Autorin: Antje Künstle  •  Lesezeit 5 min. 

Widerstandsmoment. Nehmen wir einmal an, das Wetter ist entgegen aller Erwartung schlecht. Dann ist das zwar erstmal nur eine persönliche Meinung, aber dennoch regt sich Widerstand gegen die Situation in uns. Aufgrund von Widerstand entsteht ein Unbehagen, wir lassen negative Gedanken zu und schon ist die Stimmung im Eimer.

Davor war noch alles in Ordnung

Ist jetzt das Wetter schuld an unserer Missstimmung? Die meisten würden das bejahen. Ich sage „Nein“, denn es ist unser Widerstand gegen das was ist, der uns runterzieht. Der gegenwärtige Moment wird zum Problem, weil wir einen Widerstand dagegen aufgebaut haben.

Dem Atem Stimme geben

Dasselbe Prinzip können wir beobachten bei einer Atemtechnik im Yoga. Durch eine Verengung in der Stimmritze am Kehlkopf wird der Atem abgebremst und dadurch verlängert. Gleichzeitig entsteht ein leises Röcheln, das uns den Atem bewusster macht und uns bei der Yoga-Praxis mehr Präsenz verleiht. Hier entsteht aus einem geräuschlosen Atem, den wir noch nicht mal wahrnehmen, mithilfe eines bewusst gesetzten Widerstands ein vertiefter, bewusster Atem. Der Unterschied ist nur, dass der Widerstand hier gewollt und hilfreich ist, weil er uns etwas deutlich macht und in die Präsenz führt. Widerstandsmomente

Raum – Klangkörper

Ein anderes Beispiel wie Widerstand wirken kann ist die Musik oder allgemein Klang. Ein Ton in einem unbegrenzten Raum ohne jeglichen Widerstand wird ins Leere laufen. Wir brauchen Widerstand in Form von Begrenzungen – Materie, auf die der Schall treffen kann, damit überhaupt Klang entsteht. Das ist Physik und ich bin keine Akustikerin, aber jeder hat schon einmal den wundervollen Klang in einer Kirche erlebt und kennt evt. auch die Situation wenn man in der Natur ist und zum Beispiel singt, dass sich der Klang im freien Feld verliert.

Sinnvoller Widerstand

Auch hier ist der Widerstand sinnvoll. Er schafft eine Resonanz, damit wir Klänge oder Musik überhaupt wahrnehmen können. Nur im mentalen Bereich bringt uns der Widerstand ganz schnell Probleme, die vorher so gar nicht existiert haben. Wir manifestieren quasi aus dem Nichts heraus ein Problem, nur weil wir im Widerstand waren. Was also tun?

Achtsam sein

Achtsamkeit ist hier sehr hilfreich, denn im wachen Zustand ertappen wir uns genau in dem Moment, in dem wir normalerweise in den Widerstand gehen. Dann können wir innerlich „Stopp“ sagen und hinspüren. Ist die Situation wirklich so unerträglich? Und würde Widerstand jetzt helfen? So kommen wir sehr schnell darauf, dass es mehr Sinn macht, das anzunehmen was ist.

Yoga – Körper & Geist

Yoga unterstützt uns darin, nicht nur beweglicher, offener und freier im Körper zu werden, sondern bringt uns genau diese Attribute auch auf der Geistes-Ebene. Je weiter, offener und flexibler wir sind, umso weniger Angriffsfläche für Widerstände bieten wir. Umso mehr können wir das annehmen was ist oder die Situation, Gedanken Gefühle durch uns hindurch fließen lassen, ganz ohne Widerstand. Widerstandsmomente

Antje Künstle