Autorin: Elke Scheffer • Dauer: 4 Minuten • 


„Würde ich?“ Er ist 84, ist weitgereist und hat eine Menge erlebt. Gerade holt er wieder aus, um mir darzulegen, wie seine Sicht der Dinge auf eine aktuelle Situation ist. Innerlich verdrehe ich die Augen und atme durch. Ich bin mir sicher zu wissen was kommt und würde am liebsten jetzt schon dazwischen gehen. Denn ich habe keine Zeit, jetzt.

Einlassen?

In einer ersten Gesprächspause sage ich „mit fällt es schwer gerade zuzuhören, da ich gleich den Termin in der Praxis habe und mein Kopf ist gerade nicht frei“. Es ist authentisch und macht es ihm leicht, zu verstehen. Er kann seine Würde behalten. Das ist nicht immer so. Denn andere Male habe ich Zeit, es ist mir aber zu viel, mir seine – mir schon so bekannte – Meinung anzuhören, immer wieder. Was würde es bedeuten, mich darauf einzulassen. Für ihn vermutlich Anerkennung für sein Leben … und Würde. Würde ich?

Würde ich ihn doch (in seiner Würde) lassen können. Immer wieder staune ich, wie wichtig es mir ist, meine Meinung zu vertreten und zu manifestieren – ein „ich weiß es besser“. Was ist es, dass das in mir hervorholt?

Er ist – der Rest liegt bei mir.

Würde ist ein eigener, nicht übertragbarer Wert eines jeden Menschen, (da) sein zu dürfen. Sie geht verloren, wenn wir (auch uns) bloßstellen oder ausgrenzen (lassen), wenn wir in ein „gut“ oder „schlecht“ abgleiten. Sie geht auch verloren – das ist vielleicht am wichtigsten – wenn wir aufhören, uns selbst zu lieben, mit uns selber verbunden zu sein. Genau das scheint mir wesentlich: Wenn ich mich mit mir wohl fühle, dann kann ich lassen. Würde ich?

Es macht Sinn, dass wir uns Zeit für uns selbst nehmen. Wir brauchen jene Momente, um mit uns selbst in Kontakt zu treten und herauszufinden, was gerade in uns los ist, zu entdecken, wo wir uns selbst mit einem „gut oder „schlecht“ begegnen. Dann kommen wir mit dem Gefühl der eigenen Würde in Kontakt. Wir können erkennen, was es braucht: für die eigene innere Verbundenheit und so auch andere Menschen einzuladen, sie zu inspirieren, sich ihre eigene Würde bewusst zu werden. Dann kann auch aus einem „Würde … ich“ ein würdevolles Miteinander werden. Würde ich?

Eure Elke Scheffer