Autorin: Susanne Schönmetz • Dauer: 7 Minuten • 


Nadi Shodana – die Wechselatmung. Unsere Nase. Yogis wissen es schon seit Jahrhunderten und mittlerweile hat es die moderne Wissenschaft bestätigt. Nämlich dass eines der Nasenlöcher in der Regel offener ist als das andere, so dass der Atem in einem der beiden Nasenlöcher dominanter ist. Nach meinen Recherchen sind sich die Fachleute über die Zeitspanne noch nicht einig. Wahrscheinlich variiert sie bei verschiedenen Menschen, da sie von mentaler und körperlicher Verfassung, der Tageszeit, dem Klima und vielem mehr abhängig ist.

Unser Nervensystem

Auch hier stehen zwei Polaritäten im Wechselspiel. Atmen wir vermehrt durch das rechte Nasenloch erhöhen sich Blutdruck und Herzschlag als Anzeichen für die Dominanz vom sympathischen Nervensystem. Körper und Geist bereiten sich darauf vor aktiv zu werden. Atmen wir vermehrt durch das linke Nasenloch wechseln wir in den Modus der Entspannung und das parasympathische Nervensystem wird aktiv. Wechselatmung

Unser Gehirn

Auch die beiden Gehirnhälften haben ganz verschiedene Funktionen. Die linke Gehirnhälfte kontrolliert die rechte Körperhälfte. Sie arbeitet logisch, analytisch und mathematisch. Die rechte Gehirnhälfte kontrolliert die linke Körperhälfte. Sie arbeitet kreativ und intuitiv. Wechselatmung

Unser Energiekörper

Die Yogis gehen davon aus, dass unser Körper von einem Netz aus Energiebahnen, den Nadis, durchzogen ist. Durch die Nadis zirkuliert Prana, unsere Lebensenergie. Nadi Shodana bedeutet wörtlich “Reinigung der Nadis”. Es geht darum die Energie fließen zu lassen und die Nadis und Energiezentren zu öffnen. Von besonderer Bedeutung sind drei Nadis. Rechts und links der Wirbelsäule verlaufen Ida und Pingala. Ida strömt durch das linke Nasenloch und Pingala strömt durch das rechte Nasenloch. Sushumna Nadi, unser Hauptenergiekanal, beginnt am Wurzelchakra und endet im Kronenchakra. Wechselatmung

Yoga

Laut Hatha Yoga steht Ida und Pingala in Verbindung mit den Energiepolen Sonne und Mond. Das rechte Nasenloch steht in Verbindung mit dem aktivierenden, wärmenden, männlichen Aspekt der Sonne. Das linke Nasenloch steht in Verbindung mit dem passiven, beruhigenden und weiblichen Aspekt des Mondes. Das wechselseitige atmen verbessert den Energiefluss und Ida und Pingala kommen ins Gleichgewicht. Wenn beide Energien im Gleichgewicht sind steigt die Energie durch Sushumna Nadi auf. Aus Sicht der Yogameister wirkt die Wechselatmung ausgleichend und harmonisierend auf unser ganzes System. Die Qualitäten von Energie und Ruhe im Nervensystem kommen wieder ins Gleichgewicht und die beiden Hemisphären des Gehirns kommen in Balance.

Die Übung

Bei der Wechselatmung werden abwechselnd die Nasenlöcher mit dem Daumen und Ringfinger verschlossen. Beuge dazu den Zeigefinger und den Mittelfinger der rechten Hand in die Handinnenfläche oder lege Zeigefinger und Mittelfinger an die Stirn. Verschließe mit dem Daumen das rechte Nasenloch und mit dem Ringfinger das linke Nasenloch. Die linke Hand lege nach oben geöffnet auf den Oberschenkel. Wechselatmung

Setze dich in eine angenehme und stabile Sitzhaltung und spüre während einiger Atemzüge deinen Atem an beiden Nasenlöchern. Atme zu Beginn einmal bewusst ein und aus. Dann atme durch das linke Nasenloch ein und durch das rechte Nasenloch aus. Atme nun durch das rechte Nasenloch ein, und atme durch das linke Nasenloch aus. Das ist eine Runde. Verlängere allmählich deine Ausatmung und wenn du dich wohlfühlst auch die Atempausen am Umkehrpunkt. Mache so viele Runden, wie dir guttun und beende die Übung auf der linken Seite mit dem Ausatmen. Verweile noch ein wenig, nimm deinen Atem wahr und nimm wahr wie die Übung auf dich wirkt und wie du dich fühlst.

Die Länge der Atemzüge und Atempausen wird meist durch Zählen rhythmisiert. Aus meiner Erfahrung hat das Zählen für viele Menschen etwas Bedrängendes. Ich empfehle dir, dich einfach auf dein inneres Spüren zu verlassen. Finde deinen eigenen Rhythmus für die Länge der Atemzüge und Atempausen und lass es leicht und mühelos sein. Wechselatmung

Du kannst die Wechselatmung auch ohne das Verschließen der Nase üben. Du lässt die Hände entspannt im Schoß liegen und atmest in deiner Vorstellung hin und her. Auch wenn du gerne im Liegen übst, eine empfindliche Nase hast oder den Arm nicht solange oben halten kannst, möchte ich dir diese Wechselatmung im Geist empfehlen.

Ich lade dich dazu ein, durch achtsames Spüren und Beobachten deiner Empfindungen, Gefühle und Auswirkungen deinen ganz persönlichen Übungsweg dieser meditative Balanceübung zu finden. Wechselatmung

Ihre Susanne Schönmetz