Autorin: Susanne Burkhardt  •  Lesezeit 5 Minuten  • 

Die Sinne schärfen. Ina hat Sommerferien. Sie erwacht wie gewöhnlich in ihrem Bett. Auf dem Bauch liegend, spürt sie ihre Handinnenfläche an ihrer Wange. Ein frischer Luftzug weht durch die offene Balkontür und streichelt sanft ihren Körper. Die Bettdecke hat sie vermutlich im Schlaf weg geschoben. Die Sonnenstrahlen wärmen ihren Rücken. Draußen nimmt sie Reifen-Geräusche wahr, leiser werdend, bis diese nicht mehr zu hören sind. Nebenan das fröhliche Plaudern ihrer Nachbarin und das aufgeregte Bellen des Nachbarhundes. Ein Stock tiefer geht eine Tür. und will 

Ina mag es so

Ina mag es, so aufzuwachen, ihren Tag zu beginnen. Sie überlegt kurz, was sie heute alles machen könnte, lässt dann die Gedanken dazu bewusst weiterziehen. Das Mädchen setzt sich an den Bettrand, ihre nackten Füße berühren den Boden und sie ist dabei, ganz in ihre Füße hinein zu spüren. Dabei verbindet sie sich mit ihrem Atem. Die Augen hat sie geschlossen. Heute nimmt sie drei tiefe Atemzüge und steht dann ganz bewusst auf. und will damit ihre Sinne schärfen.

Der erste Schritt in ihren Tag

Ihre Hand greift bewusst zum Türgriff des Badezimmers, sie verweilt einen kurzen Augenblick. Wie ist das, wie fühlt sich dieser Griff in ihrer Hand an? Angenehm, kalt, rau, geschmeidig, leicht, vertraut? Im Badezimmer wird sie vom Duft des Duschgels ihrer Mutter begrüßt. Ina mag diesen Duft von Frische und Vitalität.

Ein Lächeln schenken

Vor dem Waschbecken stehend, sieht sich Ina im Spiegel. Sie schenkt sich ein Lächeln. Das tut ihr gut. Wie meistens, einfach Wasser ins Gesicht – oder heute – wie wenn es das erste Mal wäre? Kaltes Wasser fließt über ihre bett-warmen Hände. Ina schließt die Augen und beobachtet, welchen Weg das Wasser über ihre Hände sucht. Sie sammelt das Wasser in ihren Händen und bleibt neugierig, wie ihr Gesicht das kühle Nass empfinden wird.

Wach sein

Ina ist wach. Im Moment. Nicht nur wegen des kalten Wassers. Sie trainiert bewusst ihre Sinnes-Kanäle. Das Üben der Wahrnehmung ihrer Umwelt und ihres Körpers – das Wahrnehmen von sich selbst und von dem was ist – einfach aufmerksam wahrzunehmen spüren. Präsent zu sein – das geht nur im wachen und klaren Zustand. Je öfter, um so vertrauter. Vertraut ist ihr das Atmen geworden – ihr Atem!

Sich sanft auf das Ausatmen zu konzentrieren, fördert die Entspannung und Beruhigung. Der Herzschlag verlangsamt sich. Schenkt sie ihre Aufmerksamkeit dem Einatmen, unterstützt sie damit Energie und Wachheit. Der Herzschlag beschleunigt sich.

„Ist so“, meint Ina. „Es ist so wie es ist.“

Susanne Burkhardt