Autorin: Susanne Schönmetz • Dauer: 6 Minuten • 


Bitte berühren. Momentan geht die Welt auf Abstand. Social Distancing ist ein wirksames Mittel zum Eindämmen von Corona. Was sonst unsere Zuneigung und Verbundenheit ausdrückt, ist jetzt zur Gefahr geworden. So vernünftig der Verzicht auf Körperkontakt jetzt gerade auch sein mag, wir werden uns an dieses Notfall-Verhalten nicht dauerhaft gewöhnen und auch nicht vergessen, dass wir soziale Wesen sind. Berührung ist fast so wichtig wie die Luft zum Atmen. Schenkt man den Wissenschaftlern glauben, kann uns ein Mangel an Berührung sogar krank machen.

Grundbedürfnis

Berührung ist ein Grundbedürfnis – ein Leben lang. Sie ist unsere erste Sprache. Das ungeborene Baby im Mutterleib entwickelt als erstes seinen Tastsinn, die erste Sprache, in der Eltern mit ihrem Kind kommunizieren ist die Berührung. Überhaupt ist Berührung die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen. Bitte berühren

Vertrauter Körperkontakt bleibt für uns bis ins hohe Alter wichtig. Liebevolle Berührung ist Balsam für unsere Seele und Gesundheit. Wenn wir ängstlich oder traurig sind, spendet uns eine Berührung oder Umarmung Trost und Geborgenheit. So manches Mal fehlen uns die richtigen Worte, dann können wir unserem Gegenüber mit unseren Händen begegnen. Die Hände sind unser verlängertes Herz. Eine Hand halten, über den Rücken streichen oder eine Umarmung schenken sagt mehr als tausend Worte.

Berührung macht glücklich

Eine angenehme, achtsame Berührung fördert die Ausschüttung von Dopamin und Serotonin sowie Oxytozin, das als Hormon über die Blutbahn im Körper verteilt wird. Oxytozin schenkt uns Glücksgefühle und ist wichtig für die Ausbildung zwischenmenschlicher Beziehungen. Es wird auch als Bindungs- oder Kuschelhormon bezeichnet. Darüber hinaus hilft Berührung, Ängste und Stress abzubauen und Depressionen zu lindern. Die Herzfrequenz wird langsamer und die Atmung beruhigt sich. Berührungen stabilisieren das Immunsystem und senken den Blutdruck. Bitte berühren

Urvertrauen & Sicherheit

In einer stressigen, traurigen oder angstbesetzten Situation geht es uns gleich viel besser, wenn wir von unserem Partner oder einer Freundin in den Arm genommen werden. Die körperliche Berührung tröstet, beruhigt und stärkt uns. Eine liebevolle Berührung, das gehalten werden gibt uns Urvertrauen und Sicherheit. Wenn wir nun aus Rücksicht auf unsere Gesundheit Distanz einhalten ist das für unseren Verstand durchaus nachvollziehbar. Doch Berührung findet auf einer anderen Ebene statt, wir können sie nicht denken, sondern nur fühlen. Unsere Seele versteht das Abstandhalten nicht, sie hält sich nicht daran. Bitte berühren

Viele Menschen leben heutzutage alleine und in dieser besonderen Zeit kann man sich nicht einfach mal spontan mit seinen Freunden treffen. Wer einen Hund oder eine Katze hat, kann sich glücklich schätzen. Fast jeder weiß, wie beruhigend es ist mit einer Katze zu kuscheln und durch ihr weiches Fell zu streichen. Wohl dem, der jemanden zum kuscheln und umarmen hat. Aber wenn nicht?

Schenk dir selbst eine liebevolle Berührung

Wir berühren uns selbst meist unbewusst viele Male am Tag. Doch wie wäre es, wenn wir aus der Selbstberührung ein Achtsamkeitsritual machen. Eine Selbstmassage ist zum Beispiel eine wunderschöne Art, die Yogapraxis zu beginnen. Den ganzen Körper von oben nach unten abklopfen und ausstreichen, sich selbst eine Umarmung schenken um mit sich selbst in Kontakt zu kommen und den Körper zu spüren. Eine Fußmassage am Abend verbessert den Schlaf. Auch eine Hand- oder Kopfmassage ist eine Wohltat und lässt sich sehr gut als Selbstmassage ausführen.

Körperpflege

Auch eine achtsame Körperpflege tut ihr Gutes dazu. Im Ayurveda gehört eine Selbstmassage mit Sesamöl zur Tagesroutine. Ein wirklicher Ersatz für menschliche Nähe und eine gutgemeinte und liebevolle Berührung eines Mitmenschen kann die Selbstberührung natürlich nie sein. Bitte berühren

Sich selbst zu berühren fühlt sich völlig anders an, als wenn ein anderer unsere Haut berührt. Der Unterscheidung zwischen Fremd- und Eigenberührung ist für unser Körpergefühl von großer Bedeutung und erklärt, warum sich die meisten Menschen nicht selbst kitzeln können. Doch wenn es gerade niemanden zum kuscheln, streicheln und umarmen gibt dann können wir uns jetzt auch wieder in die Hände einer achtsamen Massagetherapeutin begeben.

Hoffen wir, dass wir diese Zeit gut überstehen und freuen wir uns auf viele liebevolle, achtsame Berührungen und Umarmungen. Bitte berühren

Ihre Susanne Schönmetz