Autorin: Sibylle Schiller • Dauer: 5 Minuten •
Ayurveda und Epigenetik – Parallelen im Licht von Atem und Bewegung.
Ayurveda: Die Weisheit der Natur
„Gutes und schlechtes Leben, glückliches und unglückliches Leben, was dem Leben zu- bzw. abträglich ist; das Maß des Lebens und seiner Komponenten und das Leben selbst – wo all dies erklärt wird, das nennt man Ayurveda.“
Charaka Samhita Sutrastharam 1,41
Ayurveda ist eine ganzheitliche Heilmethode, die Körper, Geist und Seele als Einheit sieht. Sie fördert die Selbstheilung durch Ernährung, Lebensweise, Bewegung, Ruhe, Meditation, Atemübungen und Heilkräuter.
Äußere Einflüsse können unser inneres Gleichgewicht stören. Das Dosha-Konzept – Vata, Pitta und Kapha – beschreibt unsere individuelle Konstitution und ihren Einfluss auf die Gesundheit. Ayurveda empfiehlt einen Lebensstil, der zur eigenen Natur und zur Umgebung passt.
Epigenetik: Steuerung unserer Gene
Die Epigenetik zeigt: Unsere Gene bestimmen nicht alles – Umwelt, Ernährung, Lebensstil und Gedanken beeinflussen, welche Gene aktiv sind.
Ebenso hinterlassen Stress, Bewegung und Gefühle Spuren an unseren Genen und verändern ihre Wirkung. So kann ein bewusster, gesunder Lebensstil unsere Gesundheit positiv beeinflussen – sogar über Generationen hinweg.
Diese moderne Erkenntnis passt gut zum alten Wissen des Ayurveda: Achtsamkeit, Ernährung und Balance fördern langfristig Wohlbefinden und innere Stärke.
Ayurveda und Epigenetik verfolgen ein gemeinsames Ziel: Gesundheit aktiv gestalten – durch bewussten Lebensstil, passende Ernährung und den Umgang mit Gedanken und Emotionen. Beide zeigen, dass wir Einfluss auf unser körperliches und seelisches Gleichgewicht nehmen können – sei es über die Doshas oder über Genaktivität.
Atem als Brücke – zwischen Ayurveda, Epigenetik und Lebenskraft
Im Sutrasthana (Kap. 29, Vers 3) der Caraka Samhita heißt es sinngemäß: „Prana ist das, was Leben erhält. Ohne Prana ist kein Leben möglich.“
Und weiter (Sutrasthana 29.4–5): „Prana ist das wichtigste der Vayus (Lebenswinde). Es sitzt im Kopf und kontrolliert Atmung, Herz, Sprache, Geist, Wahrnehmung, Ausstrahlung und Bewusstsein.“
Damit beschreibt Ayurveda den Atem nicht nur als rein physiologischen Vorgang, sondern als Träger der Lebensenergie – Prana – die Körper, Geist und Bewusstsein durchdringt.
Atem und Epigenetik – Wirkung bis auf Zellebene
Auch die moderne Forschung bestätigt, wie tiefgreifend der Atem wirkt: Unser Atem beeinflusst die Aktivität unserer Gene. Chronischer Stress führt oft zu flachem, schnellen Atmen – ein Zustand dauerhafter Alarmbereitschaft, der auf zellulärer Ebene die Genregulation beeinträchtigen kann.
Im Gegensatz dazu kann bewusste, ruhige Atmung unser parasympathisches Nervensystem aktivieren – das System für Regeneration, Entspannung und Heilung. Laut epigenetischer Forschung lassen sich dadurch Gene positiv beeinflussen, die Entzündungen hemmen, das Immunsystem stärken und Heilprozesse fördern.
So trifft altes Wissen auf moderne Wissenschaft: Ayurveda und Yoga lehren seit Jahrtausenden, was die Epigenetik heute bestätigt – der Atem ist ein Schlüssel zur Gesundheit.
Zugang zu Prana – die Lebenskraft nähren
Prana, die feinstoffliche Lebensenergie, wird auf verschiedene Weise aufgenommen – vor allem über den Atem, aber auch durch:
- nährende Ernährung
- Sonnenlicht
- Bewegung
- Naturerleben
- positive Gedanken und Emotionen
Ein zentraler Weg, Prana bewusst zu lenken und zu stärken, ist das yogische Pranayama – die Kunst der Atemlenkung. Prana zeigt sich in unserer Lebendigkeit – sichtbar im Atem, spürbar in der Vitalität, wirksam in unserer inneren Ausstrahlung.
Wie wir atmen beeinflusst, wie wir leben.
Deine Sibylle Schiller
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