Autorin: Susanne Burkhardt • Dauer: 6 Minuten • auch als Podcast •
„Kennst du den kleinen Bär Puuh aus dem Hundert-Morgen-Wald? Meine Mama liest mir jeden Abend eine kleine Geschichte von ihm vor.“
Natürlich wusste ich von Winnie – Puuh, eine Geschichte über ihn gehört, hatte ich noch nie. Neugierig wie ich war, bat ich Laura, das Buch in unsere Stunde mitzubringen und mir daraus vorzulesen. Puuh hatte wundervolle Weisheiten im Gepäck. Der Bär Winnie Puuh
„Du bist mutiger als du glaubst, stärker als es scheint und klüger, als du denkst.“
Mut-Mach-Spruch
Was für ein schöner „Mutmachspruch“ in Situationen, in denen wir von intensiven Gefühlen überwältigt werden. Das Ende eines Schuljahres, Prüfungsergebnisse, Zeugnisse, können Anlass für unkontrollierbare Gefühlserlebnisse sein. Dann fällt es besonders schwer, mit Zuversicht in das nächste Schuljahr zu blicken. Unzufrieden mit sich selbst, frustriert, da die erhofften Erfolgserlebnisse ausgeblieben sind.
Zudem spürt man eine tiefe Enttäuschung bei den Eltern, deren Erwartungen man nicht erfüllen konnte. Sensible Kinder haben besonders feine Sensoren. Häufig fühlen sie sich schuldig und folgern daraus: so wie ich bin, ist nicht „OK“. Die Fähigkeit, sich in die Eltern hineinzuversetzen und aus deren Perspektive die Situation nachzuspüren, um zu verstehen, haben sie meistens noch nicht. Der Bär Winnie Puuh
Sich sorgen – statt Mitgefühl
Eltern machen sich Sorgen und sie wollen nur das Beste für ihre Kinder. Häufig sehen die Eltern in den Noten den Schlüssel zum Erfolg und zum Glücklichsein. Auch Eltern können sehr in ihren Gefühlen, darunter auch Ängste, gefangen sein. Dann vergessen sie, dass es gut und hilfreich wäre, einen Schritt zurück zu treten, inne zu halten und sich in das eigene Kind hineinzuversetzen, sich vorzustellen, wie es sich fühlen muss. Der Bär Winnie Puuh
Mitgefühl erlaubt uns zu verstehen, wie etwas aus der Perspektive einer anderen Person aussieht, sich anfühlt, um dann mit Weisheit und Freundlichkeit zu reagieren. Es kann so hilfreich sein, sich mit all seinen Sinnen auf sein Kind und den Moment einzustimmen. Unsere Sinne machen es möglich, ein Kind zu sehen und zu verstehen. Sehnt sich nicht jedes Kind danach, gesehen und verstanden zu werden?
Vater und Sohn
Dazu noch eine kurze Geschichte aus dem gelebten Alltag: Ein sehr besorgter und liebevoller Vater hegte den innigen Wunsch, mehr Freizeit mit seinem Sohn zu verbringen. Unterschiedliche Interessen und Meinungsverschiedenheiten standen einer unbeschwerten Vater-Sohn-Beziehung im Weg. Der Vater sah ängstlich in die Zukunft seines Jungen. Ganz in seinen Emotionen und seiner Unzufriedenheit gefangen, konnte der Vater meist nur mit Kritik und Unverständnis seinem Sohn begegnen.
Vielleicht auch aus Enttäuschung und Verzweiflung. Er meinte es doch nur gut! Der Sohn zog sich zunehmend in sich zurück und kapselte sich vom Vater ab. Jeder blieb auf seine Art mit seinen intensiven Gefühlen beschäftigt. Sich füreinander zu öffnen schien unmöglich. Wut und Trauer breitete sich im Herzen des Vaters aus. Der Bär Winnie Puuh
Oft reicht ein Satz
Und dann, eines Tages, ging der Sohn mit großen Schritten auf seinen Vater zu und räumte mit einem einzigen Satz, jegliche Anspannung bei Seite. „Papa, darf ich dir meine Freundin vorstellen?“ Mit wenigen Worten gelang es dem Sohn, eine Nähe zwischen den beiden, neu entstehen zu lassen. „Manchmal nehmen die kleinsten Dinge den größten Platz in unseren Herzen ein.“ Übrigens stammt dieses Zitat auch von Puuh dem Bären.
Für mich eine wunderschöne Begebenheit, die zeigen kann, dass so Vieles in unseren Kindern ist und wir manchmal zu sehr mit unserer eigenen Geschichte, unseren Gedanken und Gefühlen verbunden sind und dadurch unfähig werden, empathisch zu sein. Der Bär Winnie Puuh
Zutrauen
Zutrauen bedeutet für mich nicht, Verantwortung abzugeben. Zutrauen schafft Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten eines Kindes, verbunden mit dem stillen Angebot: Ich bin da, wenn du mich brauchst. Kinder sind oft mutiger als wir glauben, stärker als sie scheinen und klüger als wir denken.
Ihre Susanne Burkhardt
Ein ganz wundervoller Beitrag, der mein Herz stark berührt hat. Ich sitze mit Tränen in den Augen da und danke Frau Burkhard für diesen sehr emotionalen Beitrag, ich drücke Sie von Herzen und in Gedanken. Liebe Grüße Elke Seibt, Bad Urach