Autorin: Susanne Holst-Franke  • Lesezeit 4 Minuten

Vergangene Woche sagte ein Klient im Abschlussgespräch zu mir: „ Sie haben mir das Gedanken-Management beigebracht“. Das klang für mich recht amüsant, denn der Mann arbeitet als Manager. Näher betrachtet: JA. Er hatte in den vergangenen Monaten das Gedanken-Management trainiert, um nun in Regie seiner eigenen Gedanken zu arbeiten. Dabei hat er den Zusammenhang zwischen seinen Gedanken und Gefühlen, sowie seinem Verhalten entdeckt und sodann einen neuen Umgang mit seinen Panik-Attacken.

Fehlinterpretation

Bei Panik-Attacken überprüfe ich, gemeinsam mit den Klienten, ihre katastrophisierenden Fehlinterpretationen von beispielsweise körperlichen Empfindungen. Dies kann ein erhöhter Puls sein, den der Klient als Lebensbedrohung interpretiert und dann auch so empfindet. Diese katastrophisierende Fehlinterpretation, die einen gesamten Angst-Kreislauf auslösen kann, gilt es, auf Realität zu überprüfen. Bei Angststörungen handelt es sich dabei in der Regel um falsche Vorhersagen einer Bedrohung von Leben und Gesundheit. Der Klient ist nicht wirklich in Gefahr – fühlt es aber genau so.

Die Macht der Gedanken

Bei Angststörungen können Klienten hunderte von automatischen, angsterzeugenden Gedanken an einem einzigen Tag haben. Bewusst sind sie sich dieser Gedanken oft nicht. Dennoch haben diese Gedanken eine hohe Wirkkraft. Sie wirken auf ihren Körper, bspw. mit Herzrasen oder Zittern. Sie wirken auf das Gefühl – nämlich die Angst. Letztendlich haben sie auch Auswirkungen auf ihr Verhalten, das sich durch ein Vermeidungsverhalten zeigen kann. Gedanken-Management

Je bewusster man sich seiner Gedanken, Gefühle und seines Verhaltens ist, umso leichter kann man dies auch ändern.

Therapeuten-Aufgabe

Meine Aufgabe ist es, Klienten dabei zu unterstützen, ihre zentralen Überzeugungen (Gedanken) zu erkennen, zu realisieren und passende Einstellungen zu entwickeln. Einstellungen die dazu führen, sich besser zu fühlen, sich funktionaler, angemessener und zweckmäßiger zu verhalten und wo möglich ihre physische Erregung zu vermindern.

Dabei ist die kognitive Verhaltenstherapie sehr hilfreich.

Achtsamkeitsübungen

Ergänzend nutze ich Achtsamkeitsübungen und nicht zuletzt die Achtsamkeitsmeditation. Achtsamkeitsübungen sind hilfreich, denn sie bringen den Klienten zurück ins Hier und Jetzt. Der Gedankenfluss, der sich gerne mit der Vergangenheit und der Zukunft beschäftigt, wird unterbrochen und die Konzentration auf den Moment angeregt.

Meditation – ein Schlüssel

Achtsamkeitsmeditation hilft dabei, negativen Überzeugungen auf die Schliche zu kommen. Denn durch Meditation trainiert man die Selbstbeobachtung. Die meditierende Person registriert vermehrt, was sie denkt. Klienten lernen, ihre wiederkehrenden automatischen Gedanken zu identifizieren und sie auf den Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Anschließend haben sie oftmals die Wahl, sich für einen alternativen und hilfreicheren Gedanken zu entscheiden. Gedanken-Management

60.000 Gedanken

Nicht nur meine Klienten verfügen über eine hohe Anzahl von unbewussten, also automatischen Gedanken. Jeder Mensch soll über eine Fülle von etwa 60.000 Gedanken am Tag verfügen – und die sind zum größten Teil automatischer Natur. Aus Forschungen weiss man, dass nur etwa 5 Prozent dessen, was in unserem Kopf abgespeichert ist, uns bewusst ist.

Gedanken prüfen

Fragen sie sich zwischendurch einfach mal : „Was habe ich gerade gedacht? Habe ich das schon häufiger gedacht? Ist dieser Gedanke hilfreich oder hinderlich?“ Sollte der Gedanke eher hinderlich sein, haben sie nun die Wahl zu entscheiden. Sie können ihn loslassen und weiterziehen lassen. Oder sie prüfen, ob er sich durch einen förderlicheren Gedanken ersetzen lässt.

Diese Übung können sie als tägliche Meditation ausführen. Sitzen in Stille. Beobachten, wie ihre Gedanken kommen. Überprüfen sie ihre Gedanken auf Realitätsgehalt. Übernehmen sie die Leitung. Werden sie der Manager ihrer Gedanken. Und damit zum Manager ihrer Gefühle und ihres Verhaltens.

Susanne Holst-Franke

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