Autorin: Susanne Burkhardt  •  Lesezeit: 5 Minuten

Was ist an Weihnachten? „In zwei Wochen ist Weihnachten“, meinte Thilo (9 Jahre) mit einem Strahlen übers ganze Gesicht.

„Was ist denn an Weihnachten?“
„Da gibt es Geschenke!“
„Warum gibt es da Geschenke?“

Auf einmal war da ein großes Fragezeichen in Thilos Gesichtsausdruck. „Keine Ahnung. Hab ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht.“ Thilos Antwort machte mich neugierig, auch die anderen Therapie-Kinder zu fragen, was Weihnachten für sie bedeutet und warum es denn da Geschenke gibt?

Luke meint

Luke meinte, das ist ein religiöses Fest und die Zeit des Gebens und Nehmens. Deshalb die Geschenke. Warum Geben und Nehmen, konnte er nicht erklären. Was ist an Weihnachten

Leo meint

Leo assoziierte mit Weihnachten den Geburtstag von Jesus. „Geschenke gibt es, weil Jesus da auch Geschenke bekommen hat.“ „Weihnachten wird auch das Fest der Liebe genannt. Hast Du das schon einmal gehört?“ „Nö. Wenn, dann gibt es das nur in Paris. Das ist die Stadt der Liebe!“

„Beisammen sein“
„dem anderen eine Freude machen“
„da sind Ferien“
„nur anständige Kinder bekommen Geschenke“
„das Christkind hat das Schenken erfunden“

Dies sind noch ein paar der Gedanken zu Weihnachten. Was ist an Weihnachten

Wahrnehmung & Wirklichkeit

Unfassbar spannend, wie jedes Kind seine eigene Wahrnehmung und Wirklichkeit zu Weihnachten konstruiert und diese auch für real hält. Meistens auch mit einer Erwartung verbunden, wie Weihnachten sein sollte. Mit vielen Geschenken, einem geschmückten Weihnachtsbaum und mit der Familie. Rituale vermitteln Sicherheit und Beständigkeit. Manchmal werden die Rituale zu automatischen Abläufen. Insbesondere in der Erwachsenenwelt.

Aufwachen!

Vielleicht ist es dann an der Zeit, aufzuwachen, mit offenem Herzen und kindlicher Neugierde, Weihnachten neu zu begegnen – wie wenn es das erste Weihnachten wäre. Wie wenn der Weihnachtsbaum zum ersten Mal an der gewohnten Stelle stehen würde. Vielleicht sind da im Moment Emotionen und Stimmungen, die ganz neu und noch nie so dagewesen sind.

Das Anzünden einer Kerze kann aus dem automatischen Tun zu einer sehr schönen und wärmenden Handlung werden. Wenn ich mir erlaube, präsent zu sein und nachzuspüren, was da ist. In mir oder auch bei den Menschen, um mich herum – im Außen.

Kinder als Kompass

Die Erzählungen der Kinder haben mir wieder bewusst gemacht, wie individuell Kinder Weihnachten wahrnehmen. Wie sehr sie unbewusst achtsam und im Moment sein können. Die Herzen offen für neue und auch gewohnte verlockende Reize. Sie nützen ihre Sinneskanäle, um Weihnachten zu genießen. Der besondere Moment, ein Geschenk in den Händen zu halten – in Erwartung, ob vielleicht ein Wunsch vom Wunschzettel erfüllt wurde. Große Geschenke haben natürlich einen anderen Reiz als kleine Geschenke. Trotzdem ist auch was Kleines ein Geschenk und kann Freude bereiten. Diese Freude im Beschenkten zu erspüren, kann ein wundervolles Geschenk zurück sein und das eigene Herz mit Liebe füllen. Freude kann so viele Facetten haben. Sie darf auch im Stillen bleiben oder mit gewaltiger Emotion nach außen dringen. Was ist an Weihnachten

Das Wohlfühlen mitnehmen

Das Wohlfühlen steht über allem. Nicht das Erreichen oder etwas leisten zu müssen. Wir zaubern an Weihnachten ein Wohlgefühl. Vielleicht lässt sich dieser Zauber ins neue Jahr mitnehmen – achtsam – ohne dass der Zauber verloren geht und wir uns Wohlfühlen schenken, auch ohne besinnliche Weihnachtszeit.

Susanne Burkhardt