Autor: Thomas Schönmetz • Dauer: 5 Minuten


Memento mori. Der Ausdruck Memento mori (lateinisch, sinngemäß „Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst“) entstammt dem antiken Rom. Dort gab es das Ritual, dass bei einem Triumphzug hinter dem siegreichen Feldherrn ein Sklave stand oder ging. Er hielt einen Gold- oder Lorbeerkranz über den Kopf des Siegreichen und mahnte ununterbrochen mit den folgenden Worten:

  • „Memento mori“ | „Bedenke, dass du sterblich bist“
  • „Memento te hominem esse“ | „Bedenke, dass du ein Mensch bist“
  • „Respice post te, hominem te esse memento“ | „Sieh dich um und bedenke, dass auch du nur ein Mensch bist“

Tja … man stelle sich vor, dass heute bei der jährlichen Aktionärsversammlung hinter dem Vorstandsvorsitzenden ein Lagerarbeiter steht, der dem Vorstandvorsitzenden einen Lorbeerkranz über seinen Kopf hält und ihm ununterbrochen sagt: „Memento mori – vergiss nicht dass du sterblich bist“, während der Vorstand über den Rekordgewinn in Milliardenhöhe berichtet … oder … eine 8-köpfige Geschäftsleitung über den Tag hinweg stündlich via Messenger die Botschaft erhält: „Respice post te, hominem te esse memento“ | „Sieh dich um und bedenke, dass auch du nur ein Mensch bist“.

Achtsamkeit – gestern und heute

Dieses eingangs erwähnte Ritual aus dem alten Rom hat sehr viel mit der Thematik Achtsamkeit zu tun. Es geht um das „sich bewusst machen“, das „bewusst sein“ und  „sich selbst bewusst sein“, seinem Lebensumfeld bewusst sein, sich der jetzigen Situation bewusst sein, sich diesem Moment bewusst sein, diesem einzigartigen Moment, der nicht wiederkehren wird. Und sich letztlich bewusst sein, dass das Leben und Erleben ein Ende haben wird.

Genau in den Momenten, wo der damals siegesreiche Feldherr, heute der Vorstandvorsitzende, Abteilungsleiter oder Teamleiter wieder mal einen Erfolg nach Hause fährt, vergisst man gerne, dass das alles eine Ende haben wird. Viele Menschen leben ihr Leben, als gäbe es kein Ende. Parallel dazu spricht und forscht man an einer Art Unsterblichkeit, bzw. einem deutlich längeren Leben und rückt somit das Thema Tod in weite Ferne.

Bewusstsein statt Verdrängung

Das Thema Tod wird massiv verdrängt, man möchte ungern darüber reden. Der Tod hat einen schlechten Ruf, ein negatives Image, man sagt ihm Böses nach. Man fürchtet ihn … IHN? … eigentlich könnte es doch auch eine Frau (ein sehr nettes weibliches Wesen) sein … nur mal so, um die Gedanken anzuregen.

Gerne erinnere ich mich an einen alten Film – leider weiß ich den Titel nicht mehr. Aber ich erinnere mich an diese besondere Szene: Zwei alte Männer, beide Mediziner, sind im Wohnzimmer eines Hauses. Einer von Ihnen liegt aus dem Sofa, es geht ihm sehr schlecht, er liegt im Sterben. Diese letzten Stunden möchte er mit seinem besten Freund verbringen, Wein trinken und das abgelaufene Leben feiern. Sie unterhalten sich stundenlang über das Leben, über schöne Momente, über Erreichtes, über Tragödien, über all das was man tat, was man besser hätte sein lassen und was man hätte tun können. Nach einiger Zeit sagt der Sterbende zu seinem Freund:

„Schau doch bitte mal zum Fenster hinaus – ich glaube er kommt.“

Sein Freund schaut, wie darum gebeten, zum Fenster hinaus und sagt: Ja, er ist hier, er läuft im Garten umher.“

Dann sagt der Sterbende zu seinem Freund: „Dann geh bitte zur Haustür, öffne ihm und heiße ihn als meinen Gast aufs herzlichste willkommen.“

Diese Filmsequenz bewegt mich noch heute und ich erinnere mich immer wieder gerne daran.

Vielleicht mögen auch Sie sich – hin und wieder – „bewusst“ machen, dass Sie sterblich sind, bei allem was sie planen, bei allem was sie tun und erreichen.

Ihr Thomas  Schönmetz