Autor: Thomas B. Schönmetz  •

Nichtrauchen – „beginner“

Auf Grund einer kleinen Kreislauf-System-Störung, entschied ich mich im Mai 2012 mit dem Rauchen aufzuhören – nach rund 40 Jahren. Einfach so … ohne Hypnose, ohne Nikotinpflaster, ohne Kaugummi, einfach so. Es ging eigentlich erstaunlich einfach und ich war gespannt, was sich so alles verändern würde.

Und wie das eben so ist, wenn man mit dem Nicht-Rauchen beginnt, kommt man natürlich mit vielen Menschen ins Gespräch. So hört man unterschiedliches:

  • „Das finde ich gut“
  • „Du siehst schlecht aus – es plagt dich – nicht wahr.“
  • „Da schmeckt das Essen und der Wein viel intensiver – oder?“
  • „Hast Du schon zugenommen – du hast so dicke Backen?“
  • … und viele weitere „sensationelle“ Vermutungen, Kommentare und Fragen“.

Faszination Atem

Nichts davon! Garnichts davon! Das einzige was ich wirklich wahrnehmen konnte, war diese faszinierende Atemfülle – ich nenne das jetzt mal so. Ich spürte bereits nach ein paar Tagen, dass ich immer tiefer atmen konnte. Obwohl? Es war nicht allein diese Tiefe, es war irgendwie „doppelt so groß“ wie zuvor. Er fast etwas gespenstisch.

Jetzt spinnt er!

Und das erzählte ich natürlich – total fasziniert – allen Menschen, die mich auf meine Nikotin-Abstinenz ansprachen. Ich berichtete ihnen in schillernden Farben, wie toll ich atmen kann. Und ich konnte es in ihren Augen lesen, … diese Bewertung meiner Faszination … in vielen Augen war zu lesen:

  • „Jetzt ist er durch“
  • „Oh Gott … vielleicht wäre es doch besser, er raucht wieder“
  • „Ja Ja … Nikotinentzug kann grauenhaft sein“
  • Einige fragten auch direkt: „Geht es dir wirklich gut?“

Doch das wirklich „Verrückte“ kommt noch. Ich ging nun so durch die Welt mit meiner „Atemfaszination“ und freute mich täglich daran. Tage und Wochen vergingen und es wurde Sommer. Und im Juli ist bei uns im örtlichen Freibad immer ein besonderes Event: „Nachtschwimmen“. Zur Definition: Beginn ist Samstag 20:00 Uhr – Ende Sonntag 08:00 Uhr. Alles was in dieser Nacht geschwommen wird, summiert sich zu einer Gesamtleistung und sonntagfrüh gibt es dann eine Preisverleihung.

Kondition? „Zero, Null, Nichts“

Zu dieser Zeit war ich konditionell voll am Boden – quasi bei NULL. OK, ich konnte gerade so 1000 Meter schwimmen, aber dann war gut. Doch diese Nacht sollte anders werden! Meine Frau Susanne war zu dieser Zeit auf einer Yoga Fortbildung und so war „Kevin (Thomas) allein zu Haus“ … und ich hatte Zeit … viel Zeit.

Auf die Plätze …

Ich ging also am Samstagabend zu diesem Event und begann pünktlich mit dem Startschuss um 20:00 Uhr mit den anderen Teilnehmern meine Bahnen zu ziehen. Es waren viele dabei, die schwammen in Neopren-Schwimmanzügen, Flossen und Profi-Ausstattung. „Halleluja“, dachte ich mir, das kann ja heiter werden. Ich nahm mir mal „irgendwie“ vor, das Doppelte zu schwimmen wie sonst, also 2000 m. Ist ja was – das Doppelte!

Mühseliger Start

Anfangs war es sehr mühsam mit den vielen Menschen – es lief nicht rund und ich dachte mehr ans Aufhören als ans Weiterschwimmen. Doch beim Schwimmen kam dann irgendwann dieser irre Flow mit dem Atem. Ich schwamm und holte Luft. Es war anders wie früher als ich noch rauchte. Zeitweise dachte ich, ich könnte mit dem Einatmen das komplette Wasser im Becken aufsaugen. Es lief immer runder … der Flow wurde stärker, weil ich atmen konnte wie ein Dinosaurier. Doch nach 3000 Meter war mir „sooooo“ kalt (nur Badehose und Wassertemperatur 24 Grad), dass ich eine Pause brauchte. Es war grob 21.30Uhr und da ich in der Nähe des Freibades wohne, fuhr ich kurz heim. Dort duschte ich heiss … mir war so elend kalt! Danach trank ich eine große Tasse heiße Schokolade. Alles war wieder reguliert – alles war gut.

Getrieben vom Impuls

So gegen 23 Uhr kam spontan ein Gedanke … „schwimm doch weiter“. Ich schnappte also meine Sachen und fuhr zurück ins Freibad und schwamm weiter. Dieser Atem-Bewegungs-Flow zog mich erneut in seinen Bann und ich schwamm nochmal 3000 Meter. Dann war es ca. 01:00 Uhr als es mir wieder entsetzlich kalt war und sich auch Wadenkrämpfe meldeten.

Gut, . dachte ich … 6.000 Meter! Das ist ja was. Also wieder ab nach Hause und wieder ganz heiß duschen – extrem heiss!. Danach fühlte ich mich wieder wohl und mein Hunger wollte nun gestillt werden. Es war dann ca. 02:00 Uhr als ich im Sitzen kurz einschlief. Doch irgendwas rief mich um 03:00 wieder auf den Plan … ich wollte weiterschwimmen … ja, weiterschwimmen. Erneut packte ich meine Sachen und machte mich auf Richtung Freibad.

Weiter, weiter, weiter … der Sonne entgegen

Ich nahm mir jetzt vor, in den Sonnenaufgang zu schwimmen (ca. 05.20 Uhr). Und kaum im Wasser kam dieser Flow wieder zurück … wie „GEIL“ … dieser Atem- und Bewegungsablauf … Faszination pur. Und dann kamen später auch diese ersten Sonnenstrahlen und durchbrachen das Wasser und glitzerten am Beckenboden. Es war irgendwie magisch, dieser Atem, dieses Bewegen und dieses einzigartige Licht.

9.100 Meter geatmet

Und so wurden es dann insgesamt 9.100 Meter in dieser Nacht – untrainiert und ohne Kondition – einfach so – einfach nur atmen –einfach nur bewegen – einfach nur spüren.

Resümee

Sehr oft spricht man über diese scheinbar „banalen Atemübungen“ im Rahmen der Achtsamkeits-Thematik. „Was soll das bringen?“, fragen sich viele, nur atmen … doch … wenn du „INTENSIV“ mit deinem Atem arbeitest, wirst du Dinge erleben und erreichen, von denen du bislang nur träumen konntest.

Es grüßt euch herzlichst … mein Atem.

Thomas Schönmetz