Autorin: Antje Künstle • Dauer: 6 Minuten • 


Inneres Feuer und der Mangel davon. Vor einiger Zeit habe ich einen Beitrag über Lebendigkeit geschrieben. Was es bedeutet, sich lebendig zu fühlen und Sie eingeladen, diesem Empfinden in ihrem Innern nachzugehen. Nun geht es heute eher um den Mangel an Lebendigkeit oder Begeisterung.

Standspur

Kennen sie auch das Gefühl, dass ihr Leben auf der Standspur läuft? Dass die Motivation am Arbeitsplatz nachlässt, obwohl es keinen ersichtlichen Grund dafür gibt? Dass Beziehungen zu Menschen, die einem am Herzen liegen irgendwie eingeschlafen sind oder vor sich hindümpeln? Dabei gab es keine Konflikte oder dergleichen. Dass alles nach außen hin zwar in Ordnung scheint, sich aber dennoch in der Tiefe öde anfühlt? So ein diffuses Gefühl der Unzufriedenheit schleicht sich ein. Irgendwas stimmt nicht, etwas fehlt, aber was genau? Und wenn wir ehrlich sind, dann liegt es nicht an den anderen oder den Umständen, sondern nur an uns selbst. Die Umgebung spiegelt uns. Was immer wir im Leben erfahren ist häufig eine Spiegelung dessen, was wir aussenden oder ausstrahlen. Sich das bewusst machen und akzeptieren ist zwar nicht angenehm aber schon einmal ein guter und wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Tapas – inneres Feuer

Im Yoga gibt es den Begriff Tapas. Und Tapas bedeutet Lebensdrang, inneres Feuer, Begeisterung, Zielstrebigkeit. Wenn unser Tapas schwächelt, fehlt dem Leben die Magie. Dann brennen wir nur noch auf kleiner Flamme anstatt zu lodern und Funken zu versprühen. Und wer den Zustand von Magie kennt und genossen hat, vermisst ihn schmerzlich, wenn er sich zwischen durch mal partout nicht einstellen lässt. Doch wie können wir unser inneres Feuer wieder entfachen?

Zunächst: Es ist nicht schlimm und völlig normal. Selbstvorwürfe sind an dieser Stelle kontraproduktiv. Jeder verliert mal im Alltagstrubel die Begeisterung und rutscht in Routine. Doch was holt uns da wieder heraus?

Aspekte

Ich hab im Folgenden ein paar Aspekte zusammengetragen, die uns wieder auf die Spur des inneren Feuers bringen können:

Disziplin ist hierfür manchmal ein gutes, ein hilfreiches Werkzeug. Wenn echte Begeisterung da ist, benötigen wir keine Disziplin, dann gibt es auch keine Trägheit. Aber wenn die Begeisterung fehlt, müssen wir uns Disziplinieren. Und dafür brauchen wir ein gutes Ziel. Was möchte ich erreichen? Wie will ich wahrgenommen werden? Wie soll mein Leben aussehen, wie soll es sich anfühlen? Je konkreter das Ziel, und je mehr Freude uns die Vorstellung macht, umso besser. Und umso leichter fällt es uns, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.

In Bewegung kommen. Bewegung ist ein wichtiger Aspekt, die Trägheit zu überwinden. Wie auch immer die Bewegung aussieht, ist sehr individuell. Das kann Yoga sein oder lange Spaziergänge, Schwimmen oder Fahrrad fahren, ganz gleich, welche Bewegung ihnen entspricht, Hauptsache, sie fangen damit an, sich in Bewegung zu setzen. Dadurch löst sich die Erstarrung auf.

Eine weitere Möglichkeit, aus der Unzufriedenheit rauszukommen, ist Dankbarkeit. Wir kultivieren in uns das Gefühl, von Dankbarkeit, indem wir uns einfach vergegenwärtigen was wir alles an inneren und äußeren Reichtümer besitzen. Je öfter, wir uns bewusst machen, wie reich wir in Wahrheit sind, umso eher können wir unser momentanes Leben auch wirklich wieder wertschätzen und annehmen.

Routine und Gewohnheiten entlarven durch Achtsamkeit. Natürlich geben uns Routine und Gewohnheiten ein Gefühl von Sicherheit. Aber sie lähmen uns auch und halten uns im Hamsterrad gefangen. Mit ein wenig Achtsamkeit kommen sie ihren liebsten Gewohnheiten auf die Spur und steuern dagegen. Zum Beispiel nehmen Sie doch einmal einen neuen Weg zur Arbeit und entdecken sie eine andere Gegend. Tauschen sie absichtlich die gewohnten Sitzplätze in der Straßenbahn, im Büro oder auch Zuhause am Esstisch. Tragen sie bewusst Kleidung, die normalerweise nicht Ihrem Kleidungsstil entspricht. Probieren sie ein komplett neues Essen aus. Sie werden überrascht sein, was solche „Kleinigkeiten“ ausmachen. So knacken sie den inneren Panzer aus Unbewusstheit und verleihen ihrem Alltag etwas mehr Spannung.

Und zum Schluss brauchen wir natürlich eine gute Portion Geduld und Selbstliebe. Das innere Feuer wieder neu zu entfachen, das tun wir nicht für die anderen, sondern ausschließlich für uns selbst. Und das ist keineswegs egoistisch. Seien sie es sich wert!

Möge ihr inneres Feuer brennen. Für das, was immer sie gerade tun!

Ihre Antje Künstle