Autorin: Antje Künstle • Dauer: 5 Minuten


Yin & Yang (Polaritäten). Laut Wikipedia ist Polarität ein Ausdruck der Philosophie für das Verhältnis sich gegenseitig bedingender Größen. Bei der Polarität geht es nicht um einen unvereinbaren Gegensatz, sondern um ein komplementäres Verhältnis. Eine Polarität besteht aus einem Gegensatzpaar und der Beziehung zwischen den Polen: hell – dunkel, kalt – heiß, schwarz – weiß, Mann – Frau, Liebe – Hass, arm – reich, krank – gesund usw. wobei einem einzelnen Pol nie eine Wertung (etwa gut oder schlecht) zukommt. Die Pole sind die zwei gegenüberliegenden Enden derselben Sache, untrennbar zu einer Einheit verbunden und bedingen einander. Tag lässt sich nur im Kontrast zur Nacht definieren, Heiß nur, wenn es auch Kalt gibt, keine Armut ohne Reichtum usw. (Quelle Wikipedia). Soweit so gut. Dualität

Polaritäten

Aber diese Polaritäten finden wir nicht nur in der Welt, in allen Dingen, sondern auch in uns selbst. Und da wird es spannend, denn wer gibt schon gern zu, dass er auch mal richtig wütend sein kann oder faul. Das  eigentliche Problem ist, dass wir dennoch generell alles bewerten. Liebe ist gut, Hass ist schlecht. Frieden ist erstrebenswert, Unfrieden muss vermieden werden. Da aber alles in uns ist, verdrängen oder leugnen wir oft die Anteile in uns, die wir entweder selber nicht gut finden oder die uns durch unsere Mitmenschen, Erziehung, Kulturkreis als negativ oder böse vermittelt wurden und werden. Wir zeigen nach außen nur die Seiten, die wir erstrebenswert oder angenehm empfinden. Der Rest wird ausgeschlossen. Unterdrückt und Verdrängt. Dualität

Und natürlich können wir weiterhin so tun, als gäbe es diese Gefühle nicht. Als wären wir immer gut drauf. Und in den sozialen Medien sehen wir ständig Bilder von glücklichen Menschen, die ein tolles Leben haben. Dies suggeriert uns, wir müssten nur immer lächeln oder strahlen und dann ist alles in Ordnung. Doch die andere Energie in uns; nämlich das, was verleugnet oder weggedrückt wird, ist dadurch nicht automatisch aufgelöst. Sie wird sich früher oder später zeigen wollen. Denn jedes Gefühl hat seine Bedeutung und eine Botschaft an uns. Es verbirgt sich ein Geschenk darin, eine Kraft, die erlöst werden will. Dualität

Unterdrückung

Zum Beispiel kann unterdrückte Wut ganz viel lebendige Energie in uns blockieren, die, wenn sie einmal befreit ist, zu einer unterstützenden Kraft in unserem Leben werden kann. Und so können wir uns fragen: Welche Gefühle oder Anteile in mir unterdrücke ich, oder lebe ich nicht? Ist es Wut, die ich mir nicht erlaube, rauszulassen oder Schuldgefühle oder tiefsitzende Ängste, denen ich immer wieder aus dem Weg gehe? Und wie viel Kraft kostet es mich, diese Gefühle Tag für Tag zu unterdrücken, oder was nehme ich alles in Kauf, um ihnen aus dem Weg zu gehen? Dualität

Alles annehmen

Wenn uns dabei partout nichts einfällt, dann können wir uns überlegen, welche Verhaltensweisen stören uns ganz besonders an unseren Mitmenschen, am Partner, dem Kollegen? Was verurteilen wir an anderen? Dies kann ein Hinweis sein, dass wir diesen Anteil auch in uns haben, es uns aber nicht eingestehen wollen. In der Psychologie nennt man das Projektion. Zugegeben, das ist nicht leicht. Es erfordert viel Selbstreflexion und die Bereitschaft, sich offen mit seinen Schattenseiten auseinanderzusetzen. Aber es lohnt sich. Wir werden dadurch ganzer, authentischer und freier. Wenn wir wirklich alle Seiten in uns annehmen, auch die ungeliebten, bekommen wir dadurch die Chance auf Heilung. Denn im Grunde sind wir dann wirklich heil, also vollkommen, wenn alles integriert ist. Genauso wie im Yin & Yang Symbol. Dualität

Mögen wir alle die Ganzheit erkennen und annehmen können, die bereits in uns ist.

Ihre Antje Künstle