Autorin: Dr. Kathrin Brodowski • Dauer: 4 Minuten  


Luft Perspektiven. Luft hat viele Perspektiven. Rein analytisch ist Luft ein Gasgemisch der Erdatmosphäre. Luft war bis zum Ausbruch von Corona für die Mehrheit einfach selbstverständlich. Seit dem Ausbruch des Covid-19 Virus haben wir (zumindest die meisten von uns) Angst, dass eine Corona-Infektion zu Luftnot und damit vielleicht zu künstlicher Beatmung mit tödlichem Verlauf führt. Luft ist also derzeit ein großes mediales und persönliches Thema. Die emotionalen Bilder von den Intensivstationen zeigen uns täglich was es heißt, nicht genügend Luft zu bekommen. Luft Perspektiven

Von Luft alleine …

Anders ist es für eine andere Gruppe dieser Gesellschaft. Ein altes deutsches Sprichwort sagt, dass man von Luft alleine nicht leben kann. Dieser Spruch hat in diesen Zeiten mehr Aktualität als sonst. Nach 1 Jahr Covid-19 mit vielfältigen gesellschaftlichen Auswirkungen stellen viele Menschen auf der Welt fest, dass Luft einen zwar am Leben erhält, aber dass die Qualität des Lebens nicht alleine durch Luft bestimmt wird. Viele betroffene Bürger erhalten partielle oder keine Unterstützung, vielen Menschen geht es finanziell und auch psychisch schlecht. Ihre Arbeit, ihr Lebenswerk, ihre Identifikation steht vor dem aus. George de Santayana hat einmal gesagt, dass die Gesellschaft ist wie die Luft: Notwendig zum Atmen, aber nicht ausreichend, um davon zu leben. Viele Standbeine der Gesellschaft haben keine Luft mehr und stehen alleine da. Luft Perspektiven

Keine Luft zum Atmen

Und bei anderen geht auch langsam die Luft aus. Sie sitzen zuhause alleine, mit kleinen Kindern, betreiben „Home-Schooling“, machen sich Sorgen um ihre immer älter werdenden Eltern oder haben andere Sorgen. Und auch bei denen wird die Luft langsam dünn. Sie geben jeden Tag ihr Bestes, merken aber wie schwer es wird allen Belastungen positiv entgegen zu treten. Von Tag zu Tag haben sie gefühlt weniger bis keine Luft mehr zum Atmen.

„Und in diesen Zeiten ist es wichtig alles auszusprechen, sich Luft zu machen, ohne jemanden zu verdammen“

(Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi).

Wo ist der gesellschaftliche Diskurs über die Auswirkungen von „Luft“? Es wird nur bedingt offen über die immer dünner werdende Luft gesprochen. Obwohl es für uns als Gesellschaft viel mehr Luft bringen würde, wenn wir offen alle Pro´s und Con´s aussprechen dürften, ohne gleich abgestempelt zu werden, entweder in die eine oder andere Richtung. Luft, vielleicht auch Luftstürme würden entstehen, wenn wir uns zuhören, und um Luft ringend Antworten finden. Denn letztendlich werden wir viel Luft brauchen, um die Folgen als Gesellschaft gemeinsam zu stemmen. Luft Perspektiven

Wenn es überhaupt etwas positives gibt, dann dass die Luft zu den wirklichen Gewinnern gehört. So wenig Abgase sind schon lange nicht mehr in die Luft gelangt. Der „echten“ Luft geht es also richtig gut. Immerhin.

Mögen wir alle …

„Mögen wir alle immer Luft haben, zum Atmen aber auch für unsere täglichen Herausforderungen. Und mögen wir Luftwirbel erzeugen, um gemeinsam nach den besten Möglichkeiten zu suchen. Denn dann wird nicht nur die „echte Luft“ zu den Gewinnern gehören.“ Luft Perspektiven

Ihre Dr. Kathrin Brodowski