Autorin: Antje Künstle • Dauer: 6 Minuten • 


Basenfasten. „Wir haben nicht Angst vor dem Tod, wir haben Angst vor einem Mangel“ ( Stefan Hiehne). Diese Aussage bekam ich am ersten Tag meines Basenfasten Urlaubs in mein Email Postfach in Form eines täglichen Newsletters geschickt. Wie überaus passend, dachte ich. Doch stimmt das wirklich? Bisher dachte ich, alle Ängste die wir haben, sind in Wahrheit nur der Angst vor dem Tod untergeordnet. Aber das ist nicht ganz richtig. Natürlich haben eine Menge Leute Angst vor dem Tod, oder vielmehr vor dem eigenen Sterben. Und gerade die Coronazeit hat uns dieses Thema wieder etwas näher gebracht.

Vergänglichkeit & Knappheit

Doch wenn wir ehrlich sind, verdrängen wir die Vergänglichkeit immer noch zum Großteil, sonst hätten wir nicht diese Umweltproblematik auf unserer Erde. Gerade hier in den westlichen Industrieländern, wo der Lebensstandard relativ hoch ist, hab ich den Eindruck wird besonders viel verdrängt. Denn man fürchtet, dann in der Konsequenz auf seinen gewohnten Komfort verzichten zu müssen und das ist unbequem. Angst vor Mangel entsteht aber auch durch Knappheit, echte oder künstliche. Wie wir alle erlebt haben, als Anfang der Pandemie das Toilettenpapier und diverse andere Artikel schlagartig ausverkauft waren.

Und in so einer Art künstlichen Knappheit befand ich mich nun. 8 Tage Basenfasten im Hotel. Der Gesundheit zuliebe entsäuern und entgiften. Keinerlei tierische Produkte, keinen Alkohol und keine Süßigkeiten, nur Obst und Gemüse dreimal täglich. Kein Knabbern zwischendurch, kein Kuchen und auch keinen Kaffee. Noch nicht einmal mein geliebter Grüntee war erlaubt.

Es war mir äußerst unwohl, zu wissen, dass ich jetzt ganze 8 Tage lang auf diese und andere leckere Genüsse verzichten soll. Und doch hatte ich es mir ganz bewusst so ausgesucht.

Mangel & Fülle

In der Unterkunft wurden auch andere Gäste bedient, die nicht am Basenfasten Programm teilgenommen haben. Sie bekamen rustikale Speisen, guten Wein und süße Desserts serviert. Das war eine Herausforderung, da nicht neidisch auf deren Teller und dann enttäuscht auf den eigenen zu schielen. Bis ich gemerkt habe, dass ich dadurch meine Aufmerksamkeit auf den Mangel lenke und es mir somit nur unnötig schwer mache.

Also beschloss ich, mich von jetzt an auf die Fülle zu konzentrieren. Und da war einiges: Es gab in dem Hotel einen sehr schönen Sauna- & Wellnessbereich zum Entspannen, einen tollen Yogaraum, in dem ich morgens meine Matte ausrollen konnte und einen Natur Schwimmteich mit herrlichen Blick auf die Tiroler Berge. Außerdem waren die basischen Mahlzeiten zwar überschaubar, aber immer sehr köstlich und ganz liebevoll angerichtet. Dadurch fiel es mir leichter, dankbar anzunehmen. Und schließlich machte ich das ja auch freiwillig, aus eigenem Entschluss und nicht etwa, weil der Arzt es verordnet hat.

Wenn man sich im Mangel Gedanken verliert, rutscht man außerdem schnell in die Opferrolle. Aktives Bejahen hingegen holt einen da wieder raus.

Deshalb hab ich ab da, jeden Gedanke an Mangel, sofern er mir bewusst war, mit einem Gedanken an Fülle ausgeglichen. Zum Beispiel: „ Ein Stück Schokolade wäre jetzt das Größte, aber ich darf ja nicht…“ Aber dafür freue ich mich schon darauf, morgen vor dem Frühstück noch eine Runde im Teich zu schwimmen, und mich danach quicklebendig zu fühlen.“

Dankbarkeit & Verzicht

Das funktionierte tatsächlich und war ganz nebenbei eine schöne Übung in Dankbarkeit. Und Dankbarkeit ist bekanntlich der schnellste Weg zur Zufriedenheit. Wir sind so sehr an ein bestimmtes Maß an Fülle und Komfort in unserem Leben gewohnt, dass es schwerfällt und auch wehtut, (mal) darauf zu verzichten. Doch Verzicht kann auch befreiend sein. Nämlich, wenn ich realisiere, dass ich eigentlich gar nicht so viel brauche. Dann entsteht plötzlich ein Gefühl von Freiheit und Raum. Raum, in den ich mich hineinentspannen kann.

Übrigens, ich habe gut durchgehalten, 4 kg dort gelassen und ganz viel Erkenntnis und Dankbarkeit mit nach Hause genommen. Es lohnt sich also, sich dem Mangel zu stellen, denn ihm gegenüber steht die Fülle. Und die Dankbarkeit.

Ihre Antje Künstle