: er meinte, dass ich mich durchaus meinen Themen und Ängsten stellen würde und hat mir ein/zwei Beispiele aus meinem Leben konkret aus der jüngeren Vergangenheit aufgezählt, wo ich tatsächlich ein Angst-Thema angeschaut und überwunden hab.

„Außerdem, sagte er, wärst Du nicht auf dem spirituellen Pfad, wenn Du dem allem ausweichen würdest. Denn genau darum geht’s doch, sich seinen Dämonen bewusst zu werden, ansehen und erkennen. Erkennen dass sie Illusion sind.“

Glaubenssätze – Ketten im Kopf

Ich war baff, denn er hatte so recht. Ich hatte ein verzerrtes Selbstbild. Wir alle haben unsere Glaubenssätze, wie:

  • ich kann nicht gut mit technischen Geräten umgehen
  • ich schon immer schlecht im Umgang mit Zahlen war
  • ich bin Harmonie-süchtig und gebe deshalb immer nach
  • ich kann nicht gut einparken
  • ich habe Angst bei Flugreisen
  • ich … usw.

Diese legen wir teilweise schon in jungen Jahren an und verinnerlichen sie. Wir verstärken sie dann sogar noch, indem wir sie immer wieder aufsagen. Zum Beispiel beim Small Talk mit der Nachbarin am Gartenzaun:“ Jaja, bei mir geht die Hortensie auch immer ein, ich hab einfach keinen grünen Daumen!“

Kommt uns allen doch bekannt vor? Eventuell passiert noch etwas, was uns darin bestätigt und schon bauen wir ein negatives Selbstbild auf. Daraus entsteht dann ein Glaubenssatz. Wenn wir auf diese Weise über uns denken, machen wir uns klein und nehmen uns die Kraft.

Gedanken-Energie

Gedanken sind eine Form von Energie und zwar eine sehr machtvolle. Sie können irgendwann zur Realität werden. Viele negative Glaubenssätze stammen sogar noch aus der Kindheit, als wir Sätze gehört haben wie: „Das kannst du nicht“ und komischerweise kommen wir als Erwachsene nicht auf die Idee, das zu hinterfragen.

Wir identifizieren uns stattdessen so sehr mit diesem Glaubenssatz, dass wir ihn als nicht zu veränderbare Wahrheit ansehen. (Hier muss ich an das Platon Gleichnis mit der Höhle denken, das wahrscheinlich jeder kennt.) Dabei ist es wirklich befreiend, wenn man erkennt, dass man in Bezug auf ein bestimmtes Thema ein falsches Selbstbild hatte und das dann ablegen kann.

Achtsamkeit als Werkzeug

Es braucht allerdings einiges an Achtsamkeit, um den versteckten negativen Überzeugungen auf die Schliche zu kommen. Seit dem Gespräch mit meinen Freund, mit dem ich mich gern über solche Themen austausche, bin ich sehr hellhörig auf meine eigene innere Meinung über mich geworden.

Und tatsächlich entdecke ich fast täglich solche Verinnerlichungen, die mich klein machen und einschränken. Und dann frage ich mich jedes mal: Ist das wirklich wahr? Ist dieser Glaubenssatz noch aktuell? Oder kann ich diese Überzeugung ablegen oder in eine positive umformulieren?

Achtsamkeit als Schlüssel

Positive Glaubenssätze wiederum helfen uns darin, die beste Version von uns selbst zu entfalten. Achtsamkeit ist der Schlüssel zum bewussten Erkennen unserer Gedanken, die bei den meisten Menschen zu 90% unbewusst ablaufen. Sich bewusst werden, was wir denken, wie wir denken und was diese Gedanken mit uns machen ist ein sehr spannender und auch heilsamer Prozess.

Natürlich ist das Bewusstmachen der Glaubenssätze nur ein Teil der Achtsamkeits-Praxis. Es geht auch darum, dann entsprechend zu handeln, um den neuen positiven Glaubenssatz zur Realität zu machen.

Ach ja, und als ich gefragt wurde, ob ich hier als Gast-Autorin einen Beitrag schreiben würde, dachte ich zuerst: „Na ja, im Texten bin ich nicht wirklich gut.“ Trotzdem hab ich zugesagt, weil ich es doch gerade darum geht. Zu erkennen, was man kann und wer man wirklich ist.

Antje Künstle