Autorin: Susanne Schönmetz  • Lesezeit 5 Minuten

Laufen lernen – yogisch inspiriert„. Heute möchte ich von meinen Lauf-Erfahrungen berichten. Vor zwei Jahren besuchte ich einen Lauf-Kurs für Anfänger. Ich fühlte mich damals durch die Kurs-Ausschreibung angesprochen, da ich das Laufen bereits auf eigene Faust versucht hatte, aber immer schnell wieder aufgab.

Fachfrau(-mann) muss her

Nun wollte ich es mit fachkundiger Unterstützung noch einmal versuchen. Ich war erstaunt was ich mit einem passenden Training in 10 Wochen erreichen konnte und möchte gerne jedem Anfänger einen Kurs bei einem guten Trainer empfehlen. Zum Abschluss des Kurses bekam ich von meinem Mann eine Lauf-Uhr geschenkt und trainierte fleißig weiter.

Man muss nicht alles messen!

Eine Weile hat mich diese Uhr begleitet, doch irgendwie kamen wir nicht so richtig miteinander klar. Für eine Weile habe ich das Laufen eingestellt, da ich eine Reizung an der Plantarfaszie hatte. Nach dieser Pause und einem Neustart ohne Uhr habe ich meinen eigenen Rhythmus gefunden.

Yogisch inspiriert

Nun laufe ich „yogisch inspiriert“ – ich nenne das so. Ich versuche mich beim Laufen mit großer Achtsamkeit selbst zu beobachten und kennenzulernen, genauso wie ich es sonst beim Yoga tue. Ich versuche feinfühlig mit meinem Körper umzugehen und meine persönlichen Grenzen wahrzunehmen.

Gewaltig gewaltlos

Die wichtigste Botschaft im Yoga ist Ahimsa – Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebewesen und ich selbst bin dabei eingeschlossen. Ein gewaltfreies Üben fordert, die Grenzen des Körpers zu akzeptieren und zu respektieren. Genau wie meine Yogapraxis darf mein Lauf durchaus fordernd sein aber er sollte nicht erschöpfend sein.

Kein Tag wie der andere

Jedes Mal wenn ich laufe spüre ich auf ein Neues, denn kein Tag ist wie der andere. Ich nehme meine Tagesform wahr. Ich spüre, „was ist jetzt?“ Wie fühle ich mich im Moment? Wie fühlt sich mein Körper gerade an? Ist es hinter meiner Stirn gerade chaotisch oder aufgeräumt? Was beschäftigt mich? Was treibt mich um? Ich spüre meinen Herzschlag und meinen Atem. Ich spüre wie meine Füße den Boden berühren, welcher Bereich meines Fußes zuerst den Boden berührt, spüre den Druck meiner Fußsohlen und das Abrollen des Fußes. Ich begegne mir mit Neugier, Offenheit und Akzeptanz.

Ehrlich sein – vor allem zu mir

Ich versuche ehrlich mit mir zu sein, meine Anstrengung, meinen Ehrgeiz, ein Unbehagen, Erschöpfung, einen Schmerz nicht zu verdrängen sowie meine Stärken und Schwächen zu erkennen, zu ihnen zu stehen und sie anzunehmen. Besonders im Nachhinein kann ich den angemessenen Umgang mit meinem Körper spüren. Brauche ich nach meinem Lauf lange um mich zu regenerieren oder fühle ich mich danach frisch, leicht, gelöst und belebt.

Keine Blumentöpfe zu gewinnen

Ich laufe ohne Leistungsdruck. Meine Trainingseinheit besteht aus einem Mix aus schnellem oder langsamen gehen, aus gemütlichem Traben, einem kurzen Sprint, federleichten Sprüngen, beschwingten und auch mal schweren Schritten. Ich versuche ganz im Moment zu sein. Natürlich tauchen immer wieder Gedanken auf, ganz so wie beim Yoga oder in der Meditation auch. Ich nehme dies wahr, wenn es z.B. ein wichtiger Gedanke ist. Ich nehme mir dann vor, diesen Gedanken später wieder aufzugreifen und bringe meine Aufmerksamkeit zurück zu meiner direkten Erfahrung.

Kontakt zu mir

Wenn ich laufe bin ich ganz verbunden mit mir selbst, wenn ich es etwas langsamer angehen lasse, weil mein Herz zu schnell schlägt und mein Atem zu angestrengt ist, dann weite ich meine Wahrnehmung aus, dann bin ich für alle äußeren Eindrücke offen. Ich nehme die Natur wahr, den Waldboden, den Geruch einer frisch gemähten Wiese oder das Harz umgesägter Bäume. Dazu  spüre ich die Luft auf der Haut oder nehme den Wind wahr, wie er durch die Blätter der Bäume rauscht oder sanft mit dem Getreide auf dem Feld spielt. Vögel zwitschern, ich höre einen Bauer mit seinem Traktor und den Verkehrslärm. Zu sehen gibt es auch Vieles – ein Eichhörnchen im Baum und einen Hasen auf dem Feld. Ich gehe ganz auf im Moment und es entsteht Freude und Wohlbefinden.

Ich denke, bewusstes und achtsames Erleben eignet sich für jedes Bewegungsprogramm und hätte darüber hinaus auch noch den Vorteil dass es zu weniger Verletzungen und Problemen durch Überforderung kommt.

Fühle dich eingeladen es zu versuchen!

Susanne Schönmetz