Autorin: Andrea Weber  • Lesezeit 4 Minuten

Ist Meditation egoistisch? Diese Frage taucht in Zusammenhang mit Achtsamkeit und Meditation immer wieder auf, angesichts der Herausforderungen der jeweiligen Zeit.

Was bringt es der Gesellschaft?

Und die Frage, die unausgesprochen dahintersteht: Was bringt es der Gesellschaft/der Welt, wenn ich meditiere? Gut 50 Jahre her, Ende der 1960er Jahre, wurde sie in einer TV Show gestellt, an der neben Intellektuellen auch George Harrison und John Lennon teilnahmen. Eine Antwort von John Lennon zur Frage finde ich interessant: „Ist Meditation egoistisch“

John Lennons Antwort

Sinngemäß übersetzt:“wenn hier über Egoismus gesprochen wird, so klingt es, als ob man immer in Stille dasitzt. Doch man macht es morgens, um seine Arbeit tagsüber, was immer es ist, besser zu machen. Aber ihr sagt herablassend, dass ihr nicht still dasitzen könnt und euren Nabel betrachten, während draußen alles Mögliche geschieht. Es geht doch darum es zu tun, um mehr Energie, mehr Kontrolle über sich selbst zu haben, um das tun zu können, was man machen will.“

Bewusstsein schaffen

Kann Achtsamkeit/Meditation ein Bewusstsein für ein politisches, soziales oder auch umweltbezogenes Handeln schaffen? Ein Beispiel ist die Initiative von britischen Parlamentariern. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht haben, Achtsamkeit in verschiedene Bereiche der Gesellschaft zu bringen, wie z.B. in Bildung, Gesundheitswesen, Arbeit und Justiz.

Veränderungen anstoßen

Sie hatten an einem 8-wöchigen Achtsamkeits-Training teilgenommen und sich danach mit den Forschungsergebnissen zum Thema Achtsamkeit beschäftigt. Anschließend folgte eine Untersuchung, wie Achtsamkeit in Gesellschaft und Institutionen gebracht werden kann. Inzwischen unterstützt die Initiative Menschen in anderen Ländern, die Achtsamkeits-Training in ihrem politischen Umfeld einführen möchten. Ist das nicht ermutigend?

Was habe ich für Möglichkeiten? Was kann ich tun?

Auch wenn die Meditation in einem „stillen Kämmerchen“ stattfindet, so hat sie Auswirkungen auf mein Leben außerhalb. Immer wieder gelingt es mir, das, was ich im Stillen übe, in den Alltag zu bringen. Beispielsweise indem ich mir meiner Gedanken und Emotionen bewusst werde und dadurch nicht automatisch reagiere.

Große Kräfte erwachsen aus der Summe vieler Kleinigkeiten

So kann es mir gelingen, zum Beispiel meine Wut wahrzunehmen, ohne sie in einer für meine Mitmenschen verletzende Weise zum Ausdruck zu bringen. Damit kann ich meinen Teil zu einem friedlichen Miteinander beitragen. Das mag winzig erscheinen im Vergleich zu den Herausforderungen in unserer Zeit. Aber es ist ein Anfang.

Und wer weiß schon, was sich daraus noch entwickelt.

Andrea Weber