Autorin:  Sibylle Schiller • Dauer: 6 Minuten • 


Zwischen Wissenschaft und Mystik. Wissenschaft ist eine Faszination für das Unbekannte, die Aufforderung Neues zu entdecken. Versuchen wir dem Unbekannten mit Offenheit zu begegnen, um Vorurteile überwinden zu können. Ich werde immer wieder mit Vorurteilen gegenüber Ayurveda konfrontiert. Diese entstehen meistens aus Unwissenheit über die Lehre und einem fehlenden Vermögen sich auf das Unbekannte einzulassen.

1. Mystik oder Esoterik

Viele Menschen halten Ayurveda für etwas Esoterisches oder Mystisches, vielleicht weil die Sanskrit-Sprache ihnen fremd ist. Es ist eine Herausforderung Ayurveda mit westlich-wissenschaftlichen Ansätzen zu erklären. Begriffe wie Doshas, Nadis und Marmapunkte tragen zusätzlich zur Verwirrung bei. Dazu kommen unbekannte Gewürze, Rezepturen und Pflanzen. Ayurveda wird als die älteste Heilkunde der Welt bezeichnet. Dies ist in alten Schriften festgehalten, wie zum Beispiel der Caraka-Samhita. „Gutes und schlechtes Leben, glückliches und unglückliches Leben. Das was dem Leben zu- bzw. abträglich ist. Das Maß des Lebens und seiner Komponenten sowie das Leben selbst – wo all dies erklärt wird – das nennt man Ayurveda“. Caraka Samhita, Sutrasthanam 1,41. Auch Körper, Geist und Seele mit in diese Lehre einzubeziehen rundet diese Lehre ab.

2. Keine Wissenschaft

Ayurveda – die Wissenschaft vom gesunden Leben. So die Übersetzung aus dem Sanskrit in unsere Sprache. Wie definiere ich Wissenschaft? Wissenschaft ist ein systematisches Vorgehen, mit dem Wissen angehäuft, in Form von Thesen und Theorien ausgewertet und dann weitergegeben wird. Wissen gilt erst als Wissen, wenn es jederzeit nachprüfbar ist und die Wirkung wiederholt auftritt. Obwohl einige Aspekte von Ayurveda nicht immer den modernen, wissenschaftlichen Methoden entsprechen, hat es doch viele Praktiken, basierend auf Beobachtungen und Auswertungen über Jahrhunderte hinweg.

3. Nur Kräutermedizin oder nur Massage?

Im Ayurveda ist der Focus nicht nur einseitig auf Massage oder Kräuter gerichtet. Beides sind sehr wichtige Bestandteile. Ayurveda ohne Kräutermedizin oder Berührung nicht denkbar. Eine Vielzahl von manuellen Behandlungstherapien, über den Stirnguss, Kräuterstempeln, lokalen Ölanwendungen bis hin zur Ganzkörpermassage runden das System ab. Eine unendlich große Schatzkiste an Kräutern und Rezepturen stehen bereit, um ihre Heilwirkung zu entfalten.

Was gehört denn noch dazu?
Doshas und Konstitution: Welches Dosha bin ich? Eine oft gestellte Frage meiner Kunden. Es ist schon sinnvoll seine Grundkonstitution zu kennen. Mit welchen Voraussetzungen werde ich in diese Welt hineingeboren? Jedoch wird unser Leben im Laufe der Zeit zunehmend bestimmt von einer Vielzahl äußerer Einflüsse und Veränderungen. Wir entfernen uns von unserer Grundkonstitution und geraten aus dem Gleichgewicht. Dort ist der Ansatz zur Behandlung.

Ernährung und Lebensstil:
Über unsere Ernährung und Lebensweise haben wir die Möglichkeit einmal unsere Konstitution zu stärken, aber auch etwaige Störungen wieder auszugleichen.

Yoga und Meditation:
Auch diese beiden Elemente sind Teil der ayurvedischen Lehre. Der Schlüssel hierzu ist der Atem.

4. Ayurveda ist bei uns nicht umsetzbar!

Im Ernst? Natürlich darf der Ayurveda an unsere westliche Welt angepasst werden. Das ist mittlerweile bekannt, auch im Hinblick auf die bei uns wachsenden Heilpflanzen. Ein kleines Beispiel einer ayurvedischen Ernährungsregel: Die nächste Mahlzeit erst wieder zu sich zu nehmen, wenn die vorherige Mahlzeit verdaut ist. Einfach aus dem Grund um unseren Verdauungsapparat nicht zu übelasten.

Öffnen Sie sich für Ayurveda und werfen Sie einen achtsamen und neugierigen Blick auf diese Wissenschaft und Lebensweise. Was ist ein Vorurteil? Ein Urteil, bevor ich mich mit der Materie befasst habe?

Ihre Sibylle Schiller