Autor: Thomas Schönmetz • Dauer: 5 Minuten • auch als Podcast


Irgendwo und irgendwann war einmal ein wundervolles großes Tal, in dem tausende von Menschen lebten. Durch das Tal floss auch ein großer schöner Fluss. Das Tal hat sich gereinigt

Oben in den Bergen und dem angeschlossenen Hochplateau lebte seit Ewigkeiten ein Indianerstamm. Die Indianer lebten ein einfaches Leben, das sie aus Ackerbau, Viehzucht und ihrer indianischer Kunst bestritten. Sie waren glücklich, zufrieden und gesund. Kontakt zu den Menschen im Tal hatten sie nur wenig, weil ihre Lebensarten und Ansichten zu unterschiedlich waren.

„the crazy ones“

Die Indianer kamen täglich öfter zu einem ihrer hohen Aussichtspunkte, von welchem aus sie das Treiben im Tal sehr gut beobachten konnten. Oft wunderte sich das indianische Volk über das geschäftige Treiben und den Trubel dort unten – Ruhe war dort nie zu sehen. Sie nannten die Tal-Menschen humorvoll „the crazy ones“.

Die „crazy ones“ hatten große Häuser, park-ähnliche Gärten und edle Kleidung. Ihre glitzernden Autos spiegelten oft die Sonne bis hoch zu dem Indianerdorf. Die Stadt im Tal war voll von Geschäften, Banken, Boutiquen, Unternehmen, Hotels, Bars und Restaurants. Und obwohl dort im Tal alles so funkelte und glitzerte, sahen sie nur wenige glückliche Menschen. Sie sahen nur wenig Lachen und oft konnten die Indianer des Nachts das Weinen einzelner Menschen wahrnehmen. Es herrschte dort viel Missgunst und Neid. Es gab dort auch viel Gewalt und Verbrechen. Es wurde viel gestohlen und betrogen, sobald die Sonne hinter den Bergen unterging. Das Tal hat sich gereinigt

Höher – schneller – weiter

Alle Menschen im Tal waren immer am arbeiten und tun. Jede freie Minute wurde dort an den Häusern gearbeitet, die Autos wurden poliert, der Rasen gemäht, die Leute kauften ein und kamen mit riesigen Tüten und Taschen nach Hause. Die „crazy ones“ hatten soviel zu tun, dass sie nicht einmal Zeit für den Partner, die Kinder, für Freunde, den Nachbarn oder gar ihre Lieblingsbeschäftigung fanden.

Die Indianer wunderten sich sehr oft über das Verhalten der Menschen dort und verstanden deren Motive nicht. Die Indianer selbst spielten zwischen ihrer harten Arbeit mit ihren Kindern, tranken Kaffee mit dem Nachbarn oder feierten oft Feste in ihrem idyllischen Dorf, waren fröhlich und ausgelassen. Wenn dem Nachbarn mal an etwas fehlte, so war es normal, dass man diesem half, etwas abgab und auch Zeit für ihn opferte. Man nutze auch gerne freie Zeit, um einfach in der Sonne zu liegen oder ein kleines Nickerchen zu machen.

Sintflut

Eines Nachts kam ein großes, starkes Gewitter – ein Gewitter wie es lange Zeit keines gab. Durch das Tal wälzte sich eine gewaltige Flutwelle hindurch und riss alles mit sich. Es gab viele Opfer und sehr viel Leid. Alles war zerstört, was sich die Menschen dort so mühsam aufgebaut hatten. Das Tal hat sich gereinigt

Die Einwohner des Indianerdorfes schauten von oben bestürzt in Tal. Sie waren sehr betroffen und hatten viel Mitgefühl mit den Menschen dort unten. Die Indianer schauten zu ihrem alten und weisen Häuptling, der mit versteinerter Miene seinen Blick über das Tal schweifen lies. Sie fragten ihn: „Oh Häuptling – was sagst du dazu?“

Der Häuptling spricht

Der Häuptling blickte noch immer mit starrer Miene ins Tal und wendete sich dann seinem Volk zu und sagte: „Das Tal hat sich gereinigt – es war wohl an der Zeit.

Dann richtete sich der Häuptling an sein Volk und sagte: „Packt ein was ihr habt und lasst uns ins Tal gehen, um jenen dort zu helfen.“

Ihr Thomas Schönmetz

PS. Meine Empfehlung an sie: Gehen sie auf einen Berg und schauen sie ins Tal – so oft sie können.