Autorin:  Andrea Weber • Dauer: 3 Minuten


Get up, stand up … Vor kurzem habe ich in einer Radiosendung von Irmela Mensah-Schramm gehört, die seit knapp 40 Jahren Hassparolen und Nazi-Symbole entfernt. Auslöser war die Parole „Freiheit für Rudolf Heß“ und die Erkenntnis, dass sich durch „darüber ärgern“ nichts verändert.

Anfangs waren ihre Aktionen gegen Hass nur sporadisch, mit der Zeit wurden sie gezielter. Auch mit inzwischen 78 Jahren ist sie aktiv.

So geht sie zum Beispiel seit 1995 einmal wöchentlich in den südlichen Teil Berlins nach Rudow. (Sie sagt: „Nirgendwo habe ich so viele Nazisticker, Plakate und Nazischmierereien entfernt oder unkenntlich gemacht wie in Rudow.“)

Ihre Werkzeuge sind Ceranfeld-Schaber und Spraydose sowie der Fotoapparat. Sie fotografiert die Hassparolen und Nazi-Symbole, um zu dokumentieren, dass Menschen dazu fähig sind und um ihre Mitmenschen aufzurütteln. Für Irmela Mensah-Schramm ist Menschenwürde wichtiger als zum Beispiel eine Glasscheibe, die durch ihre Aktion beschädigt wird. Diese kann repariert werden, eine verletzte Menschenwürde nicht.

Oft begegnen ihr Gleichgültigkeit, Verharmlosung, Ablehnung, Unverständnis und auch Gewalt. Sie wurde verletzt und erhält Morddrohungen. Wiederholt wurde sie wegen Sachbeschädigung angeklagt. Manchmal wurde das Verfahren eingestellt. Sie wurde aber auch zu Geldstrafen verurteilt.

So viel Beharrlichkeit, Ausdauer, Mut und Überzeugung bewundere ich zutiefst. Für mich sind Menschen wie Irmela Mensah-Schramm eine Ermutigung, für meine Überzeugungen einzustehen, sie vielleicht auch dann zu äußern, wenn es unbequem ist, klar zu benennen, nicht zu verharmlosen oder zu verniedlichen.

Denn Achtsamkeit ist nicht beschränkt auf das Wahrnehmen was ich jetzt, in diesem Augenblick, erfahre. Sie schafft die Voraussetzung für ein ethisches Handeln.

Get up stand up
Stand up for your right
Get up stand up
Don’t give up the fight.

(Bob Marley, veröffentlicht 1973)

Ihre Andrea Weber