Autorin: Susanne Burkhardt • Dauer: 4 Minuten • 


„Irgendwie glaub ich manchmal, irgendwas ist nicht ganz richtig mit mir. Ich hör so oft, ich sei so erwachsen und ich sei nicht wie 23. Und die, die mir das sagen, gehen jeden Tag feiern. Aber ich habe es halt gerade voll gerne gemütlich und kuschelig zu Hause – bin ich nicht richtig jung?“

Völlig überrascht, diese Zeilen von meiner Tochter zu lesen, musste ich die Nachricht erst auf mich wirken lassen, bevor ich ihr antwortete.

Dazugehören

Zu 60 % in ihrem Körper, spürte sie, wie es ihr im Moment ging, was sie brauchte und ihrem Selbst gut tat. Mit 40 % blieb sie mit dem Außen verbunden. Was denken die anderen über mich? Haben die etwa Recht, bin ich nicht richtig? Muss ich zum Feiern, nur weil man das halt so macht mit Anfang 20? Verpasse ich mein Leben, meine Freund*innen? Riskiere ich das Dazugehören?

Zwischen 2 Stühlen

Dieses „zwischen zwei Stühlen zu sitzen“ kenne ich auch. Mein Bauchgefühl gibt mir eine eindeutige Botschaft, das Außen bringt es ins Wanken. Ich hatte mich so gefreut, dass meine Tochter in diesem Moment so gut mit ihrem Sinnessystem verbunden bleibt, ihre Gedanken mit Abstand beobachteten konnte, um dann eine Entscheidung zu treffen, für den Moment. Und diese Unsicherheit, die sie mit ihrer Entscheidung spürte, gehörte zu einem wichtigen Prozess der Achtsamkeit. Ein gewohntes Verhaltensmuster – Freund*innen gehen feiern, klar komme ich mit, egal wie es mir ist, ich will einfach dazugehören – wird verändert und das fühlt sich eben erstmal gar nicht so richtig an, eben weil es ungewohnt und nicht vertraut ist. Aus meiner Sicht ein wertvolles Zulassen und Spüren von Selbstmitgefühl.

Und nicht nur das: Da waren Impulskontrolle, Selbststeuerung, Zutrauen in sich selbst, Innehalten und ganz viel Spüren. Ist das also erwachsen sein? Oder nicht mehr jung sein? Oder achtsam sein?

Für mich ist es wie ein Licht am Horizont, das ich entdecke, auf mich wirken lasse und genieße. Mir gibt es ein wunderbares Gefühl zu sehen, dass meine Tochter gut für sich sorgt, spürt, was sie braucht und sich auf das Abenteuer Achtsamkeit einlässt.

Ihre Susanne Burkhardt