Autorin:  Antje Künstle • Dauer: 4 Minuten • 


Reise nach innen. Wenn wir an Entwicklung und Entfaltung denken, haben wir häufig ein Bild im Kopf von etwas dass sich öffnet oder im Raum ausdehnt. Wie eine Blüte, deren Blätter sich entfalten oder ein Projekt, das größer wird und Form annimmt. Diese Art der Entwicklung ist auf das äußere gerichtet. Und dafür braucht es Raum. Raum, in den sich etwas hineinentwickeln kann. Doch was, wenn dieser äußere Raum nicht zur Verfügung steht? Wenn es im außen eng und begrenzt ist? Dann brauchen wir Eigenschaften, wie Flexibilität damit wir nicht stagnieren.

Dies ist mir neulich im Yogaunterricht in einer bestimmten Haltung, dem Drehsitz bewusst geworden. Dieses Asana ist eine recht kompakte in sich verdrehte Sitzhaltung, bei der vor allem die tiefe Bauchatmung schwerfällt, weil man den Oberschenkel dicht an den Bauch gedrückt hält. Ich ermutige die Teilnehmer dennoch sanft in den Bauch zu atmen. Quasi gegen den Widerstand des Oberschenkels. Wenn sich der Bauch hier nicht wie ansonsten nach außen ausdehnen kann, dehnt er sich mehr nach innen aus. Denn jedes Einatmen verursacht eine Ausdehnung; die Luft beim Luftholen muss ja schließlich irgendwohin.

Durch die Enge im Drehsitz geht die Atembewegung tiefer in den eigenen Körper hinein. Das Zwerchfell drückt sanft die Bauchorgane nach unten, welche dadurch massiert werden. Das sorgt für eine bessere Durchblutung der Beckenorgane und auch der Beckenboden schwingt leicht mit. Es kommt tief im Bauchraum etwas in Bewegung. Nicht selten wirkt diese Übung auch anregend auf den Verdauungstrakt. Also ein weiterer Vorteil.

Das bringt mich zu der Überlegung, ob man das generell so sehen kann: Wenn wir im Leben auf Widerstand treffen, der Weg nicht weiter geht, mag es hilfreich sein, flexibel zu bleiben und den Blick nach innen zu richten. Wo in mir zeigen sich Widerstände? Aber auch, welche Möglichkeiten gibt es? Was darf sich jetzt in mir entfalten? Oder wo blockiere ich mich selbst? Was will noch verarbeitet oder verdaut werden?

Solche Fragen helfen uns, uns achtsam und präsent mit unseren tieferen Bedürfnissen, Ängsten und Glaubenssätzen auseinanderzusetzen. Mit dem, was jetzt ansteht, um zu wachsen.

Eine einfache Yogaübung kann uns daran erinnern, die Lösung in uns selbst zu finden, statt wie gewohnt im außen zu suchen.

Viel Freude und Erkenntnis auf der Reise nach innen wünscht Dir

Deine Antje Künstle