Autorin: Sibylle Schiller  • Dauer: 5 Minuten  


Die Art der Betrachtung. Gehen Sie offen und achtsam durch den Tag, dann haben Sie die Chance auf ganz viele kleine wunderbare Augenblicke. Ein Lächeln, ein Küsschen, eine achtsame Berührung, ein Zwinkern, das Erwachen des Tages und das Aufblühen einer Blume.

Eine Erinnerung an meine Ausbildungszeit zur Ayurveda-Praktikerin, die mir heute Nacht über den Weg gelaufen ist. Unsere Ausbilderin Helga hat uns an anstrengenden Tagen abends Geschichten vorgelesen. Diese hier habe ich wieder in meinem rosa Tütchen gefunden.

Viel Freude beim Lesen!

Als ich eines Tages wie immer traurig und voller Selbstmitleid durch den Park schlenderte und mich auf einer Parkbank niederließ, um über alles nachzudenken was in meinem Leben schief läuft, setzte sich ein fröhliches kleines Mädchen zu mir. Sie spürte meine Stimmung und fragte: Die Art der Betrachtung

Warum bist so traurig?

Ach, sagte ich. Ich habe keine Freude im Leben. Alle sind gegen mich. Alles läuft schief, ich habe kein Glück und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Hmmm, meinte das Mädchen, … wo hast Du denn Dein rosa Tütchen? Zeig es mir mal. Ich möchte da hineinschauen.

Was für ein rosa Tütchen?

… fragte ich sie verwundert. Ich habe nur ein schwarzes Tütchen. Wortlos reichte ich es ihr. Vorsichtig öffnet sie mit ihren zarten kleinen Fingern den Verschluss und sah in mein schwarzes Tütchen hinein. Ich bemerkte, wie sie erschrak.

Es ist ja voller Alpträume, voller Pech und voll negativen Gedanken und Erlebnissen!

Was soll ich machen? Es ist eben so. Daran kann ich doch nichts ändern. Die Art der Betrachtung

Hier nimm, meinte das Mädchen und reichte mir ein rosa Tütchen. Sieh hinein!

Mit etwas zitternden Händen öffnete ich das rosa Tütchen und konnte sehen, dass es voll war mit Erinnerungen an schöne Momente des Lebens. Und das, obwohl das Mädchen so jung war.

Wo ist Dein schwarzes Tütchen?

… fragte ich neugierig.

Das werfe ich jede Woche in den Müll und kümmere mich nicht weiter darum, sagte sie. Mein Lebensziel ist das rosa Tütchen mit vielen schönen Erinnerungen zu füllen. Immer wenn es mir schlecht geht oder ich Lust dazu habe oder beginne traurig zu werden, dann öffne ich dieses Tütchen. Es geht mir dann sofort besser. Später dann habe ich mein rosa Tütchen. Es wird dann voll sein bis obenhin. Ich kann dann sagen, jaaaaa … ich hatte was vom Leben. Ich habe jeden schönen Augenblick wahrgenommen und verwahrt. Mein Leben hatte einen Sinn. Die Art der Betrachtung

Noch während ich verwundert über ihre Worte nachdachte, gab sie mir einen zarten Kuss auf die Wange und war verschwunden. Neben mir auf der Bank lag ein rosa Tütchen. Ich öffnete es zaghaft und warf einen Blick hinein. Es war fast leer, bis auf einen kleinen zärtlichen Kuss, den ich von einem kleinen Mädchen auf einer Parkbank erhalten hatte.
(Autor unbekannt)

Ihre Sibylle Schiller