Autorin: Susanne Schönmetz  • Dauer: 5 Minuten  


Shavasana – Nichtstun, einfach nur sein. Shavasana – die wichtigste Asana beim Yoga überhaupt. Der krönende Abschluss jeder Yogaeinheit und sehr oft wird Shavasana auch zu Beginn der Yogastunde geübt. Wenn wir unsere Yogapraxis mit Shavasana beginnen, können wir den Geist von den Ablenkungen des täglichen Lebens befreien und wir gehen entspannt in die Übungen.

Stille Bewegungslosigkeit

Die indische Entspannungshaltung am Ende der Yogaeinheit bringt den Yogi wieder in sein Gleichgewicht. In der stillen Bewegungslosigkeit bekommen Körper und Geist Gelegenheit, alles was während der Yogapraxis angeregt und aktiviert wurde zu integrieren. Alles was aufgewirbelt wurde darf nun zur Ruhe kommen und nachwirken. Die Energie, die wir aufgeladen und erarbeitet haben wird nun gespeichert und harmonisiert. So können wir uns nach einer Yogastunde gleichzeitig vitalisiert, erfrischt und entspannt fühlen. Nichtstun – einfach nur sein

Shavasana, die Entspannungslage bei der man völlig bewegungslos flach auf dem Rücken liegt bedeutet wörtlich übersetzt „Leichen- oder Totenstellung. Zum Glück ist Shavasana trotz dieser Namensgebung für die meisten Yogaübenden höchst willkommen.

Einfach – aber nicht leicht

Die Übung mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, doch für viele ist dies die schwierigste Asana überhaupt. Manche fühlen sich unbehaglich, ausgeliefert und verwundbar, wenn sie 5 bis 20 Minuten ruhig daliegen sollen. Viele entscheiden sich bewusst für Yoga, weil sie nervös und unruhig sind und auch in der Entspannungslage sind sie dann erst mal „zappelig“. Plötzlich müssen sie noch schnell die Nase putzen, oder es juckt irgendwo und man möchte sich kratzen oder doch noch mal bewegen. Kommt der Körper dann zur Ruhe, wird häufig der Geist unruhig. Die Gedanken fahren Karussell, überstürzen sich, Erinnerungen und Zukunftspläne beschäftigen uns. Einige Yogis halten die Tiefenentspannung für Zeitverschwendung, langweilen sich oder nutzen die Gelegenheit für ein Schläfchen. Nichtstun – einfach nur sein

Das Verhältnis von

Gerade das Nichtstun ist für uns aktive Menschen besonders schwer. Das Verhältnis von Anspannung und Entspannung passt nicht, ist nicht im Gleichgewicht. Durch Shavasana lernen wir, was so viele von uns verlernt haben: zu entspannen. In der geführten Yogastunde geht kein Weg an Shavasana vorbei – außer man haut vorher ab. Doch bei der Yogapraxis zu Hause kommt die Endentspannung oft zu kurz oder wird einfach gestrichen. Das ist schade, da wir auf diese regenerierende Wirkung nicht verzichten sollten. Der Parasympathikus, der für die Entspannung zuständig ist wird aktiviert und der Sympathikus, der für die Anspannung zuständig ist wird reduziert. Shavasana fördert den Abbau von Stresshormonen, schüttet Glückshormone aus und beruhigt den Kreislauf. Dies stärkt wiederum unsere innere Ruhe und Ausgeglichenheit und stärkt die Gelassenheit im Alltag.

Shavasana symbolisiert

In vielen Yogastunden wird der Yogi in der Entspannung angeleitet. Der Bodyscan oder Yoga Nidra erleichtern die Tiefenentspannung. Es fällt leichter präsent zu bleiben und der Geist schweift weniger ab. Üben wir Shavasana ohne Anleitung ist es schwerer präsent zu bleiben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass wir die Entspannung genauso geduldig üben müssen wie jede andere Asana. Nichtstun – einfach nur sein

Shavasana symbolisiert das Wesen von Yoga perfekt. Stille Bewusstheit, wenn der Körper bewegungslos daliegt wie ein Leichnam und der Geist ganz achtsam und präsent ist. Losgelöst von allen äußeren Ablenkungen, versuchen wir alle Sorgen und To-do-Listen loszulassen. Wir verbinden uns mit unserer inneren Welt.

Die Lage

Durch die Yogapraxis mit Asanas und Pranayama bereite ich mich auf Shavasana vor. Zum Abschluss lege ich mich in die Rückenlage. Meinen Rücken lasse ich tief in die Matte sinken, die Beine liegen mit etwas Abstand auseinander, die Füße sinken entspannt nach außen. Die Arme lege ich etwas abseits vom Körper und die Handflächen zeigen nach oben zum Himmel. Meine Schultern ruckle ich noch etwas in Richtung Füße, so wird mein Nacken lang. Ich rolle meinen Kopf einmal nach rechts und links und finde dann die Mitte. Ich gebe mich ganz der Schwerkraft hin und treffe für mich die Entscheidung mich nun nicht mehr zu bewegen. Dann liege ich reglos wie ein Leichnam.

Das Nichtstun

Nun beginnt das eigentliche Nichtstun. Ich versuche still und präsent zu bleiben. Mein Atem fließt mühelos und im Geist durchwandere ich meinen Körper, erspüre seine Grenzen und lasse nach und nach die Anspannung los. Aus Stirn, Augen, Kiefer, Zunge, Hals, Rupf, Armen und Beinen, ich versuche jedes Detail zu erspüren. Immer tiefer spüre ich in meinen Körper hinein und entdecke Anspannungen die ich noch lösen kann. Ich versuche auch mein Gehirn zu entspannen, indem ich mir vorstelle es sinkt in den Hinterkopf. Nichtstun – einfach nur sein

Alles ruhig

Ich lasse los vom Körper und Geist. Für kurze Zeit ist alles ruhig. Manchmal mehr und manchmal weniger. Wenn es mir gelingt alle Anspannung aufzulösen, habe ich das Gefühl die Grenzen meines Körpers lösen sich auf und ich verschmelze mit meiner Matte. Manchmal gleite ich in einen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf. An Tagen an denen meine Gedanken gar nicht zur Ruhe kommen wollen, akzeptiere ich dies und vertraue mich meinem Atem an und bleibe auf diese Weise achtsam und präsent.

Am Ende meiner Entspannungszeit nehme ich einige tiefere Atemzüge, räkle und strecke mich und komme behutsam in die Seitenlage und kuschle mich noch für einige Augenblicke in die Embryohaltung. Wieder im Sitzen angekommen öffne ich meine Augen und nehme diese Ruhe und das Wohlgefühl mit in meinen Tag oder meine Nacht. Nichtstun – einfach nur sein

Nur mit Shavasana wird deine Yogapraxis vollständig – also niemals ausfallen lassen!

Ihre Susanne Schönmetz