Autorin: Andrea Weber • Dauer: 6 Minuten •
Ziele & Vorsätze. Wie eine Umfrage im letzten Jahr ergab, hatte sich jeder Dritte ein Ziel vorgenommen, aber nach ein paar Wochen hatten ein Drittel davon dieses Ziel aus den Augen verloren. Es ist also nicht ganz so einfach, an einem Ziel dranzubleiben.
Häufig haben unsere Ziele mit einer Veränderung des eigenen Verhaltens zu tun. Wir möchten gerne mehr auf unsere Gesundheit achten, regelmäßig Sport treiben, uns mehr Schlaf gönnen, fitter werden, regelmäßig meditieren, vielleicht das eine oder andere Kilo abnehmen, mit dem Rauchen aufhören …. Vielleicht ist es auch etwas, das einen schon länger beschäftigt und dem man nun mehr Zeit widmen möchte. Manchmal gibt es auch Ziele, die wir etwas aus den Augen verloren haben und die es sich lohnt, noch einmal anzuschauen. Ziele & Vorsätze
Ich finde es sehr spannend, sich für einen bestimmten Zeitraum etwas vorzunehmen. Es entsteht eine neue Ausrichtung des Handelns. Und es macht mich neugierig auf den Prozess, der dadurch in Gang gesetzt wird und dies hat eine belebende Qualität. Letztes Jahr hatte ich mich mit zwei Projekten beschäftigt. Eines davon konnte ich verwirklichen, wofür ich sehr dankbar bin und das mich weiter begleitet. Um das zweite werde ich mich dieses Jahr noch einmal kümmern und dabei sehen, ob es umsetzbar ist oder ob eine Anpassung oder Neuausrichtung erforderlich sein wird. Es sind offensichtlich mehr Hürden zu überwinden, als anfangs gedacht. Ich bin gespannt, was daraus wird. Ziele & Vorsätze
Aber fangen wir beim guten Vorsatz bzw. dem Ziel an und der ganz entscheidenden Frage:
Was ist dir wichtig?
Denn wenn uns etwas sehr wichtig ist, ist unsere Motivation viel größer und es gelingt uns leichter, dies umzusetzen und zum Beispiel regelmäßig Sport zu treiben, wenn dies das wirkliche Ziel ist. Wenn wir uns aber etwas vornehmen, das gar nicht den wirklichen Bedürfnissen entspricht, sondern vielleicht andere der Meinung sind, es würde uns gut tun, sieht es mit der Motivation etwas anders aus. Und dann begegnen wir auch ständig die guten Ratschläge in den Medien und aktuelle Trends suggerieren ein besseres Lebensgefühl und wer will sich nicht besser fühlen? Ziele & Vorsätze
So einfach, wie vielleicht anfangs gedacht, ist es mit den Zielen nicht. Viele verschiedene Faktoren spielen eine Rolle und beeinflussen unsere Entscheidung. Deshalb noch einmal die Frage: was ist dir wir wichtig, wirklich wichtig? Und was würde dir Freude bereiten, daran zu arbeiten?
Es ist schon längere Zeit her, dass mir ein Kollege gesagt hat, dass es eine große Rolle spielt, wie das Ziel formuliert wird: Es sollte ganz konkret benannt werden, was man wirklich erreichen möchte. Es sollte nicht abstrakt bleiben, wie zum Beispiel: ich möchte gesünder leben. Deshalb ist es hilfreich, sich zu fragen: was bedeutet es für mich, gesund zu sein, wie fühlt es sich an? Oder was erfahre/gewinne ich, wenn ich regelmäßig Sport mache. Möchte mich vielleicht weniger schnell aus der Puste kommen, wenn ich Treppen steige oder bergauf gehe. Ja, vielleicht gibt es eine Bergwanderung, die ein Ziel sein könnte… Ziele & Vorsätze
Der Zeitpunkt
Muss immer der 1. Januar der Startpunkt sein? Jeder weiß, dass dies nicht so ist und doch… Vielleicht gelingt es, sich davon zu lösen und einfach den nächsten Tag als Start zu wählen. Fasnet ist kein wirkliches Hindernis.😉
Und falls du dir etwas zum Jahresanfang vorgenommen hattest und dies inzwischen aufgegeben hast, hast du dich dafür verurteilt? Wie wäre es, mit Verständnis auf diese Schwierigkeit zu reagieren? Einer Freundin oder einem Freund gegenüber würden wir dies tun, aber uns selbst gegenüber sind wir sehr kritisch und gehen oft sehr unfreundlich und harsch mit uns um. Könnte es ein Ziel sein, Freundlichkeit sich selbst gegenüber zu kultivieren?
