Autorin: Andrea Weber  • Dauer: 3 Minuten  


4-33. Ein Pianist setzt sich an das Klavier und schließt den Klavierdeckel. Nach einiger Zeit öffnet er ihn wieder und wiederum nach einiger Zeit schließt er ihn.

„4-33“

heißt das Musikstück von John Cage – 3 Sätze ohne Noten.

Bereits 1952 wurde es uraufgeführt – 3 Sätze, die durch das Schließen und Öffnen des Klavierdeckels angezeigt werden und hat sicher einige Irritationen ausgelöst. So gar nicht den damaligen – und auch heutigen – Hörgewohnheiten entsprechend, saßen die Zuhörer in einem Konzertsaal und hörten … keinen Ton des Klaviers, aber Töne. 4-33

Töne

Die Töne der Alltagsgeräusche im Saal – sonst nicht hörbar, füllten die Sätze, eingerahmt zwischen dem Öffnen und Schließen des Klavierdeckels. Die Frage kommt mir: wurden diese Töne wirklich gehört oder war die Irritation zu groß, um sich auf dieses Hörerlebnis einzulassen?

4-33 Klavier

Bewusst

Wenn wir uns bewusst dem Hören zuwenden, was hören wir? Es sind ständig Geräusche da, manche hören wir, andere nicht. Und wenn es „ganz ruhig“ ist, meinen wir die Stille zu hören. Ist es wirklich still? 4-33

Einladung

Ich möchte einladen, sich bewusst dem Hören zuzuwenden, für ein paar Momente, Minuten, vielleicht auch für 4-33, ganz egal, wo man sich gerade befindet und zu lauschen.

Die Geräuschkulisse wahrnehmen, in der wir uns befinden. Und beobachten, was geschieht beim Hören. Was höre ich dann? Wie wirken die Geräusche auf mich? Welche Gedanken kommen zu den Geräuschen. Wie fühle ich mich dabei – eher angeregt oder genervt oder ist es entspannend? Ton für Ton hören und die Stille dazwischen. 4-33

Für John Cage gab es keinen leeren Raum oder eine leere Zeit, für ihn gab es immer etwas zu sehen, zu hören – selbst in einem schalldichten Raum, dessen Wände auch innen speziell konstruiert waren, so dass sie Schall absorbierten, machte er die Erfahrung von Klängen.

Ihre Andrea Weber

PS. Wer sich das gerne anhören mag (ansehen geht in diesem Falle auch) – es gibt ein YouTube Video hierzu – https://bit.ly/3oQLqeL