Autorin:  Susanne Schönmetz • Dauer: 6 Minuten


Selbststudium. Yoga ist ein Weg der Selbsterkenntnis in allen Facetten. Üben wir die Körperübungen des Yoga ist ein wichtiger Teil des Übens das neugierige erforschen von uns selbst. Wir erforschen uns auf allen Ebenen unseres Seins. Den Körper und all seine Empfindungen, die Gedanken und Gefühle die während wir die Asanas üben auftauchen und wie wir dann damit umgehen.

Lassen wir uns ganz auf den Yogaweg ein, kommt irgendwann der Wunsch sich mit der Philosophie des Yoga zu beschäftigen. Da begegnet uns dann auch der Gelehrte Patanjali, der uns den Yoga als 8-fachen Pfad erklärt und hier finden wir auch Svadhyaya. Es bedeutet Selbststudium. Sva bedeutet im Sanskrit das Selbst. Adhyaya kann mit Erforschung übersetzt werden. Wir machen uns also auf die Suche nachdem wer wir wirklich sind.

Svadhyaya will uns einladen sich mit spirituellen Schriften, inspirierenden Texten, alten Weisheiten zu befassen um mehr Selbsterkenntnis zu finden. Indem wir die Lehren aus diesen Schriften auf uns selbst anwenden, lernen wir uns selbst besser kennen.

Wer bin ich?

Das wahre Selbst ist nicht unser Körper und auch nicht unser Verstand. Sowohl unsere Gedanken, Gefühle, wie auch der Körper unterliegen stetiger Veränderung. Nur ein Teil von uns trägt dauerhafte Züge. Wir nennen es Seele, unsere Quelle, das höhere Selbst, den inneren Kern, unsere wahre Natur.

Das Ich besteht aus zwei Teilen. Aus dem wahren und unserem erlernten Ich. Ein Teil ist das Ego. „Ego“ ist lateinisch und bedeutet „Ich“. Ego wird definiert als die Vorstellung, die der Mensch von sich hat. Der andere Teil ist das höhere oder wahre Selbst und ist der wesentliche Kern einer Person, der unveränderlich ist. Wir wollen das Ego nicht bewerten, verurteilen oder uns von ihm lösen. Doch wenn wir Svadhyaya üben, wollen wir unsere wahre Natur in ihrer Gesamtheit und Essenz erkennen.

Werden wir aufgefordert uns vorzustellen, zu erzählen wer wir sind dann antworten wir meist mit den äußeren Aspekten unserer Identität. Wir identifizieren uns mit unseren Rollen die wir spielen und den äußeren Aspekten unserer Persönlichkeit, Arbeit, Kultur, Herkunft, Gesundheit, Aussehen, unsere Vergangenheit und unsere Träume für die Zukunft.

Unsere wahre Natur

Wir können in alle Rollen hineinspringen, das macht das Leben interessant. Doch wer sind wir ganz tief in uns, was ist unsere wahre Natur ohne diese Identifikationen. Unsere wahre Natur kann sich in jedem Augenblick zeigen doch meist ist sie von unseren Programmierungen, Glaubensätzen, Denkmodellen und Konzepten verdeckt.

Vergangene Erfahrungen prägen uns. Jede Erfahrung hinterlässt eine Spur und beeinflusst uns. Das macht uns unfrei. Unser Lebensweg wird durch diese früheren Erfahrungen und Konditionierungen beeinflusst. Das Klima in dem wir aufwachsen prägt uns und ist uns vertraut und wir suchen ganz unbewusst immer wieder nach dem Vertrauten. Wenn wir dies erkennen, können wir diesen Kreislauf durchbrechen und überwinden. Schicht um Schicht können wir unser Selbst befreien und mit jeder neuen Erkenntnis kommen wir unserem innerer Wesenskern ein Stück näher.

Dabei müssen wir nichts tun. Es gibt nichts zu entwickeln. wir müssen nur erkennen was immer schon da war. Wir können nur sein was immer schon da war. Wir dürfen uns befreien von dem was unsere wahre Natur verdeckt. Wir kommen uns selbst auf die Schliche. Wir ergründen unsere Tiefen, das lichtvolle und Positive und all unsere unentdeckten Potenziale die noch in uns schlummern. Und auch die Schattenseiten, das Negative, das was tief in uns verborgen ist, was wir so gerne verdrängen wollen, will erforscht werden. Unseren Schwächen, alten Wunden, Trauer, Wut und Scham auf den Grund gehen, darüber nachdenken und meditieren. Wenn wir in Situationen überreagieren oder uns etwas triggert, ist das meist ein Hinweis, dass etwas dahintersteckt was sich lohnt anzuschauen. Doch manchmal verstecken sich diese Anteile so tief in der Dunkelheit, dass wir sie nur mit Hilfe eines Therapeuten an Licht holen können.

Achtsamkeitsübungen und Meditation

Achtsamkeitsübungen und die Stille in der Meditation bringen uns in die Gegenwart und erlauben uns mit unserem wahren Ich in Verbindung zu kommen. Wir kommen bei uns an und hier können wir uns studieren, erforschen und kennenlernen. Wir beobachten was wir denken und fühlen, unsere Reaktionen und Handlungen. Wir etablieren und schulen unseren inneren Beobachter und die Beobachterposition in der Meditation hilft uns den Weg zu finden. Doch genauso wichtig ist es uns in unserer Alltagswelt selbst zu hinterfragen.

Wir stellen uns Fragen über uns selbst, das Leben, die Dinge, das System. Wer bin ich in der Tiefe? Wieso bin ich hier? Was sind meine Stärken und Schwächen? Welche Denkmuster, Vorurteile, Prägungen, Gewohnheiten und Rituale bestimmen mein Leben? Wir werden nicht immer Antworten bekommen. Die Fragen aber werden weiter in uns wirken und Erkenntnisprozesse in Gang setzen.

Es erfordert Mut sich auf diese Weise selbst zu begegnen und es ist nicht immer ein schönes Date mit uns selbst. Doch das Schlimmste was uns dabei passieren kann ist ein unangenehmes Gefühl.
Das Beste was uns passieren kann ist Befreiung. Dann leben wir so wie wir sind.

Ihre Susanne Schönmetz