Autorin: Susanne Schönmetz  • Lesezeit 5 Minuten

Üben – das Warum?

Üben – das Warum? Wir können aus den verschiedensten Gründen Yoga üben. Vielleicht wollen wir unseren Körper stärken oder flexibler machen, dem Stress entfliehen oder uns spirituell weiter entwickeln. Vielleicht auch, weil Yoga gerade hip ist.

Alleine üben

Egal warum wir üben, es ist gut eigenständig zu üben. Ganz für dich alleine, ohne Anleitung eines Lehrers, eines Buches oder eines Videos. Für deine eigenständige Übungspraxis ist es nicht nötig, dass du ein fortgeschrittener Yogi, besonders gelenkig oder stark bist. Es muss nicht die perfekte Haltung oder eine gekonnte Übungsabfolge wie im Gruppenunterricht sein. Es können ganz einfache Übungen sein. Üben – das warum?

Um was es geht!

Es geht dabei um Achtsamkeit, um Wahrnehmung, um Selbstbeobachtung und Selbsterforschung. Wenn wir eigenständig üben, dann haben wir mehr Raum und Zeit um uns selbst zu beobachten. Wir haben Raum und Zeit es auszuprobieren, zu spüren, ganz bei uns zu sein, den eigenen Rhythmus zu erleben und das eigene Tempo zu finden.

Mir näher kommen!

Wir können uns selbst erforschen, unseren Körper, unsere Gedanken und Gefühle. Wir können unserer ursprünglichen Natur näher kommen. Im Gruppenunterricht dagegen sind wir mit einem Teil unserer Aufmerksamkeit immer beim Lehrer und der nächsten Ansage. Doch du selbst bist dein bester Lehrer, wenn du nur in einer beständigen achtsamen Wahrnehmung bleibst.

Anfangen und experimentieren?

Wähle anfangs bewusst einfache Haltungen. Übe zuerst dynamisch und lasse dich von deinem Atem führen, so entspannst du deine Muskeln und beruhigst dein durchgeschütteltes Nervensystem. Komme dann irgendwann in deiner Haltung an und verweile bewusst auch mal länger in einer Haltung. Gehe dabei nicht gleich an deine Grenze und lasse dir genügend Spielraum um mit der Haltung und deiner Grenze zu experimentieren.

Spür DICH mal!

Spüre die Bewegung, deine Muskeln, deine Gelenke. Spüre wie dein Atem ein und ausströmt. Lass dir Zeit den Weg in die Haltung, die Haltung selbst und deinen Körper zu erkunden. Beobachte wo deine Aufmerksamkeit während des Übens hin geht – was denkst du, was fühlst du? Bist du bei dem was du tust, oder bist du in der Vergangenheit oder in der Zukunft? üben – das warum

Du bist dein Columbus – dein Entdecker.

Du wirst Teile deines Körpers entdecken, die verspannt, empfindlich oder verletzt sind. Es wird Bereiche geben, mit denen du ganz leicht in Kontakt kommst und Bereiche, mit denen du nur schwer in Kontakt kommst. Du hast die Möglichkeit, gewohnheitsmäßige Haltungs- und Bewegungsmuster zu bemerken. Du kannst mit einer dir vertrauten Haltung spielen und sie erkunden.

Spüre nach, ob es Bereiche gibt, in denen du dich unnötig anspannst, vielleicht deinen Kiefer, deine Augen, die Schultern, den Bauch. Wie fühlt es sich an, überflüssige Anspannung zu lösen? Schenke deinen Empfindungen deine Aufmerksamkeit. Wie fühlt es sich von innen an? Spürst du Kribbeln, Druck, Brennen, Pulsieren, Pochen, Hitze, Schwere, Leichtigkeit, Stabilität? Nimm auch wahr mit welcher inneren Haltung du deiner Übung begegnest. Kannst du dich ganz dieser Haltung, diesem Augenblick hingeben, oder bist du mit deinen Gedanken bereits bei der nächsten Bewegung oder gar im Alltag?

Einfach nur betrachten.

Erzählt dein Geist dir gerade Geschichten, oder ist ein starkes Gefühl da? Schau es dir an, aber grabe nicht weiter oder lasse dich gar hineinziehen. Beobachte was diese Gedanken und Gefühle in deinem Körper auslösen. Vielleicht einen verkrampften Kiefer, hochgezogene Schultern, eine Enge in der Brust oder einen verspannten Bauch? Dann fahre fort mit deinen Übungen und bleibe dabei in deinem Körper verankert.

Verbringe auch ein wenig Zeit mit den Bereichen, die du als Problembereiche betrachtest. Bspw. einen schmerzenden Rücken, einen verspannten Nacken oder die blockierten Hüften. Einfach so wie sie gerade sind, einfach so, ohne etwas verändern zu wollen.

Das ist achtsames Üben – dein achtsames Üben!

Susanne Schönmetz