Das „Tempo“
Das Erreichen eines Ziels oder einer Verhaltensänderung ist oft kein „Spaziergang“, kann eher einem „Marathon“ ähneln und länger dauern. Manchmal sind deshalb sogenannte Etappenziele hilfreich und statt sich für einen langen Zeitraum viel vorzunehmen, einen überschaubaren Zeitraum von zwei bis drei Monaten zu wählen. Vielleicht bemerkt man in dieser Zeit, dass das gewählte Ziel auf die bisher gewählte Art und Weise nicht zu verwirklichen ist und eine Anpassung oder Neuausrichtung Sinn macht. Ziele & Vorsätze
Mögliche „Stolpersteine“
Aber unabhängig davon können immer wieder Hindernisse auftauchen. Wenn man diese erkennt und akzeptiert, dass es sie gibt, ist man eher darauf vorbereitet und lässt sich nicht so einfach aus der Bahn bringen. Mal kommt eine Geburtstagseinladung dazwischen oder ein längerer Arbeitstag macht das geplante Training unmöglich… Ziele & Vorsätze
Deshalb die Fragen:
- Welche Hindernisse könnten auftauchen?
- Was kann mich dabei unterstützen, damit ich in schwierigeren Phasen nicht aufgebe?
Vielleicht eine Person, die sich auch etwas vorgenommen hat oder vielleicht auch eine Gruppe, der man sich anschließen kann?
Nun guter Letzt – das Entscheidendste
Es geht nicht um Selbstoptimierung oder darum, neuen Trends nachzueifern, sondern um Freude am Leben zu haben, das Leben zu genießen, jetzt und nicht erst wenn…
Ihre Andrea Weber
Vielen Dank für diesen Beitrag, den ich sehr interessiert gelesen habe und vieles davon gerade selbst – inmitten meiner Midlife-Crisis – durchlebe. Ja, es geht darum, Freude am Leben zu haben, das Leben zu genießen und wahre innere Zufriedenheit zu erreichen. Visionen, Ziele und Vorsätze spielen dabei, wie im Artikel beschrieben, eine zentrale Rolle. Etwas anderer Meinung bin ich beim Thema „Selbstoptimierung“, die ich, anders als im Text dargestellt, für elementar halte. Sie wird nur leider oft gleichgesetzt mit neueren Trends und dem Selbstoptimierungswahn unserer modernen Gesellschaft. Ich aber glaube, dass gerade der Wille zur Selbstoptimierung – und dazu zähle ich insbesondere auch die persönliche und geistige Weiterentwicklung – die Grundlage für dauerhafte Zufriedenheit bildet. Denn Selbstoptimierung bedeutet, sich immer weiter selbst zu erforschen und seine Potentiale und Möglichkeiten auszuloten. Diese Potentiale dann immer wieder zu nutzen und sich Stück für Stück weiterzuentwickeln, bringt wahre Freude, Stolz und Zufriedenheit hervor. Ich war froh, als ich diesbzgl. ein Zitat fand, welches über 2.500 Jahre alt ist und welches beweist, dass wir es bei der Selbstoptimierung nicht mit einem modernen Trend zu tun haben. Es stammt vom chinesischen Philosophen Konfuzius:
„Wer meint, in seinem Leben gebe es nichts zu verbessern, ist entweder ein Gott oder ein vollendeter Weiser, oder erkennt sein Potential nicht, das in ihm und seinem Leben steckt. Nur die höchststehenden Weisen und die tiefststehenden Narren sind unveränderlich.”
Glücklicherweise haben die alten Philosophen aber auch schon darauf hingewiesen, dass jedes „zu viel“ schädlich ist. Von daher wäre von einer übertriebenen oder gar krankhaften Selbstoptimierung dringend abzuraten. Am Ende muss es sich halt einfach gut anfühlen. Das wird jeder Mensch individuell für sich ausloten müssen.
Hallo Frau Weber, mit ihrem letzten Satz treffen sie den Nagel auf den Kopf. Vielen Dank für den Artikel.