Autorin: Susanne Burkhardt • Dauer: 6 Minuten


Inspiriert von meiner Tochter Annabell, habe ich das, was mich bewegt, in ein Poetry verpackt. Der Blick auf das Ganze. Eine ungewöhnliche Zeit. Für die Großen und die Kleinen! Agieren oder reagieren, erstarren oder achtsam handeln, sehr bewegende Momente, die Emotionen hochkommen lassen. Auch in mir. Dann tut es gut, in der Vorstellung die Rolle des stillen achtsamen Betrachters einzunehmen. Vielleicht ist mein Blick mehr auf das halbvolle Glas gerichtet. Das halbleere Glas findet sich meist von selbst.

Blick auf das Ganze

Ich sitze auf einem hohen Berg und schaue, was da unten so ist.
Den Fernblick genieße ich sehr, das Jetzt im Moment viel wichtiger ist.

Doch was ist, wenn meine Wahrnehmung eine Wirklichkeit konstruiert,
und diese aus der Balance zu geraten tendiert.

Gedankenketten werden aktiv, das Außen unfassbar impulsiv,
ein Virus unsichtbar, mit beschleunigtem Ansteckungspotenzial,
bringt uns in die Entschleunigung, ganz sonderbar.

Doch was ist, in dieser Entschleunigung?
Ein Ausstieg aus dem Autopilot,
gewohnte Alltagsstrukturen werden auf Eis gelegt in der Not,
ein Stopp von außen, es darf so nicht mehr weiterlaufen.

Gewohnt ist vertraut, weil der Weg mir bekannt.
Es anders zu machen, auch interessant.

Da ist die Schule, der Haushalt, das Homeoffice und der Kindergarten unter einem Dach.
Die Eltern nehmen die Herausforderung an und setzen sich nicht schachmatt.

Die Kinder spüren auf einmal, was notwendig ist.
Sie lernen zu Hause mit Mama oder Papa ohne großen Twist.

Es ist anders wie sonst und Potentiale werden frei gelegt.
Spannend zu sehen, wie Veränderung im Außen uns im Innern bewegt.

Kreativität und Neugierde sind gefragt,
was mach ich bloß mit meinen Kindern – den lieben langen Tag?

Malen und basteln ist wieder angesagt,
Bewegung in der Wohnung möglich gemacht.

Da ist Zeit zu überlegen, was tut mir gut,
denken und spüren, zusammen in der Wirkung ein wertvolles Gut.

Was brauche ich, was brauchen wir, um gut durch diese Zeit zu kommen?

Das gewohnte Futter im Außen fällt erst mal weg.
Meine Sinne werden von mir neu entdeckt,
auf der Suche nach berührenden und nährenden Impulsen.

Das Umarmen, die Nähe zu mir vertrauten Menschen – darf nicht mehr sein,
im Herzen schmerzt die Distanz ungemein.
Umarmung mit angehaltenem Atem soll möglich sein?

Wie soll ich eine Umarmung genießen,
wenn mein Atem kann nicht fließen?

Das Herz hungert nach wohlfühlenden Momenten.

Da ist ein Lächeln, das Brücken in die Herzen baut.
Da ist der Wald, der Geborgenheit erlaubt.
Da ist die Sonne, die meine Haut berührt und wärmt mit voller Wonne.
Da ist der Himmel, mit seinem reinen Blau, eine Wohltat für die Augen, schau.
Da ist die Tasse Cappuccino, die ich am Morgen genieße – ohne Routine.
Da sind Kinder, die ich bewundernd beobachte beim Spielen.

Den eigenen Körper bewusst zu spüren, im Autopilot eine Seltenheit.
Im Moment eine wunderschöne Gelegenheit,
verbunden mit meinem Atem, ganz nah.

Von Moment zu Moment sehen und spüren was ist.
Von da oben, auf meinem Berg, wie wunderschön das ist.

Den Fernblick zu wagen, gönne ich mir.

Von Herzen
Susanne Burkhardt