Autor: Thomas B. Schönmetz  •  Lesezeit 5 min. 

Zum Teufel mit der Achtsamkeit – noch so ein Quatsch“ hört man immer öfter und kritische Stimmen gegenüber der Achtsamkeit mehren sich. So auch in einem Artikel von Mechthild Klein in einem Artikel der „Zeit-Online“ zum Thema Achtsamkeit (Geh mir weg mit Achtsamkeit | Zeit-Online vom 11.03.2019).

Ich persönlich finde den Artikel von Frau Klein sehr gut. Sie hat viel recherchiert und mischt in einer schönen Art und Weise das Thema Achtsamkeit einfach mal so richtig auf – gut so. Warum „gut so“? Warum freut mich das?

Risiken sind überall

Bei allem was sich in unserer Gesellschaft an Themen, Trends und Richtungen entwickelt, braucht es immer auch ein Stück weit dieses „Achtung“ – diesen kritischen Hinweis auf die Risiken, sollte man die Sache übertreiben. Die Thematik Elektro-Mobilität wäre hier ein gutes Beispiel. Auf der einen Seite „emissionsfrei“ auf der anderen Seite dann dieses gewaltige Ressourcenproblem.

Allheilmittel?

Und so darf das auch bei dieser „Achtsamkeit“ sein. Es gibt generell kein „Allheilmittel“ und Achtsamkeit ist auch kein Allheilmittel. Doch die Realität zeigt eben oftmals diesen „Missionars-Typus Mensch“, der im Gewand des Lehrers oder Ausbilders daherkommt und sich die Achtsamkeit auf die Fahne geschrieben hat. Manche dieser „Prediger & Predigerinnen“ haben schon ihre eigene, besondere Art zu gehen und wollen möglichst „erleuchtet“ wirken.

Und genau hier hakt Frau Klein in ihrem Artikel sehr gekonnt ein und schüttelt „das Ding“ einfach mal so richtig durch. Wer den Artikel in der ZEIT-ONLINE aufmerksam liest, erkennt auch, dass die positiven Seiten der Achtsamkeit nicht zu kurz kommen – im Gegenteil!

Achtsamkeit kann

Die Achtsamkeit an sich hat in den letzten Jahrzehnten bewiesen was sie kann. Sei es durch das Programm von Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn (MBSR) oder Achtsamkeit als Hilfe gegen Rückfälligkeit im Bereich von Depressionen und Burnout. Es gäbe noch etliche Beispiele wo Achtsamkeit im richtigen Maße helfend, fördernd und unterstützend sein kein … ich schreibe bewusst nicht „heilend“.

Vater unser Perfektionismus

Und in der heutigen Zeit wird ja immer gerne alles auf die höchste Stufe der Perfektion getrieben. Blicken wir doch mal auf sportliche Aktivitäten im Freizeitbereich. Auch hier wird Vieles zum Perfektionismus getrieben und gewaltig „Überrissen“. Was ich mit „überreißen“ meine? Dazu muss ich einen Schritt zurück. Zweifelsfrei ist bspw. Bewegung, Laufen oder Radfahren gesund und auch Wettbewerbe wie Marathon und Triathlon dürfen und sollen sein.

Maß der Dinge

Doch auf das Maß kommt es doch an, auf dieses gute Maß – oder? So gibt es bspw. genügend Hobby und Amateursportler, die bereits vor ihrer sportlichen Aktivität Schmerztabletten zu sich nehmen, um irgendein Ziel zu erreichen. Gesund kann das nicht sein, da ich mit diesen Schmerzmitteln Körpersignale unterdrücke, mit welchen mir mein Körper eigentlich helfen will. Also – weder gesund noch sinnvoll und vor allem „nicht achtsam“.

Gutes Werkzeug

Hier ist Achtsamkeit ein sehr gutes Werkzeug, um zum einen gute Ergebnisse zu erzielen, Freude an der Sache zu haben und letztlich mit einer geschärften Klarheit Körpersignale wahrzunehmen um entsprechend zu reagieren.

Man kann viele weitere Bereiche des Lebens beleuchten, wo mir Achtsamkeit „Helfer & Ratgeber“ sein kann. Sei es bei meiner Einstellung zur Mobilität, bei meiner Einstellung zum Fleischkonsum, bei meinen täglichen Herausforderungen am Arbeitsplatz, im Freundes- und Bekanntenkreis, bei Krankheit und Schmerz … bis hin zum Denken.

„Ich kann klar denken“

Ich fragte mal eine Fachärztin für Allgemeinmedizin & MBSR/MBCT Lehrerin, was ihr denn ihre über 25 Jahre „meditieren und achtsam sein“ gebracht hätten. Sie antwortete: „Ich kann klar denken“. Damals war ich über ihre Antwort irgendwie enttäuscht – heute bin ich es nicht mehr.

Optimierungs-Werkzeug?

Achtsamkeit üben, achtsam sein und achtsam handeln kann in unserer „heutigen Zeit“ sicher helfen mit vielen Themen und Herausforderungen besser klar zu kommen. Wer Achtsamkeit als reines „Optimierung-Werkzeug“ betrachtet, besudelt sie mit Dreck – die Achtsamkeit selbst wird es überleben. Die Frage ist, ob wir es überleben.

Also – seien sie achtsam – im richtigen Maß!

Thomas B. Schönmetz