Autorin: Antje Künstle  •  Lesezeit 4 min. 

Wenn die Sonne untergeht. Warum lieben wir Sonnenuntergänge? Sonnenuntergänge sind immer „In“. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht auf Facebook, Instagram oder WhatsApp irgendwer ein Bild von einem wunderschönen Sonnenuntergang postet. Früher gab es Foto-Tapeten oder die Tür zum Jugendzimmer war beklebt mit einem Sonnenuntergang am Meer, im Vordergrund eine Palme.

Berührender Kitsch

Eigentlich furchtbar kitschig und doch immer wieder berührend schön. Auch ich gehe regelmäßig zum „Sonnenuntergang gucken“ auf meinen Hausberg. Und das hat mich nachdenklich gemacht. Was fasziniert eigentlich alle Welt daran?

Der Tag neigt sich – der Abschied naht

Wenn der Tag sich dem Ende neigt, ist das Untergehen des Lichts wie ein kleiner Abschied. Und eigentlich mögen die wenigsten Menschen Abschiede. Sie sind traurig, denn etwas geht zu Ende. Auch dieser heutige Tag wird irgendwann unwiderruflich vorbei sein.

Vergänglichkeit

Aber egal, ob uns das gefällt oder nicht, alles ist vergänglich und der Sonnenuntergang ist irgendwie ein Symbol für diese Vergänglichkeit. Und da wir ja im Allgemeinen Schwierigkeiten mit der Akzeptanz der Vergänglichkeit haben, schwingt beim Sonnenuntergang, so schön er auch sein mag, immer etwas Melancholie mit.

Selbstverständlichkeit

Haben wir uns jemals gefragt, ob die Sonne auch wieder aufgehen wird? Wir gehen einfach davon aus, dass am nächsten Tag alles neu beginnt – so war es ja schon immer. Das ist unsere Erfahrung. Wenn wir aufwachen ist in der Regel die Sonne schon wieder am Aufgehen. Und das wird vermutlich noch eine ganze Weile so bleiben. Also kein Grund zur Sorge.

Dankbarkeit

Es gibt sie immer wieder, die Abschiede in unserem Leben. Große und Kleine. Manche sind schmerzvoll, einige merken wir kaum. Dabei ist es nur ein Übergang in eine neue Erfahrung, etwas geht, was anderes kommt. Ich hab mir vorgenommen, zukünftig bei jedem Abschied an einen Sonnen-Untergang zu denken. Mit einem Lächeln, dankbar für das was war, und in der Gewissheit, dass immer wieder etwas Neues beginnt.

Ich – achtsamer Gestalter meines Lebens

Und wie das sein wird, hängt sehr stark von mir selbst ab. So, wie ich jeden Tag aufs Neue mit Achtsamkeit gestalten kann, durch meine Einstellung und meine Gedanken.

Ich bin jetzt schon gespannt auf den nächsten Abschied.

Antje Künstle