Autorin: Susanne Burkhardt • Dauer: 5 Minuten  


Mit dem Tun kommt das Bewusstsein für die eigene Selbstwirksamkeit, raus aus der Ohnmacht, einer Situation ausgeliefert zu sein.

Erwachsene haben den Vorteil, in Krisen auf einen Schatz von gemachten Erfahrungen zurückgreifen zu können. Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene sind häufig auf den Halt enger Bezugspersonen angewiesen, um gut und gesund eine Krise überstehen zu können. Was aber ist, wenn die Bezugspersonen in einer Ausnahmesituation, wie wir sie momentan und seit fast einem Jahr erleben, den Rückhalt nicht mehr gewährleisten können?

Kinder haben sehr feine Rezeptoren, um wahrzunehmen, wenn in ihrer Umwelt etwas aus der Balance gerät. Da ist diese Anspannung in Mamas Stimme, Papa ist mit seinen Gedanken weit weg, die Eltern diskutieren mehr wie sonst und stellen in Frage, was weiter geschieht, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Mit dem TUN kommt auch das ANDERS

Gewohnte Wochenstrukturen und Tagesabläufe bröckeln zunehmend und fallen in sich zusammen. Für nicht wenige Kinder entstehen dadurch unangenehme schwarze Löcher, für die anderen ergeben sich unter Umständen neue Freiräume. Der Tag kann reizorientiert gelebt werden, ohne sich an schulische Pflichten strikt halten zu müssen. Von den Eltern wird organisatorisches Geschick abverlangt, um das Lernen von zu Hause aus zu sichern. Kinder mit Impulskontrollstörungen und einer ausgeprägten Schwäche, sich steuern zu können, werden ordentlich durcheinandergewirbelt. Das System Schule – Familie verliert an Stabilität. Dazu möchte ich gerne die Geschichte von den drei Fröschen erzählen. Mit dem TUN kommt auch das ANDERS

Drei Frösche sind in einen Sahnetopf gefallen.

Der Pessimist seufzt: „Oje, jetzt ist alles verloren“ und der Frosch ertrinkt. Der Optimist sagt: „Nichts ist verloren, irgendjemand wird uns schon hier herausziehen.“ Er hofft und hofft und ertrinkt.

Der Zuversichtliche hingegen sagt: „Schwierige Lage, da bleibt mir nichts Anderes übrig als zu strampeln.“ Er strampelt um sein Leben- bis die Sahne zu Butter wird und er aus dem Topf hüpfen kann.

Besonders hat mich der zuversichtliche Frosch überrascht. Ein Frosch kann doch nicht wissen, dass aus Sahne Butter wird, wenn diese dauerhaft bewegt wird. Und trotzdem handelt er, ohne zu wissen, was wird.

Mit dem Tun kommt auch das Anders.

Ich habe mich gefragt, was Kinder tun können, um gut und gesund durch diese Zeit zu kommen? In Verbindung mit Achtsamkeit ist mir als Erstes das Atmen eingefallen. Mit dem bewussten Atmen beeinflussen wir das vegetative Nervensystem und können uns beruhigen. Ruhe schafft Ordnung und Stabilität. Um bewusst zu atmen und die Konzentration auf das Atmen lenken zu können, brauchen Kinder, wie auch Erwachsene, einen ersten Impuls, den eigenen Atem kennenzulernen. Den Atem mit dem inneren Auge beobachten, ihn verfolgen, so wie er ist. Das Einatmen und das Ausatmen, Atemzug um Atemzug. Wo endet das Einatmen und wo beginnt das Ausatmen? Wo spüre ich meinen Atem am deutlichsten? An den Nasenflügeln? Wenn sich der Brustraum weitet und höher wird, sich mein Bauch vorwölbt und runder wird?

Nebenbei übt das Kind, sich zu steuern, seine Aufmerksamkeit zu lenken und zu fokussieren. Vielleicht mag das Kind auch seinen Atem kennen lernen, in dem es in Rückenlage sein Lieblingskuscheltier oder Lieblingsspielzeug auf seinen Bauch legt. So wie es ein – und ausatmet, sieht das Kind, wie sich der Teddybär auf und ab bewegt.

Über das Atmen ins Spüren kommen. Nach innen schauen und sich selbst näherkommen. Mit dem Tun kommt das Anders. Das Anders kann vielfältig sein.

Neugierig geworden? Dann lassen Sie sich doch überraschen, was kommt.

Ihre Susanne Burkhardt