Autorin: Susanne Schönmetz • Dauer: 5 Minuten • 


Loslassen. Wieder einmal hat mich die Natur zu einem Artikel inspiriert. Zurzeit können wir beobachten, wie die Blätter von den Bäumen fallen und das hat mich dazu bewogen über das Loslassen zu schreiben.

Jahreszeiten

Im Herbst lässt die Natur los, im Winter zieht sich alles zurück und wird still um im Frühjahr mit neuer Kraft zu starten. Wir könnten es der Natur gleichtun und diese Zeit nutzen um hinter uns zu lassen was nicht mehr zu uns passt.  Wenn wir Yoga üben ist Loslassen immer ein Thema und hat viele Facetten.

Außen – Innen

Wir lassen das Außen los um nach innen zu gehen. Wir lassen das Außen los um beim Atem zu sein. Wir versuchen bewusst im gegenwärtigen Moment anzukommen und lassen die Gedanken an die unveränderliche Vergangenheit und die unbekannte Zukunft los. In den Asanas spüren wir wo Anspannung nötig ist um sicher zu üben und wo wir unnötige Anspannung loslassen können. Wir wechseln zwischen kraftvollen Asanas und Asanas die das Loslassen erleichtern. Wir lassen den Atem los. Loslassen

Keine Kontrolle – kein Kampf

Auf der Matte üben wir, was wir auch im Leben jenseits der Matte ein Leben lang tun müssen. Wenn wir Vorwärtsbeugen üben fördern wir das Loslassen und die Hingabe. Sie helfen uns am besten auf dem Weg nach innen und zeigen uns die Widerstände und Blockaden, die uns am Loslassen hindern. Wir dürfen lernen die Kontrolle und das Kämpfen aufzugeben und in uns selbst zu ruhen und gelassener zu werden. Loslassen

Wahrnehmen

Auch nach jahrelanger Übungspraxis ist die sitzende Vorwärtsbeuge (Paschimottanasana) so manches Mal eine Herausforderung für mich. Am besten hilft mir, es erst mal so sein zu lassen wie es ist. Ich akzeptiere was ist und versuche für eine Weile meinen Körper und auch die Gefühle die auftauchen wahrzunehmen. Im nächsten Schritt lasse ich mich von meinem Atem unterstützen. Einatmend gehe ich soweit aus der Haltung bis es sich gut anfühlt und dann lasse ich ausatmend wieder los. Es ist als ob ich mich auf einer sanften Welle auf und ab wiege. Mit jeder Ausatmung kann ich direkt loslassen und sinke ein wenig tiefer in die Haltung hinein. Loslassen

Festhalten

Auf der Yogamatte fällt es uns schon nicht immer einfach loszulassen. Um einiges schwerer ist es dann abseits der Matte, wenn wir unsere Ängste, Selbstzweifel, Glaubensätze und Überzeugungen loslassen wollen. Wir halten vielleicht an einer schweren Erfahrung, Verletzung, Kränkung oder Schuldgefühlen fest. Doch die Vergangenheit ist vorbei, sie ist unveränderlich. Schaffen wir es nicht loszulassen bringt uns das nur Leid und Schmerz. Es bleibt uns nur das Vergangene zu akzeptieren und Frieden zu schließen.

Wenn wir Loslassen entsteht oft erst einmal eine Lücke, ein leerer Raum oder es tut sich gar ein Abgrund auf und das macht uns Angst. So halten wir vielleicht lieber an unseren Glaubensätzen, an schädlichen Verhaltensmustern, einem ungeliebten Job oder an einer unglücklichen Beziehung fest. Doch wenn wir an Dingen, Menschen, Vorstellungen und Meinungen festhalten, die nicht mehr zu uns passen dann schränkt uns das ein, es trennt uns von uns selbst und hält uns davon ab unser Leben zu leben, das wir uns wünschen. Wir betrügen uns selbst um die Schönheit unseres Lebens.

Wir sind Schöpfer

Wir haben es selbst in der Hand. Wir sind der Schöpfer unseres Lebens und bestimmen unser Leben selbst. Leider bewirken wir meist ganz unbewusst unser Schicksal. Doch wir können uns bewusst machen, wer wir sind, wie wir leben, was zu uns passt. Um zu erkennen was zum gestrigen Leben gehört und nicht mehr zum jetzigen Leben passt müssen wir bewusst und achtsam werden. Wir setzen uns auf unser Kissen und werden still. Das gibt uns die Möglichkeit uns zu erforschen, unsere wahre Natur zu erkennen, unser wirkliches selbst zu erkennen. Wir fragen uns: Wer bin ich? Als wer lebe ich? Als wen fühle ich mich?

Dann können wir Visionen schaffen vom Neuen. Uns einfühlen in die Situation wie sie nach dem Loslassen unserer hinderlichen Anhaftungen sein könnte. Im nächsten Schritt müssen wir dann eine mutige Entscheidung treffen.

Loslassen müssen wir ein Leben lang. Nichts ist so sicher wie die Veränderung und das bedeutet, dass wir ständig etwas loslassen müssen.

„Wenn Du etwas loslässt, bist Du etwas glücklicher.

Wenn Du viel loslässt, bist Du viel glücklicher.

Wenn Du ganz loslässt, bist Du frei.“
Ajahn Chah

Ihre Susanne Schönmetz