Autorin: Dr. Kathrin Brodowski  • Dauer: 4 Minuten  


Ambivalenz. Corona hat vieles verändert. Nicht nur die Art wie manche von uns jetzt arbeiten, wenn sie überhaupt Arbeit haben, sondern auch wie wir mit dem Leben in dieser Unsicherheit umgehen.

„Lockdown – Shutdown – Breakdown“

„Lockdown“ oder „shutdown“ sind sogenannte Wörter der neuen Normalität. Und für sensible Menschen mit feinen Antennen, kann dies auch einen persönlicher „breakdown“ bedeuten. Sie können nicht mehr. Andere wollen ihre neue Freiheit nicht mehr zurückgeben. Sie greifen nach mehr. Ambivalenz

Ich beobachte nur

Das Eingestehen von Sensibilität, mit der neuen Normalität nicht klar zu kommen – welchen Namen hat das eigentlich? Wahrscheinlich gibt es das bei uns gar nicht. Wir versuchen mit finanzieller Unterstützung das meiste abzufedern. Aber manche fallen durch das Raster. Künstler und andere – Unterstützung ist dort rar gesät. Aber Geld ist ja nur das eine. Ambivalenz

Die Angst dominiert

Was ist mit dem anderen, der Empathie, dem Leben an sich. Wie unterstützen wir die, welche nicht nur in häuslicher Quarantäne sind, sondern auch im Kopf in Quarantäne und nicht mehr rauskommen. Wo ein Hirnstrom den nächsten ablöst – Hirnströme, die das Leben dominieren und bei denen das Gehirn Tag und Nacht Signale sendet. Es ist laut im Kopf, es ist nicht mehr klar. Müde sein, ohne schlafen zu können, erschöpft und auch der längste Urlaub hilft nicht mehr. Die Angst dominiert. Ambivalenz

So darf es bleiben

Und dann gibt es die anderen. Homeoffice – endlich Familie und Beruf nah zusammen, keine langen Fahrtzeiten, nie wieder ins Büro zu müssen, ja das sind die anderen. Für die ist die neue Normalität eine Bereicherung, etwas das verteidigt werden will. Das alte Leben soll und darf nur so wenig zurückkommen als möglich. Alles wurde super „gemanaged“ und darf nicht aufgegeben werden.

Manche genießen die Kurzarbeit mit Lohnausgleich – so viel Zeit hatten sie noch nie. Zeit. Endlich. Einmal Zeit haben, zum Joggen, zum Kochen, für die Partnerschaft und für die Freizeit, einfach mal Radeln gehen und Deutschland kennenlernen. „Fast“ alles ist besser als vorher. Endlich wieder Lebensqualität. Nie wieder 40 Stunden an einem Ort weg von der Familie. Das Verteidigen dominiert.

Und dann gibt es die in der Mitte. Die versuchen das Beste daraus zu machen, die Maske akzeptierend weiter machen. Der eine oder andere arbeitet unter leicht veränderten Bedingungen einfach weiter und weiß damit nicht umzugehen – was passiert eigentlich gerade? Ambivalenz

Was passiert mit der Ambivalenz in der Gesellschaft?

Manche haben Angst. Manche möchten, dass es so bleibt wie es ist. Die Unsicherheit wird weitergehen, spüren wir also immer wieder in uns hinein, lassen wir es so wie es ist und nehmen es achtsam wahr. Nur dann können wir mit der Ambivalenz ruhig und distanziert umgehen.

Mal sehen was kommt.

Ihre Kathrin Brodowski