Autorin: Susanne Burkhardt • Dauer: 6 Minuten


Meditation. In unserer hektischen und stressigen Welt ist Achtsamkeit ein wertvolles Werkzeug, um Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Nicht nur die Erwachsenen, auch Kinder sind heute einem hohen Maß an Stress ausgesetzt. In einer Welt voller Ablenkungen ist die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, von besonderer Bedeutung. Kinder und Jugendliche werden häufig von ihren Gefühlen und Emotionen überwältigt. Die Selbstregulierung misslingt in Folge nicht selten. Ein Mangel an Selbstkontrolle führt zu Wutausbrüchen, Frustrationen und impulsiven Handlungen.

Erwachsene kennen und nutzen das Tool der Meditation mit zunehmender Überzeugung. Aber wissen die Erwachsenen auch, dass Meditation für Kinder in beschriebenen Situationen sehr hilfreich sein kann? Und, dass auch schon die Kleinen in die Welt der Meditation eintauchen können?

Auch hier gilt das schöne Sprichwort: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will!“

In diesem Zusammenhang ist wieder eine kleine Geschichte entstanden:
Piggeldy fragte seinen großen Bruder: „Frederick, sag mir, was ist Meditation?“ „Nichts leichter als das“, antwortete Frederick, „komm mit!“ Und Piggeldy folgte Frederick. „Weißt du wirklich was Meditation ist?“, fragte Piggeldy vorsichtig. „Natürlich weiß ich, was Meditation ist“, empörte sich Frederick. „Wenn man das in meinem Alter nicht weiß, dann weiß man es nie.“ „Dann sag es doch endlich“, bettelte Piggeldy. Frederick blieb noch still und lief weiter, dicht gefolgt von Piggeldy. Er ließ sich nicht gerne von seinem kleinen Bruder hetzen. „Hat Meditation was mit Medizin zu tun? Kann ich das schlucken, wie den Zaubertrank von Miraculix in Asterix und Obelix?“, und Piggeldys Augen leuchteten bei dieser grandiosen Vorstellung.

Auf einem Hügel mit einem schönen Weitblick stoppte Frederick den Spaziergang und setzte sich behutsam nieder. Piggeldy ließ sich neben Frederick ins Gras plumpsen. Er wälzte sich auf dem Rücken hin und her und genoss das weiche Polster aus frischem Gras und bunten Blümchen. „Was für ein Schweineleben!“ freute sich Piggeldy.

„Setz dich ganz ruhig hin, Piggeldy,“ sagte schließlich Frederick mit ruhiger Stimme. Piggeldy schaute verwundert zu Frederick auf. „Aber warum denn? Du weißt doch, wie sehr ich es genieße, mich in der Wiese zu wälzen. Aber gut, wenn du meinst.“ „Nun“ antwortete Frederick, „du wolltest wissen, was Meditation ist. Meditation ist, wenn du ganz ruhig sitzt, deinen Körper spürst und die restliche Welt auf Pause stellst.“ „Echt jetzt. Das soll Meditation sein? Ist das nicht schrecklich langweilig?“ wollte Piggeldy weiterwissen. „Während dem Meditieren kannst du dich auf verschiedene Dinge konzentrieren. Zum Beispiel kannst du auf deinen Atem achten. Oder du kannst dich auf bestimmte Bilder und Gedanken konzentrieren, die dir Entspannung und Leichtigkeit bringen.

Wir versuchen es gleich einmal mit dem Meditations-Trampolin.“ Piggeldy wurde neugierig und wartete gespannt auf die nächsten Worte. „Leg dich auf den Rücken.“ Piggeldy suchte sich eine bequeme Position in Rückenlage und Frederick stand schon bereit mit einer wunderschönen Margerite im Maul und legte sie Piggeldy auf seinen Bauch. „Atme jetzt 10-mal tief ein und aus und beobachte die Blume, wie sie hoch und runter geht – wie auf einem Trampolin.“ Piggeldy freute sich über die schöne Margerite und atmete wiederholt ein und aus. Sein Bauch wurde tatsächlich zum Trampolin und er ließ die Blume nicht aus seinen Augen. Frederick hatte sich neben Piggeldy auf den Rücken gelegt und lauschte Piggeldys Atemzügen. In dem Moment, als eigentlich der 6. Atemzug dran gewesen wäre, erzählte Piggeldy von seinen vielen Gedanken, die ihm im Kopf herumschwirrten.

Frederick besänftigte Piggeldys Aufregung und sagte: „Das ist in Ordnung. Das passiert jedem! Aber während der Meditation kannst du lernen, deine Gedanken zu beobachten, ohne ihnen zu folgen. Du kannst sie wie Wolken betrachten, die vorbeiziehen, ohne daran festzuhalten.“ „Psst!“, meinte Piggeldy, „ich habe noch vier Mal Ein – und Ausatmen.“ Piggeldy atmete ein und aus, ließ den nächsten Atemzug einströmen und wieder ausströmen und fokussierte die Blume auf seinem „Trampolin“. Nach dem 10. Atemzug, er hatte im Stillen mitgezählt, bemerkte er, wie ein wohliges Gefühl sich in seinem Inneren ausbreitete und seine Mundwinkel immer weiter Richtung Ohren wanderten. Jetzt hatte er das Bedürfnis sich zu bewegen. Er streckte und wälzte sich und steckte sich die Blume, die zwischenzeitlich von seinem Bauch gerutscht war, liebevoll zwischen seine Zähne.

Ohne Worte marschierte Frederick los und Piggeldy folgte Frederick zufrieden nach Hause.

Ihre Susanne Burkhardt