Autorin: Susanne Schönmetz •  Lesezeit: 7 Minuten Artikel auch als Podcast •


Gewaltlosigkeit – Ahimsa – mögen alle Lebewesen Glück und Harmonie erfahren (Lokah Samastah Sukhino Bhavantu)

Das Segensmantra aus dem Sanskrit ist für mich der Inbegriff für Ahimsa (Gewaltlosigkeit) und möchte uns daran erinnern, dass wir alle verbunden sind, dass wir unser Herz öffnen gegenüber allen Lebewesen und Liebe und Wohlwollen zeigen.

Yoga ist mehr

Lassen wir uns ganz auf den Yoga ein, erkennen wir bald, dass Yoga mehr ist als das Praktizieren von Asanas. Es ist eine Entwicklung unserer Persönlichkeit und eine Lebenseinstellung. Der indische Gelehrte Patanjali beschreibt den Weg des Yoga in den Yoga Sutras als 8-gliedrigen Pfad. An erster Stelle stehen die fünf Yamas. Sie beschreiben das Konzept yogischer Ethik, wie wir mit anderen Lebewesen umgehen sollen.

Ahimsa – Gewaltlosigkeit

Ahimsa ist das erste wichtige Prinzip. Übersetzt bedeutet es „Gewaltlosigkeit“ oder „Nichtverletzen“. Ahimsa steht für die positive Lebensweise, die für Liebe, Toleranz, Offenheit, Respekt und Mitgefühl eintritt. Es bedeutet, niemanden zu verletzen mit Gedanken, Worten und Taten. Freundlicher, liebevoller und achtsamer Umgang mit unserer Umwelt und allen Lebewesen. Es gilt allem gegenüber achtsam zu sein und in jeder Situation abzuwägen, welche Verhaltensweise den geringsten Schaden anrichtet. Dass es unter den Yogis so viele Vegetarier und Veganer gibt ist sicher auf dieses erste Yama zurückzuführen. Ahimsa Gewaltlosigkeit

Die erste Yogastunde

Ahimsa entspringt der Liebe zu sich selbst. In der ersten Yogastunde stimme ich meine Yogaschüler auf Ahimsa ein. Sie dürfen lernen,liebevoll und wohlwollend mit sich selbst umzugehen. Den inneren Kritiker ausschalten, das Leistungsdenken und den übertriebenen Ehrgeiz ablegen. Spüren was tut mir gut, die eigenen Grenzen erkennen und sie nach und nach mit Liebe und Achtsamkeit erweitern. In der friedvollen Umgebung einer Yogagruppe gelingt das natürlich leichter als in unserem Alltag.

Gewaltlosigkeit im Alltag

Schwieriger gestaltet sich das „Nichtverletzen“ im täglichen Umgang mit Familie, Partner, Arbeitskollegen und Nachbarn. Doch das können wir mit Achtsamkeit üben. Wir können nach und nach unsere Aufmerksamkeit schärfen und immer öfters erkennen, wenn negative Gedanken und Gefühle auftauchen und wir im Begriff sind jemanden zu verletzen. Ahimsa Gewaltlosigkeit

Wir ertappen uns dabei, wie wir über andere und auch uns selbst urteilen. Wir müssen keinesfalls perfekt oder allzu streng mit uns sein. Wir fangen klein an und üben Schritt für Schritt toleranter, hilfsbereiter und mitfühlender zu werden. Wir können bewusster werden in der Wahrnehmung und uns immer wieder fragen: wo übe ich Gewalt aus, nach außen oder bei mir selbst? Wem füge ich Leid zu?

Bereits sein dafür

Wir sollten Ahimsa aus dem Herzen heraus wollen. Es sollte authentisch sein, wir sollten uns nicht selbst belügen und nicht nur nach außen so tun, als wären wir gewaltfrei. Wenn wir uns weniger mit den schlechten Dingen beschäftigen, sondern den Dingen Beachtung schenken, die Freude in uns auslösen und uns glücklich machen, dann kann Ahimsa gedeihen.

Wie jede andere Yogaübung müssen wir auch Ahimsa üben, um dann nach und nach von innen heraus, ganz authentisch „friedvoller“ zu werden. Die Übung besteht darin, den Blick nach innen zu richten. Den Moment des Zorns, der Wut und des Ärgers bewusst wahrnehmen. Es geht nicht darum die Gefühle zu verdrängen, aber auch nicht darum sich überwältigen zu lassen und jemanden zu verletzten.

Wahrnehmen

Wir nehmen wahr wie sich die Wut anfühlt, beobachten und erkennen unsere Gefühle und denken nach, was uns dabei hilft wieder einen ausgeglichenen Zustand zu erreichen. Auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, ein vollständiges Ahimsa wird nicht möglich sein.

Das Netzwerk von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ist so verwirrend, dass wir oft gar nicht erkennen können wie wir zum Leid in der Welt beitragen. Auch wir müssen unsere Konflikte austragen, anderen gegenüber Grenzen ziehen und unangenehme Wahrheiten aussprechen. Doch wir können versuchen auch in solchen Situationen achtsam zu sein und genau hinschauen. Rechtfertigen meine eigenen Interessen und meine Bequemlichkeit wirklich den Schmerz und das Leid das ich auslöse. Ahimsa Gewaltlosigkeit

Die Macht der kleinen Schritte

Was unsere Umwelt und den Klimaschutz angeht fühle ich mich oft machtlos. Doch anstatt zu resignieren und gar nichts zu tun, kann jede noch so kleine positive Anstrengung Gutes bewirken. Wir sollten auch bedenken, dass die meiste Gewalt heutzutage indirekt durch den Kauf gewisser Produkte entsteht und wir Umweltverschmutzung, Klimawandel, Ausbeutung und Tierquälerei dadurch unterstützen. Mit jedem Einkauf verändern wir die Welt. Jeder muss für sich selbst herausfinden, wie er Ahimsa verwirklichen will und kann. Doch wenn jeder einzelne von uns nur ein klein wenig Gewaltfreiheit beherzigt, machen wir die Welt ein bisschen besser. Ahimsa Gewaltlosigkeit

Ihre Susanne Schönmetz