Autorin: Susanne Holst-Franke • Dauer: 4 Minuten • 


„Halt mich fest“ höre ich mich sagen, weil ich drohe die Haltung zu verlieren. Wer kennt sie nicht, diese Momente oder gar Phasen, die scheinbar das gesamte bisherige Leben, oder die Vorstellung davon, auf den Kopf stellen. Sie können uns zweifeln und verzweifeln lassen, uns die Grenzen unserer Vorstellungskraft und Belastbarkeit spüren lassen.

Episode

In einer solchen Episode fühlte ich mich nicht nur niedergeschlagen und hilflos, sondern zugleich durch mein eigenes Leben getrieben. Ich mag das Wort Episode sehr gerne. Es ist hoffnungsvoll, drückt es doch die Vergänglichkeit des Moments aus, auch des leidvollen.

Zurück zur Episode. Sie war geprägt war von Anspannung, dem Gefühl aushalten gar durchhalten zu müssen und von einer nicht enden wollenden inneren Unruhe und Getriebenheit. Vielleicht habe ich mich selbst getrieben, um nicht gänzlich den Halt zur verlieren.

Wenn du es eilig hast, geh langsam

„Wenn du es eilig hast, geh langsam“ , dieser buddhistische Satz kam mir nicht in den Sinn. Doch genau in diesem Moment schlug mir meine liebe Freundin einen gemeinsamen Urlaub vor – raus aus der Stadt, raus der Getriebenheit und raus aus dem Gedanken, funktionieren zu müssen.

Wir fuhren gen Norden. Weite. Und in der Weite, die Angst mich verlieren zu können. Stille. Und in der Stille, die Angst haltlos zu sein. Das Kommen und Gehen der Wellen glich dem Hin und Her in meinem Kopf. Über Tage schmerzte er. Und mein Kopf hielt fest – an der Vergangenheit, am Schmerz, an der eigenen Verständnislosigkeit und an der Angst.

Inneren Halt zu verwechseln mit dem Fest-Halten an Vergangenem ist schmerzhaft, zuweilen sehr schmerzhaft, denn das eigene Empfinden von Leidvollem wird hierdurch verstärkt.

Aber was ist innerer Halt? Wie fühlt sich das an?

Ich bekomme ihn gerade wieder. Er liegt in mir. Vielleicht liegt er in der Weite, vielleicht in der Stille. Möglicherweise in der tröstlichen Vergänglichkeit. Ganz sicher im Vertrauen ins Leben. Ich traue mich zu leben. Dankbarkeit.

Ihre Susanne Holst-Franke