Autorin: Dr. Kathrin Brodowski  • Lesezeit 5 Minuten

Achtsamkeit und Politik. In den letzten 12-24 Monaten frage ich mich oft, warum Achtsamkeit nicht mehr in der Politik gelebt wird. Immer mehr Menschen meditieren und kennen das Thema Achtsamkeit. Nur habe ich das Gefühl, dass es wie so Vieles im Leben, an uns vorbeirauscht.

Die Google-Schlagzeile

Es ist wie eine Google Schlagzeile, es wird gemacht, um dabei zu sein, aber nicht um sich wirklich mit allen Konsequenzen verändern zu wollen. Ich erlebe den Streit um Klimaschutz und den Ruck nach rechts. Und ich erlebe schlimmer als das, das wir nicht fundiert miteinander sprechen und auf dieser Basis auch die Konsequenzen für unsere Handlungen abwägen.

Politisch achtsam

Jede politische Entscheidung hat eine Konsequenz, manche gering, andere sind weitreichend. Achtsam mit Bürgern, Kollegen und im Freundeskreis umzugehen, heißt diese Konsequenzen klar zu machen und das „für und wider“ abzuwägen. Achtsamkeit kann helfen zuzuhören, die Dinge fundiert zu erklären und zukunftsorientiert Entscheidungen zu treffen. Egal ob sie einfach oder komplex sind. Und sie kann helfen, dass wir Bürger diese Entscheidungen nachvollziehen können.

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten

Polarisierung erscheint mir dabei eher wenig achtsam, da bei einer Polarisierung versucht wird von den Lösungen und den Konsequenzen der Handlungen abzulenken. Auch die neuen Medien scheinen da eher wenig zu helfen, da eine negative Botschaft viel öfter geteilt wird als eine Positive, es da also auch schon keine Ausgewogenheit zu geben scheint.

Jon Kabat-Zinn sprach schon vor vielen Jahren, „In einer Welt, die zunehmend gespalten und voller Angst und Ungleichheiten ist, kann Achtsamkeit uns helfen. Sie kann uns helfen zu unserer angeborenen Wachheit und unserer Menschlichkeit zurückzukehren. Von hier aus können wir gesündere und weitsichtigere Entscheidungen treffen und eine Politik entwickeln –  eine Politik die der Gesellschaft Ganzheit und Wohlbefinden bringt. Das ist eine wunderbare Gelegenheit in einer Zeit, in der die Welt in einem bedrohlichen Zustand zu sein scheint.“

Kurz abgehakt

Mehr den je praktizieren heute Menschen Achtsamkeit, aber wird Sie wirklich kultiviert und regelmäßig geübt? Oder ist es ein anderes Abhaken im Leben, eine andere Google-Schlagzeile – ah … ja gemacht, … absolviert, … kann ich!

Wenn man Achtsamkeit kultiviert

Jon Kabat-Zinn schreibt, dass „wenn man Achtsamkeit kultiviert und übt, dann passiert das, was die Tibeter „das Selbst befreien“ nennen. Achtsamkeit ist wie das Berühren einer Seifenblase. Es macht „puff“ und das vermeintliche Selbst löst sich auf.

„PUFF“ hat’s gemacht

„Wir sind alle nur Menschen, wir haben eigene Interessen, aber sobald man das begreift – und reines Gewahrsein erlebt, dann macht es „puff“ und diese eigenen Interessen, dieses Ego gibt es nicht mehr. Und der Impuls etwas besitzen zu wollen, recht haben zu wollen und eigene Interessen durchsetzen zu wollen, geht vorüber.“

Und wann machte es bei Ihnen das letzte Mal PUFF … und der Impuls ging vorüber?

Dr. Kathrin Brodowski