Autorin: Susanne Holst-Franke • Dauer: 6 Minuten  auch als Podcast •


Keine Sorge – Selbstfürsorge! Häufig wird mir die Frage gestellt, wie man denn genau diese Achtsamkeit, die zur Stressreduktion führen soll, üben kann. Dann verweise ich gerne auf die Achtsamkeitsmeditation, die Betrachtung des Atems. Regelmäßig bekomme ich den Hinweis „Ich habe aber nicht jeden Tag eine halbe Stunde Zeit zum Meditieren“. Diesen Satz würde ich gerne umformulieren in „Ich nehme mir nicht jeden Tag eine halbe Stunde für mich und die Betrachtung meines Atems“. Das ist traurig. Keine Zeit für Mich

Allheilmittel?

Ich möchte hier nicht den Anschein erwecken, dass Meditation ein Allheilmittel ist, aber es ist eine nachweislich hilfreiche Übung zur Stressreduktion und damit eine Form der Selbstfürsorge.

Es gibt viele Möglichkeiten Stress zu reduzieren und sich gut zu umsorgen. Dazu ist es hilfreich, zunächst die eigenen Stressoren, die äußeren, wie auch die inneren, zu erkennen. Danach kann ich dann entscheiden und auch ausprobieren, was den ganz individuellen Stress mindert: das kann Sport sein oder ein klassisches Ent-Spannungsverfahren, wie „Autogenes Training“ oder „Progressive Muskelentspannung“. Es kann auch hilfreich sein, die eigene Ernährung zu überdenken, Yoga zu praktizieren oder zu meditieren. Keine Zeit für Mich

Wie auch immer sie sich entscheiden, es sollte eine Entscheidung für sich selbst sein – Selbstfürsorge! Sie sollten sich selbst gut versorgen und auch umsorgen, nicht erst und nur wenn sich ihr Stresspegel ins Unermessliche verabschiedet – sondern täglich.

Prioritäten

Sie arbeiten ja wahrscheinlich auch täglich oder kümmern sich täglich um die Belange Anderer. Warum also sollten sie sich dann nicht auch täglich um sich selbst kümmern? Noch besser: könnte es fahrlässig sein, sich nicht oder nicht ausreichend um sich selbst zu kümmern? Keine Zeit für Mich

Wichtige Hinweise

Dazu erinnern sie sich bitte mal an ihren letzten Flug und die nette Stewardess, die vor dem Start des Fluges die Sicherheitshinweise erklärt. Erinnern sie sich, was sie sagt oder hören sie da schon nicht mehr hin, weil sie es schon viel zu oft gehört haben und der Meinung sind, das ist ja eh nix Neues? Schenken sie doch der Stewardess beim nächsten Mal ihre volle Aufmerksamkeit, denn sie könnte Ihnen für ihr Leben wirklich wichtige Hinweise geben. Keine Zeit für Mich

Zum Beispiel die Sache mit den Sauerstoffmasken . Was sollen sie im Notfall mit denen machen? Richtig, erst sich selbst und dann ihren Kindern überziehen. In diesem Fall könnte es nämlich fatal sein, wenn sie der Meinung wären, das wäre ja wohl ziemlich egoistisch. Es ist keineswegs egoistisch, sondern die einzige Möglichkeit zu überleben und auch für möglichst viele weitere Personen eine Hilfe zu sein.

Erst ICH – dann ANDERE – warum?

Und so ist das eben auch in unserem täglichen Leben: nur wenn wir uns selbst gut zu versorgen wissen, können wir auch auf Dauer eine Hilfe für andere sein. Keine Zeit für Mich

Dabei muss ich an meine Tennispartnerin denken, die ihren an Demenz erkrankten Mann pflegt. Sie sagte beim letzten Training zu mir: verschiebe nie etwas in deinem Leben, kümmere dich täglich sehr gut um dich selbst und genieße so bewusst wie möglich alle Momente deines Lebens! Das hat mich sehr berührt und auch beeindruckt, denn diese Frau kümmert sich nun seit vielen Jahren um ihren kranken und auf ihre Hilfe angewiesenen Mann und das mit sehr viel Stärke, Geduld und Weisheit! Und sie spielt, nebenbei erwähnt, auch noch viel besser Tennis als ich. Bei allem was sie für ihren Mann leistet, weiß sie, dass es unabdingbar ist, dass sie sich gut um sich selbst kümmert, sich Zeit für sich selbst einplant und diese möglichst bewusst geniesst.

Achtlos mit sich selbst?

Also zurück zu der Frage: Haben sie wirklich keine Zeit für sich? Oder gehen sie vielleicht achtlos mit sich und ihrer täglichen Zeit, ihrer Lebenszeit, um? Dann beherzigen auch sie die Worte dieser beeindruckenden Frau: Keine Zeit für Mich

„Verschiebe nie etwas in deinem Leben, kümmere dich täglich sehr gut um dich selbst und genieße so bewusst wie möglich alle Momente deines Lebens!“

Und damit ist auch die am Anfang gestellte Frage beantwortet, wie wir denn Achtsamkeit üben können. Täglich, selbstfürsorglich und bewusst!

Ihre Susanne Holst-Franke